Schlacht- und Viehhof Augsburg

Schlacht- und Viehhof Augsburg

Der Schlacht- und Viehhof in Augsburg befand sich von seiner Eröffnung am 8. Oktober 1900 bis zur Schließung am 28. März 2004 in der Proviantbachstraße im Textilviertel und beherbergte den städtischen Schlachtbetrieb.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Schon im Mittelalter errichteten viele Städte eigene Schlachthäuser und Fleischbänke, um Preis und Qualität der Fleischversorgung zu beeinflussen. Das Augsburger Stadtrecht von 1276 erwähnt ein Schlachthaus, in dem alles Großvieh geschlachtet werden musste. Ab 1355 ist ein Schlachthaus neben dem Kloster Maria Stern belegt. 1606/09 wurde die Stadtmetzg von Elias Holl errichtet und in unmittelbarer Nähe ein Schlachthaus errichtet, welches 1718 erweitert und 1850 durch einen Neubau (Schlachthausgässchen 4; Baurat: Kollmann) ersetzt wurde. Da in der Altstadt jedoch der verfügbare Raum für weitere Erweiterungen begrenzt war, begann man 1878 mit einer Neuplanung.

Östlich des Proviantbaches auf dem 6,05 ha großen Areal des ehemaligen Städtischen Baumagazins entstand ab 1898 der Schlacht- und Viehhof. Die bauliche Leitung unterstand dem Stadtbaurat Fritz Steinhäußer und dem Architekten Gotthelf Stein. Für 3 Mio. Mark entstand die seinerzeit wohl modernste Anlage im Deutschen Reich. Der neue Schlachthof ging 1900 in Betrieb.

1975-1981 fand eine Generalsanierung statt. Der Schlacht- und Viehhof wurde zum zweitgrößten Schlachtzentrum Bayerns. 1996 wurden 218.163 Schlachtungen durchgeführt.[1].

Der Schlacht- und Viehhof besaß eine Anbindung an die Augsburger Localbahn. Die Gleisanlagen wurden abgebaut, nachdem der Transport von Schlachtvieh per Bahn allgemein eingestellt wurde.

Bauwerke

Kasse im Verwaltungsgebäude, 2003

Der Komplex aus 22 Gebäuden unterteilte sich in drei Komplexe: allgemeine Gebäude, Viehhof und Schlachthof. Erhalten blieben Gebäude im Eingangsbereich des Schlacht- und Viehhofes und die ehemalige Großvieh- bzw. Kälbermarkthalle.

Eingangsbereich

Im an der Proviantbachstraße gelegenen Eingangsbereich sind drei kubische Baukörper erhalten: das Verwaltungsgebäude, die Restauration mit erdgeschossigem Saalanbau und die Direktion mit Wohnung.

Kälberhalle

Das beeindruckendste Bauwerk ist die ehemalige Großviehmarkthalle, die sog. „Kälberhalle“. Das ca. 1700 m² große Gebäude hat einen dreischiffigen Grundriss im Basilika-Stil und eine korbbogenförmige Eisenkonstruktion als Dach. An den Seitenschiffen werden die Viehunterstände von Pultdächern überdeckt, welche schmiedeeiserne Konsolen aufweisen. Die zweifarbige Blankziegelfassade wird durch Rundbogenfenster unterbrochen. Vor der Halle erstreckt sich eine große Wiese mit einem 90-jährigen Kastanienbestand. Im Innern der Halle sind teilweise noch originale Wartebuchten aus schmiedeeisernen Pfosten erhalten. Der Boden der Halle besteht aus „Großhesseloher Klinker“.[2]

Heutige Nutzung

Auf dem südlichen Teil des Geländes wurde im April 2004 ein neuer Kompaktschlachthof der Augsburger Schlachthof GmbH in Betrieb genommen.

Die restliche Bausubstanz und 15.000 m² Gewerbefläche sind derzeit im Besitz der Dierig Textilwerke GmbH, welche u.a eine Erlebnisgastronomie und eine Nutzung der Kälberhalle als „Kunst- und Kulturtreffpunkt im KU-Werk" vorsieht.[3]

Literatur

  • Wilhelm Ruckdeschel: Industriekultur in Augsburg. Brigitte Settele Verlag, Augsburg 2004, ISBN 3-932939-44-1.
  • Bernt von Hagen, Angelika Wegener-Hüssen: Denkmäler in Bayern. Bd. 83: Stadt Augsburg. Karl m. Lipp, München 1994, ISBN 3-87490-572-1.
  • Günther Grünsteudel, Günter Hägele, Rudolf Frankenberger (Hrsg.): Augsburger Stadtlexikon. 2. Auflage. Perlach, Augsburg 1998, ISBN 3-922769-28-4.
  • Stadt Augsburg (Hrsg.): Tag des offenen Denkmals 2003. Wißner, 2003. ISBN 3-89639-406-1 [1]
  • Webseite der Dierig Immobilien [2]

Weblinks

  • Fotografie der Kälberhalle [3] [4]

Einzelnachweise

  1. Stadtlexikon, S.786
  2. Denkmäler in Bayern/Stadt Augsburg, S.364
  3. Dierig Webseite
48.37147510.91809

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