Champagne (Weinbaugebiet)

Champagne (Weinbaugebiet)
Weinberge im Tal der Marne bei Bonneil

Das Weinbaugebiet Champagne ist das für den Anbau der Grundweine des Champagners zugelassene Gebiet. Seine Ausdehnung wurde am 22. Juli 1927 festgelegt. Es ist nicht mit der administrativen Region Champagne-Ardenne bzw. der historischen Landschaft Champagne identisch, vielmehr umfasst es auch noch in den Regionen Picardie und Île-de-France gelegene Weinberge. Neben dem Champagner gibt es innerhalb der Weinbauregion noch zwei kleine Appellationen für Stillwein, die Côteaux Champenois und den Rosé des Riceys.

Das Anbaugebiet erstreckt sich auf etwa 34.000 Hektar in fünf Départements: Marne, Aube, Aisne, Haute-Marne und Seine-et-Marne, wobei die beiden letzteren nur sehr kleine Rebflächen besitzen. Im Jahr 2002 waren 32.710 ha bestockt, von diesen standen wiederum 30.891 ha im Ertrag. Eine Ausweitung des Anbaugebietes auf 357 Gemeinden ist beschlossen.[1] Die Festlegung der zugelassenen Parzellen ist für das Jahr 2015 geplant, Champagner-Trauben können dort ab 2017 gelesen werden.[2] Blaupause für die Ausweitung war die AOC-Zulassung von 30 Hektar in der Gemeinde Fontaine-sur-Aÿ im Jahr 1995 nach dreizehnjährigem Rechtsstreit.[3]

Inhaltsverzeichnis

Klima und Boden

Weinberge der Côte des Blancs bei Vertus

Mit der Lage zwischen dem 48° und 49,5° nördlicher Breite liegt die Champagne an der Nordgrenze des Weinbaus. Das Klima ist semi-kontinental mit ozeanischen Einflüssen. Die jährliche Niederschlagsmenge ist mit 650 bis 700 mm recht moderat. Die Sonnenscheindauer beträgt durchschnittlich 1.650 Stunden, wovon aber ein Viertel auf Juli und August entfallen.[4] In der Summe hat das Klima der Champagne eine recht langsame Reifung der Trauben zur Folge, was wiederum Frische und Finesse des Champagners fördert. Dazu kommt, dass für den Grundwein ein natürlicher Alkoholgehalt von 11 Vol.-% völlig ausreicht, da für die zweite Gärung in der Flasche (siehe Flaschengärung) Zucker zugesetzt wird.

Die Champagne ist bekannt für ihren Boden aus Belemnit-Kreide. Dieser aus der Oberen Kreidezeit stammende Bodentyp findet sich im Herzen des Anbaugebietes zwischen der Montagne de Reims und der Côte des Blancs. Er speichert die Feuchtigkeit sehr gut, leitet aber überschüssiges Wasser ebenso gut nach unten ab. Ebenfalls kalkhaltige Böden, aber mit mehr Lehm vermischt, finden sich im Süden des Weinbaugebietes in der Côte des Bar. Er entstammt der geologischen Formation des Kimmeridgium aus dem Oberen Jura, ähnlich wie in der Gegend um Chablis. Geologisch deutlich jünger sind die Böden im Tal der Marne. Sie sind als sandig-lehmig zu bezeichnen und stammen aus dem Paläogen. Im Mittel sind die Hänge dort steiler als in den vom Kalkgestein geprägten Gebieten.

