Konrad Groß

Konrad Groß
Tischgrab des Konrad Groß im Heilig-Geist-Spital, Nürnberg

Der schwerreiche Konrad I. Groß (* ~1280; † 10. Mai 1356 in Bamberg) ist der bekannteste Vertreter der Nürnberger Ratsfamilie Groß. Berühmt wurde er vor allem für seine exorbitanten Seelgerätstiftungen, allen voran die des Heilig-Geist-Spitals in Nürnberg. Er ist der erste Nürnberger Bürger, dessen Lebensweg wir aus den Quellen halbwegs geschlossen rekonstruieren können.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Reichtum

Konrad Groß gehörte zu den ganz reichen Unternehmern der Reichsstadt Nürnberg in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Er war verheiratet mit Agnes Zollner († 1342) aus Bamberg und hatte vier Söhne und drei Töchter. In und um Nürnberg hatte er große Besitzungen, so den Plobenhof südlich der später errichteten Frauenkirche und die Herrensitze Simonshofen und Dehnberg. Er diente unter anderem als Finanzier des Bischofs von Bamberg und Kaiser Ludwigs des Bayern, zu dem er enge Beziehungen unterhielt. Von ihm erwarb er auch 1339 das Reichsschultheißenamt mit Zoll und Münzrecht, das ihn „über Rat und Bürgerschaft erhoben“ (Fleischmann, S. 458) hat.

Seelgerätstiftungen

Einen Großteil seines gewaltigen Vermögens wendete Konrad Groß für Seelgerätstiftungen auf, was ihn in Konflikt mit seinen Söhnen brachte, die sich als seine Geschäftspartner um ihr Erbe gebracht sahen. Motiv für die reichen Stiftungen mag unter anderem die kirchliche Missbilligung der auch von ihm getätigten Geldgeschäfte gewesen sein. Neben dem Heilig-Geist-Spital war Konrad Groß unter anderem beteiligt an der Gründung des Zisterzienserinnenklosters Himmelthron durch Kunigunde von Orlamünde (1343), einer Spitalstiftung der Kitzinger Benediktinerinnen (1344) und der Einsiedelei Pillenreuth mit Ludwig dem Bayern (1345).

Die Stiftung des Heilig-Geist-Spitals

Die Stiftung des Heilig-Geist-Spitals durch Konrad Groß 1331/39 gilt als eine der größten und wertvollsten Seelgerätstiftungen überhaupt. Das Heilig-Geist-Spital bot zunächst Platz für 128 Sieche und 72 Pfründner (Rentner), wurde nach Konrad Groß’ Tod aber bereits im Mittelalter mehrfach durch Zustiftungen erweitert. Die überformatige Stiftungsurkunde vom 13. Januar 1339 gibt Auskunft über die Motive der Stiftung: "Wie heilsam ist doch die Unterstützung der Armen, die, während sie bemüht ist, dem Nächsten in seinem augenblicklichen Unglück zu helfen, sich die Errettung vom ewigen Unglück verdient“ (Löhlein, S. 67). So steht keinesfalls selbstlose Nächstenliebe im Fokus des Stifterwillens, sondern vielmehr die Sorge um das Heil „seiner eigenen Seele, und der seiner Eltern, Freunde und Wohltäter“. Durch die Einrichtung zahlreicher Ewigmessen in der Spitalkirche sollte dieses Seelenheil gewährleistet werden.

Das Tischgrab des Konrad Groß

Konrad Groß starb 1356 in Bamberg und wurde in der ebenfalls in der Stiftung enthaltenen, im Zweiten Weltkrieg vollständig zerstörten, Kirche des Heilig-Geist-Spitals beigesetzt. Sein kunsthistorisch bedeutendes Grabmal befand sich ursprünglich im Chor der Kirche, ist heute aber im Kreuzigungshof des Spitals aufgestellt. Das Tischgrab wird der Werkstatt der Lorenzer Westfassade zugeschrieben und zeugt von dem gewaltigen Repräsentationswillen eines Nürnberger Bürgers. Acht Trauerfiguren (sogenannte Pleurants) in zeitgenössisch hochmoderner Gewandung scharen sich hockend um die Liegefigur des Verstorbenen mit dem Modell der gestifteten Kirche und tragen zugleich die (erneuerte) Deckplatte aus kostbarem Rotmarmor.

