- Kommodore (Rang)
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Der Begriff Kommodore hat als Rangbezeichnung in der Schifffahrt und der Luftfahrt mehrere Bedeutungen und findet sowohl im Militärwesen als im Zivilbereich Verwendung.
Inhaltsverzeichnis
Militärwesen
Kommodore kann eine Funktionsbezeichnung für den Kommandeur eines militärischen Kampfverbands, ein militärischer Rang bzw. Dienstgrad sein.
Deutschland
Kaiserliche Marine und Kriegsmarine
In der Kriegsmarine der Wehrmacht und in der Kaiserlichen Marine war der Kommodore die Dienststellung eines Kapitäns zur See, der als Befehlshaber eines (kleineren) Schiffsverbandes eingesetzt war und anderen Kapitänen zur See vorgesetzt sein konnte. Er stand im Rang zwischen dem Konteradmiral und normalen Kapitänen zur See. Die genaue Dienstbezeichnung lautete Kapitän zur See und Kommodore (Anrede: „Herr Kommodore“; Anrede für andere Kapitäne zur See: „Herr Kapitän“). Mit Verfügung vom 13. März 1939 wurden die Dienstgradabzeichen eines Kommodores folgendermaßen festgesetzt: Auf beiden Unterarmen 1 Streifen von 5,2 cm Breite sowie 2 Reihen Eichenlaubstickerei auf dem Mützenschirm (wie Admirale). Die im Großtopp zu führende Rangflagge eines Kommodores war ein weißer Doppelstander, der auf einem weißen, in zwei Spitzen auslaufenden Quadrat ein Eisernes Kreuz zeigte, dessen Enden das Liek bzw. den oberen und den unteren Rand des Standers berührten. Standerlänge und Standerbreite standen im Verhältnis 2:5, der Standereinschnitt betrug 3/5 der Standerlänge. Dieser Kommodorestander findet heute bei der Deutschen Marine als Geschwaderstander Verwendung.
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Friedrich Ruge (mitte) als Kommodore der Kriegsmarine
Luftwaffe (Wehrmacht)
In der Luftwaffe der deutschen Wehrmacht war Kommodore die Funktionsbezeichnung für einen Kommandeur eines Geschwaders oder fliegenden Kampfverbandes, meist im Range eines Majors oder Hauptmanns.
Luftstreitkräfte (NVA)
Die Dienststellung des Geschwaderkommandeurs der NVA Luftstreitkräfte war vergleichbar der Funktionsbezeichnung Kommodore der Luftwaffe der Wehrmacht bzw. Kommodore der Bundesluftwaffe.
Luftwaffe (Bundeswehr)
In der Bundeswehr und einigen NATO-Ländern ist Kommodore die Funktionsbezeichnung für einen Kommandeur eines fliegenden Kampfverbandes oder Geschwaders, meist im Range eines Obersts bzw. Kapitäns zur See aus der Dienstgradgruppe der Stabsoffiziere. Hierarchisch ist der Kommodore dem Kommandeur eines Schiffsgeschwaders der Marine bzw. dem Kommandeur eines Regiments des Heeres vergleichbar.
Der Begriff findet generell Verwendung für alle Kommandeure der fliegenden Einsatzverbände, auch Geschwader (engl. wing oder group), der Luftwaffe und der Deutschen Marine. Der Kommodore ist dem englischen group captain vergleichbar.
Mit Kommodore oder Geschwaderkommodore werden auch die Kommandeure der Flugabwehrraketenverbände der Luftwaffe bezeichnet.
Anglo-amerikanische Marinen
In anglo-amerikanischen Marinen ist Kommodore (Commodore) der niedrigste Dienstgrad in der Dienstgradgruppe der Admirale. In der US Navy lebt diese Dienststellung heute nur noch als die eines Geleitzug-Kommandeurs fort; die rechteckige Kommandoflagge des Kommodores zeigt in dem Fall ein dunkelblaues Kreuz auf weißem Grund.
Im Übrigen hat der Dienstgrad des Commodore in der US Navy eine wechselvolle Geschichte: 1899 wurde er in der aktiven Marine abgeschafft und nur noch ehrenhalber an Captains verliehen, die aus dem aktiven Dienst ausschieden. 1943 wurde der Dienstgrad für die Dauer des Zweiten Weltkrieges wieder eingeführt; 1952 jedoch formell wieder abgeschafft. Die Kommandoflagge eines Commodore war ein dunkelblauer Doppelstander mit einem zentrierten weißen Stern. Mit dem Defence Officer Personnel Management Act von 1982 lebte der Dienstgrad unter der neuen Bezeichnung Commodore Admiral wieder auf. Die neue Kommandoflagge wurde jetzt der der übrigen Admirale angeglichen, sie besteht aus einer dunkelblauen Rechteckflagge mit einem zentrierten weißen Stern. Schon 1983 wurde der Dienstgrad wieder in Commodore geändert, um dann 1986 erneut geändert zu werden. Er lautet seitdem Rear Admiral (lower half). Als Dienstgradabzeichen trägt ein solcher Seeoffizier einen breiten Ärmelstreifen (Tresse) auf beiden Unterärmeln des Dienstjacketts.
In der britischen Royal Navy ist Commodore heute die Bezeichnung für den höchsten Offizierdienstgrad, der noch nicht zur Admiralität zählt. Die frühere Unterscheidung nach dem Commodore 1st Class (Flaggoffizier mit einem Kapitän zur See unter seinem Kommando) und dem Commodore 2nd Class (Kommandant eines Schiffes) ist seit 1958 entfallen. Die Dienstgradabzeichen des Commodore der Royal Navy entsprechen denen des US-Kommodores, weisen aber über dem Breitstreifen noch die in der Royal Navy übliche runde Schleife auf. Die Kommandoflagge eines britischen Commodore ist ein weißer Doppelstander mit dem roten Georgskreuz und einem roten Ball liekseits oben. Geleitzug-Commodores der Royal Naval Reserve des Zweiten Weltkrieges führten als Commodore 2nd Class den vorgenannten Doppelstander mit einem dunkelblauen Kreuz und Ball, als Commodore 1st Class einen gleichen Doppelstander ohne Ball.
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Rear Admiral (lh), US Navy
Zivilbereich
Im Zivilbereich kann der Begriff für einen Kapitän oder den Vorsitzenden eines Yachtclubs Verwendung finden.
Handels- und Sportschifffahrt
Ein Kommodore konnte in der Handelsschifffahrt bei großen Reedereien der dienstälteste Kapitän sein. Beispiele:
- Nikolaus Johnsen; Kapitän und Kommodore u. a. 1924 der Columbus und 1930 der Europa III beim Norddeutschen Lloyd (NDL)
- Leopold Ziegenbein; Kapitän und Kommodore u. a. auf der Bremen IV beim NDL
- Adolf Ahrens (Bremen); Kapitän und Kommodore u. a. der Columbus und der Bremen IV beim NDL
In der Sportschifffahrt wird oft der (Ehren-)Vorsitzende eines Yachtclubs so bezeichnet. So bekleidete Kaiser Wilhelm II. die Funktion des Kommodores des Kieler Yacht-Clubs, der damals noch Kaiserlicher Yacht-Club hieß.
Kategorien:- Dienststellung
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