Rebsorten

In der Champagne werden im Wesentlichen drei Rebsorten angebaut, deren Wahl vor allem vom Boden bestimmt wird. Der Kreideboden mit seiner guten Wasserregulierung kommt vor allem dem Chardonnay entgegen, der 28 % der Anbaufläche stellt. Auf den härteren und schwereren Böden der Montagne de Reims und des Départements Aube gedeiht der Pinot Noir mit insgesamt 39 % Anteil besonders gut. Die Lehmböden des Marnetals sagen dem Pinot Meunier zu, der die verbleibenden 33 % stellt.[5]

Im Jahr 2002 waren 91 ha oder 0,3 % der Anbaufläche mit den übrigen zugelassenen Rebsorten bestockt. Dies sind der Grau- und Weißburgunder sowie die fast verschwundenen Arbane und Petit Meslier.[6]

Gebietseinteilung

Das Gebiet ist in 20 natürliche Regionen eingeteilt, die jeweils über recht homogene Terroirs verfügen. Diese sind in sechs Großregionen zusammengefasst. Die größten Kellereien befinden sich zwar in den Städten Reims und Épernay. Als Herz des Weinbaugebietes mit den besten Lagen können jedoch die Regionen Verzenay und Bouzy-Ambonnay im östlichen bzw. südlichen Teil der Montagne de Reims, die Côte des Blancs mit den Orten Avize und Oger sowie das Grande Vallée de la Marne um Aÿ gelten. Hier liegen auch alle als Grand Cru eingestuften Weinbaugemeinden (siehe unten).

Großregion Region Rebfläche (ha)[4] Rebsorten[4]
  Massif de Saint-Thierry
Vallée de l’Ardre
989
900
Pinot Noir und Meunier
75 % Pinot Meunier

Montagne de Reims

Région d’Ecueil

Région de Chigny-les-Roses
Région de Verzenay

Région de Trépail – Nogent de l’Abbesse
Région de Bouzy – Ambonnay

1.600

zusammen
2.360

950
1.100

65 % Pinot Meunier

45 % Meunier, 30 % Pinot Noir
80 % Pinot Noir

überwiegend Chardonnay
75 % Pinot Noir

Vallée de la Marne

Grande Vallée de la Marne

Région d’Épernay

Vallée de la Marne (rive droite)
Vallée de la Marne (rive gauche)

Région de Condé-en-Brie
Région est de Château-Thierry
Région ouest de Château-Thierry

1.876

1.240

zusammen
5.152

zusammen
2.989

60 % Pinot Noir, 20 % Meunier


75–80 % Pinot Meunier

Côte des Blancs

Côte des Blancs 3.150 über 95 % Chardonnay

Petit Morin et Grand Morin

Région de Congy-Villevenard
Région de Sézanne
1.013
1.382
über 50 % Meunier
über 75 % Chardonnay

Côte de Champagne

Région de Vitry-le-François 343 Chardonnay

Côte des Bar

Bar Séquanais
Bar-sur-Aubois
zusammen
7.099
über 85 % Pinot Noir
  Champagne insgesamt ca. 32.700 38 % Pinot Noir, 34 % Meunier, 28 % Chardonnay

Klassifizierung der Gemeinden

Die meisten Weinbauern in der Champagne stellen keinen eigenen Champagner her, sondern verkaufen ihre Trauben an die großen Champagnerhäuser oder Winzergenossenschaften. Je nach Qualitätspotenzial der Weinberge erzielten die Trauben dabei in der Vergangenheit unterschiedlich hohe Preise. Die Erfahrungswerte der Courtiers genannten Traubenmakler bildeten den Ausgangspunkt der Klassifizierung der Champagner-Weinberge auf einer Prozent-Skala. Sie wurde ständig verfeinert und 1911 schriftlich fixiert. Entsprechend dem Verhältnis des tatsächlichen zum maximal erzielbaren Traubenpreises wurden alle Gemeinden auf einer von 80 % bis 100 % reichenden Skala (échelle des crus) eingestuft. Zwischen den einzelnen Lagen in den Gemeinden wird hingegen – anders als etwa im Burgund – nicht weiter differenziert. In einigen Gemeinden gibt es aber Unterschiede in der Einstufung zwischen roten und weißen Rebsorten. Die Bestimmung der Traubenpreise nach dem Prozent-Verfahren wurde 1999 abgeschafft.

