Kunějov

Kunějov
Kunějov
Kunějov führt kein Wappen
Kunějov (Tschechien)
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Basisdaten
Staat: Tschechien
Region: Jihočeský kraj
Bezirk: Jindřichův Hradec
Gemeinde: Člunek
Geographische Lage: 49° 5′ N, 15° 8′ O49.08332815.126014627Koordinaten: 49° 5′ 0″ N, 15° 7′ 34″ O
Höhe: 627 m n.m.
Einwohner: 51 (1. März 2001)
Postleitzahl: 378 33

Kunějov (deutsch Kunas) ist ein Ortsteil der Gemeinde Člunek in Tschechien. Der Ort ist als ein Grabenangerdorf angelegt.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Nachbarorte sind im Süden Dobrá Voda (Guttenbrunn) und Senotín (Zinolten), im Norden Člunek (Hosterschlag) und im Osten Kaproun (Kaltenbrunn)

Geschichte

Der Ort wurde im 12. Jahrhundert auf dem Gebiet eines aufgelösten Meierhofes gegründet. Die Anlage von Kunas und die bis 1945 gesprochene Ui-Mundart (nordbairisch) mit ihren speziellen bairischen Kennwörtern, weist auf eine Besiedlung durch bairische deutsche Stämme aus dem oberpfälzischen Raum hin, wie sie nach 1050, aber vor allem im 12/13. Jahrhundert erfolgte. [1] Im Laufe der Jahrhunderte änderte sich die Namensform des Ortes mehrmals. So schrieb man 1487 „Kunniegow“, 1555 „Kuniow“, 1696 „Gunnesz“ und schließlich im Jahre 1790 „Gunas“ bzw. „Kunas“.

Ursprünglich waren die Flurgrenzen des Ortes gegen Tieberschlag und Hosterschlag die Landesgrenzen zwischen Österreich und dem Königreich Böhmen. Nach einer Übereinkunft von Rudolf I. und dem böhmischen König Ottokar II. Přemysl kam der Ort an das Königreich Böhmen. Der Ort war bis ins 17. Jahrhundert ein Teil der Herrschaft Neuhaus. Danach kam es an die Herrschaft Neubistritz, bei welcher Kunas bis 1848 verblieb. Kunas war nach dem 17. Jahrhundert zu Adamsfreiheit und ab 1787 in Hosterschlag eingepfarrt. Ab diesem Jahr wurde auch die Matriken des Ortes geführt. Die Einwohner des Ortes lebten von der Vieh-, Forst- und Landwirtschaft. Weiters fertigten die Kunaser in Heimarbeit Weberei- und Stickereien. Neben der Landwirtschaft gab es noch Kleingewerbe im Kunas.

Einer der Nachfolgestaaten Österreich-Ungarns nach dem Ersten Weltkrieg, 1914–1918, war die Tschechoslowakei, die jene deutschsprachigen Gebiete Böhmens, Mährens und Schlesiens für sich beanspruchte, die seit Ende 1918 als Deutschösterreich galten. Der Vertrag von St. Germain[2] sprach die strittigen Territorien gegen den Willen der dortigen deutschen Bevölkerung, 1910 waren dies in Kunas 88%, der Tschechoslowakei zu. Maßnahmen in der Zwischenkriegszeit wie die Bodenreform 1919, die Sprachenverordnung 1926, die Neuansiedlungen sowie Neubesetzungen von Beamtenposten durch Personen der tschechischen Volksgruppe führten in Kunas, aber auch allgemein im Lande zu Spannungen und zur sogenannten {{Sudetenkrise]]. [3] Das Münchner Abkommen, dass die Abtretung des Sudetenlandes an Deutschland bestimmte, sollte diese Situation lösen. Demnach gehörte Kunas ab 1. Oktober 1938 zum deutschen Reichsgau Niederdonau.[4]

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges am 8.Mai 1945 - der 23 Opfer forderte - wurden die im Münchener Abkommen an Deutschland übertragenen Territorien wieder der Tschechoslowakei zugeordnet. Am 30. Mai 1945 hatten, laut Anordnung der tschechischen „Partisanen“ (damalige Bezeichnung für die ortsfremden militanten Tschechen), alle deutschen Bürger innerhalb einer halben Stunde den Ort zu versammeln und wurden über Neuhaus nach Österreich „wild“ vertrieben. Dabei kam es zu Ziviltoten unter den Vertriebenen. [5] Das Beneš-Dekretes 115/46 (Straflosstellungsgesetz) schützte vor einer juristische Aufarbeitung der Geschehen. Die Hauptalliierten des Zweiten Weltkrieges sanktionierten im Potsdamer Kommuniqués ohne Prüfung individueller Schuld, die Zwangsaussiedlung der deutschen Bevölkerung aus der Tschechoslowakei.[6]. Bis auf 13 Personen waren alle Ortsbewohner bereits vor der Umsetzung dieses Abkommens vertrieben worden. [7] Bereits am 25. Oktober 1945 war, aufgrund des Beneš-Dekretes 108, das gesamte bewegliche und unbewegliche Vermögen der deutschen Einwohner konfisziert und unter staatliche Verwaltung gestellt worden. Eine Wiedergutmachung ist seitens der Tschechischen Republik nicht erfolgt. In Übereinstimmung mit den ursprünglichen Überführungs-Zielen [8] des Potsdamer Kommuniqués verlangte die Rote Armee, den Abschub aller Sudetendeutschen aus Österreich nach Deutschland. Von den Vertriebenen konnten so nur wenige Familien in Österreich verbleiben. [9]

