Kriegslied (Matthias Claudius)

Kriegslied (Matthias Claudius)
Schrecken des Krieges von Goya

Das Kriegslied mit den berühmten Anfangsworten „'s ist Krieg!“ ist ein Gedicht von Matthias Claudius aus dem Jahr 1774. Es erschien im vierten Band des ASMUS omnia sua SECUM portans.

Inhaltsverzeichnis

Entstehung

Das Gedicht wurde 1779 im „Voßischen Musenalmanach“ anlässlich des Bayerischen Erbfolgekriegs (Anspruch Österreichs auf Niederbayern und die Oberpfalz, nachdem die bayerische Linie der Wittelsbacher 1777 ausgestorben war) veröffentlicht.

Matthias Claudius wirkte zu diesem Zeitpunkt als Publizist in Wandsbek. In seiner Zeit hatten die preußisch-friederizianischen Kriege die Landkarte Mitteleuropas verändert.

Inhalt

's ist Krieg! 's ist Krieg!
O Gottes Engel wehre,
Und rede Du darein!
's ist leider Krieg –
und ich begehre
Nicht schuld daran zu sein!

Was sollt ich machen, wenn im Schlaf mit Grämen
Und blutig, bleich und blaß,
Die Geister der Erschlagenen zu mir kämen,
Und vor mir weinten, was?

Wenn wackre Männer, die sich Ehre suchten,
Verstümmelt und halb tot
Im Staub sich vor mir wälzten und mir fluchten
In ihrer Todesnot?

Wenn tausend tausend Väter, Mütter, Bräute,
So glücklich vor dem Krieg,
Nun alle elend, alle arme Leute,
Wehklagten über mich?

Wenn Hunger, böse Seuch und ihre Nöten
Freund, Freund und Feind ins Grab
Versammelten und mir zu Ehren krähten
Von einer Leich herab?

Was hülf mir Kron und Land und Gold und Ehre?
Die könnten mich nicht freun!
's ist leider Krieg - und ich begehre
Nicht schuld daran zu sein!

Interpretation

Matthias Claudius glorifiziert den Krieg nicht, sondern schildert ihn als grausam und leidvoll. Er benutzt dabei eine nüchterne Sprache und Wendungen aus der Alltagssprache. Die Wendung „'s ist leider Krieg“ wird dabei nicht als Floskel, sondern als Ausdruck echten Kummers gesehen.

Mit seiner Aussage „ich begehre nicht schuld daran zu sein“ bezieht Claudius eindeutig Stellung gegen den Krieg. Dieser Satz steht am Schluss der beiden Randstrophen und bezieht sich auf den vorhergehenden Ausruf „'s ist leider Krieg“.

Sonstiges

„’s ist Krieg!“[1] ist auch der Titel eines Gedichts von Kurt Tucholsky, das während des Ersten Weltkriegs verboten war. Es beginnt mit der folgenden Strophe:

Die fetten Hände behaglich verschränkt
vorn über der bauchigen Weste,
steht einer am Lager und lächelt und denkt:
»'s ist Krieg! Das ist doch das beste!
Das Leder geräumt, und der Friede ist weit.
Jetzt mach in anderen Chosen –
Noch ist die blühende, goldene Zeit!
Noch sind die Tage der Rosen!«

Literatur

  • Eckhardt Momber: „´s ist Krieg! ´s ist Krieg!“ Versuch zur dt. Literatur über den Krieg 1914-1933. Das Arsenal, 1981. ISBN 3-921810-50-7
  • Karl Hotz (Hg.): „Gedichte aus sieben Jahrhunderten“. Interpretationen. Bamberg. C. C. Buchners Verlag, 1993. ISBN 3-7661-4311-5

CD

  • Ritter und Raben (Balladen); Otto Sander und das Oakmusic Ensemble, 2007, Patmos Verlag

Quellen

  1. Transkription auf Wikisource

Weblinks


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