Literatur

  • Annamaria Böckel: Heilig Geist in Nürnberg. Spitalstiftung & Aufbewahrungsort der Reichskleinodien. Böckel, Nürnberg 1990, ISBN 3-87191-146-1 (Nürnberger Schriften 4).
  • Michael Diefenbacher, Rudolf Endres (Hrsg.): Stadtlexikon Nürnberg. 2., verbesserte Auflage. W. Tümmels Verlag, Nürnberg 2000, ISBN 3-921590-69-8 (online).
  • Günther P. Fehring, Anton Ress: Die Stadt Nürnberg. Kurzinventar. 2. Auflage bearbeitet von Wilhelm Schwemmer. Deutscher Kunstverlag, München 1977, ISBN 3-422-00550-1 (Bayerische Kunstdenkmale 10).
  • Peter Fleischmann: Rat und Patriziat in Nürnberg. Die Herrschaft der Ratsgeschlechter vom 13. bis zum 18. Jahrhundert. Band 2: Ratsherren und Ratsgeschlechter. Verein für Geschichte der Stadt Nürnberg, Nürnberg 2008, ISBN 978-3-87191-333-4 (Nürnberger Forschungen 31, 2).
  • August Gemperlein: Konrad Groß. Der Stifter des Nürnberger Heiliggeist-Spitals, und seine Beziehungen zu Kaiser Ludwig. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg 39, 1944, ISSN 0083-5579, S. 83–126.
  • Georg Wolfgang Karl Lochner: Groß, Konrad. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 9, Duncker & Humblot, Leipzig 1879, S. 744–748.
  • Georg Löhlein: Die Gründungsurkunde des Nürnberger Heilig-Geistpitals von 1339. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg 52, 1963–64, ISSN 0083-5579, S. 65–79.
  • Robert Suckale: Die Hofkunst Ludwigs des Bayern. Hirmer, München 1993, ISBN 3-7774-5800-7.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Groß (Patrizier) — Das Wappen der Groß Die Groß waren eine angesehene Patrizierfamilie der Reichsstadt Nürnberg, erstmals urkundlich erwähnt im Jahr 1274. Die Groß waren, mit kurzen Unterbrechungen, von 1319 bis 1558, im Inneren Rat vertreten und gehörten nach dem… …   Deutsch Wikipedia

  • Groß (Familienname) — Relative Häufigkeit des Familiennamens Groß in Deutschland (Stand: Mai 2010) Groß oder Gross ist der Name folgender Personen: der Nürnberger Patrizierfamilie Groß (Patrizier) Groß von Trockau, fränkisches Rittergeschlecht …   Deutsch Wikipedia

  • Konrad Adenauer — Konrad Hermann Joseph Adenauer (* 5. Januar 1876 in Köln; † 19. April 1967 in Rhöndorf, Stadtteil von Bad Honnef; eigentlich Conrad Hermann Joseph Adenauer) war von 1949 bis 1963 erster Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland sowie von 1951… …   Deutsch Wikipedia

  • Konrad Gumbel — (* 20. Oktober 1886 in Falkenberg; † 29. Dezember 1962 in Gießen) war ein hessischer Politiker (SPD) und ehemaliger Abgeordneter des Hessischen Landtags. Ausbildung und Beruf Konrad Gumbel war der Sohn des Wagners (Johann) Heinrich Gumbel und… …   Deutsch Wikipedia

  • Konrad Otto-Zimmermann — (* 9. Januar 1951 in Detmold) ist ein deutscher Umweltplaner und Verwaltungswissenschaftler. Inhaltsverzeichnis 1 Familie 2 Ausbildung und Beruf 3 Engagement 4 …   Deutsch Wikipedia

  • Groß-Enzersdorf — Groß Enzersdorf …   Deutsch Wikipedia

  • Konrad II. (Teck) — Konrad II. von Teck (* um 1235; † 2. Mai 1292 in Frankfurt am Main) war Herzog von Teck. Er diente Konradin von Schwaben bis zu dessen Hinrichtung im Jahre 1268. Anschließend führte er diplomatische Verhandlungen mit dem Papst Gregor X. im Namen… …   Deutsch Wikipedia

  • Konrad Hubert — (auch Pulbarbus (Spitzname), Ornipogonis (Spitzname), Konrad Huber, Konrad Huober, Konrad Humbert; * 1507 in Bergzabern; † 13. April 1577 in Straßburg) war ein reformierter Theologe, Kirchenliedkomponist und Reformator. Leben Hubert besuchte ab… …   Deutsch Wikipedia

  • Konrad Karl Glaser — (* 17. März 1876 in Nordheim; † 12. Januar 1956 ebenda) war ein deutscher Landwirt und Politiker (HBB/DNVP). Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Konrad Duden —   Den Namen Duden kennt man vor allem als Titel des Wörterbuchs, das lange Zeit die amtliche Rechtschreibung der deutschen Sprache wiedergab und bis heute das anerkannteste Wörterbuch zur deutschen Rechtschreibung ist. Konrad Duden (1829 1911),… …   Universal-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”