Am 14. Juni 1964 wurde die Ortschaft in die nördliche Nachbargemeinde Člunek eingemeindet. Im Jahre 2001 bestand das Dorf aus 33 Wohnhäusern, in denen 51 Menschen lebten.

Wappen und Siegel

Das einzige bekannte Gemeindesiegel stammte aus dem 19. Jahrhundert. Es handelt sich hierbei um einen bildlosen Gemeindestempel, der ab 1919 zweisprachig war. Aus Bericht lässt sich entnehmen, dass davor alle rechtlichen Angelegenheiten von den Dorfrichtern in Zinolten oder Grambach besiegelt wurden.[10]

Bevölkerungsentwicklung

Volkszählung Einwohner gesamt Volkszugehörigkeit der Einwohner
Jahr Deutsche Tschechen Andere
1880 669 659 9 1
1890 592 591 1 0
1900 558 547 11 0
1910 478 471 7 0
1921 427 411 9 7
1930 414 378 26 10
1991 75
2001 51

[11][12]

Sehenswürdigkeiten

  • Kapelle der Heiligen Philipp und Jakob (1855), Altar und Bilder von J. Neumann
  • Kriegerdenkmal

Quellen und Literatur

  • Valerie Spazierer: Damals, meine Lebenserinnerung aus Kunas
  • Felix Bornemann: Kunst und Kunsthandwerk in Südmähren. Maurer, Geislingen/Steige 1990, ISBN 3-927498-13-0, S. 15.
  • Bruno Kaukal: Die Wappen und Siegel der südmährischen Gemeinden. Knee, Wien 1992, ISBN 3-927498-19-X, S. 116f.
  • Alfred Schickel, Gerald Frodl: Geschichte Südmährens. Band 3. Die Geschichte der deutschen Südmährer von 1945 bis zur Gegenwart. Südmährischer Landschaftsrat, Geislingen an der Steige 2001, ISBN 3-927498-27-0, S. 358. 
  • Walfried Blaschka, Gerald Frodl: Der Kreise Neubistritz und Zlabings von A bis Z. Südmährischer Landschaftsrat, Geislingen/Steige 2006, S. 80f.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Leopold Kleindienst:Die Siedlungsformen, bäuerliche Bau- und Sachkultur Südmährens, 1989, S.10
  2. Felix Ermacora: Der unbewältigte Friede: St. Germain und die Folgen; 1919–1989 , Amalthea Verlag, Wien, München, 1989, ISBN 3-85002-279-X
  3. Wolfgang Brügel: Tschechen und Deutsche 1918 – 1938, München 1967
  4. Walfried Blaschka, Gerald Frodl: Die Kreise Neubistritz und Zlabings von A bis Z, 2009, S. 68
  5. Alfred Schickel, Gerald Frodl: Geschichte Südmährens. Band III. Maurer, Geislingen/Steige 2001, Kunas 358, 491. ISBN 3-927498-27-0,
  6. Charles L. Mee: Die Potsdamer Konferenz 1945. Die Teilung der Beute. Wilhelm Heyne Verlag, München 1979. ISBN 3-453-48060-0.
  7. Cornelia Znoy: Die Vertreibung der Sudetendeutschen nach Österreich 1945/46, Diplomarbeit zur Erlangung des Magistergrades der Philosophie, Geisteswissenschaftliche Fakultät der Universität Wien, 1995
  8. Cornelia Znoy:Die Vertreibung der Sudetendeutschen nach Österreich 1945/46, Diplomarbeit zur Erlangung des Magistergrades der Philosophie, Geisteswissenschaftliche Fakultät der Universität Wien, 1995
  9. Alfred Schickel, Gerald Frodl: Geschichte Südmährens. Band 3. Die Geschichte der deutschen Südmährer von 1945 bis zur Gegenwart. Südmährischer Landschaftsrat, Geislingen an der Steige 2001, ISBN 3-927498-27-0, S. 358f. 
  10. Hadam:Geschichte der Stadt und ehem. Herrschaft Neubistritz, 1981
  11. Historický místopis Moravy a Slezska v letech 1848–1960, sv.9. 1984
  12. http://www.czso.cz/csu/2009edicniplan.nsf/t/010028D080/$File/13810901.pdf

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