Die mit 100 % eingestuften Gemeinden dürfen die Bezeichnung Grand Cru führen. Zwischen 90 und 99 % gilt eine Gemeinde als Premier Cru. Von den zurzeit 324 Weinbaugemeinden[1] der Champagne sind 17 als Grand Cru und 44 als Premier Cru eingestuft. Die Grand-Cru-Gemeinden stellen mit ca. 4.400 ha 13,5 % der gesamten Rebfläche[7]. Im Einzelnen sind dies:

Montagne de Reims Vallée de la Marne Côte des Blancs
Ambonnay
Beaumont-sur-Vesle
Bouzy
Louvois
Mailly-Champagne
Puisieulx
Sillery
Tours-sur-Marne
Verzenay
Verzy
Aÿ Avize
Chouilly
Cramant
Le Mesnil-sur-Oger
Oger
Oiry

Die folgenden Gemeinden mit einer Ertragsfläche von ca. 6.000 ha (18,3 % der Gesamtfläche) dürfen ihre Gewächse als Premier Cru bezeichnen (nach Einstufung sortiert):

  • 99 %: Mareuil-sur-Aÿ, Tauxières-Mutry
  • 95 %: Bergères-lès-Vertus (weiße Trauben), Billy-le-Grand, Bisseuil, Chouilly (rote Trauben), Cuis (weiße Trauben), Dizy, Grauves (weiße Trauben), Trépail, Vaudemanges, Vertus, Villeneuve-Renneville, Villiers-Marmery, Voipreux
  • 94 %: Chigny-les-Roses, Cormontreuil, Ludes, Montbré, Rilly-la-Montagne, Taissy, Trois-Puits
  • 90 %: Chamery, Coulommes-la-Montagne, Coligny (weiße Trauben), Cuis (rote Trauben), Ecueil, Etréchy (weiße Trauben), Grauves (rote Trauben), Jouy-lès-Reims, Les Mesneux, Pargny-lès-Reims, Pierry, Sacy, Sermiers, Tours-sur-Marne (weiße Trauben), Villedomange, Villiers-Allerand, Villiers-au-Noeuds, Vrigny.

Alle übrigen Gemeinden des Anbaugebiets Champagne gehören in die Gruppe zwischen 80 % und 89 % (terroir non classé). Aus Weinbaugemeinden mit einer Bewertung unter 80 % dürfen keine Trauben zur Herstellung von Champagner verwendet werden.

Von den Anbauflächen der Grands Crus und Premiers Crus entfallen etwa 45 % auf Chardonnay sowie 36 % auf Pinot Noir und 19 % auf Pinot Meunier.

Stammt der Grundwein eines Champagners ausschließlich aus Grand-Cru- oder Premier-Cru-Gemeinden, so darf dies jeweils auf dem Etikett vermerkt werden. Viele Spitzencuvées der großen Champagnerhäuser werden ausschließlich aus Grand-Cru-Lagen gewonnen.

Quellen

  1. a b Antoine Gerbelle: Champagne: extension du domaine de la bulle in: La Revue du vin de France No. 521, Mai 2008, S. 13
  2. Dominique Chartron: Le vignoble champenois se dit prêt à produire 400 millions de bouteilles in: Les Echos vom 22. August 2007
  3. [1] Les Echos Online vom 28. Februar 2008
  4. a b c France (Hrsg.), S. 126-137
  5. Rädle, S. 5f.
  6. Catherine Montalbetti (Hrsg.): Le Guide Hachette des Vins 2004. Hachette, Paris 2003, ISBN 2-01-236826-3
  7. Antoine Gerbelle: Les Grands crus de la Champagne in: La Revue du vin de France No. 521, Mai 2008, S. 37

Literatur

  • Benoît France (Hrsg.): Grand Atlas des Vignobles de France. Solar, Paris 2002, ISBN 2-263-03242-8.
  • Klaus Rädle: Champagner: Fakten, Daten, Hintergründe. Pro Business, Berlin 2009, ISBN 978-3868053272.
  • Serena Sutcliffe: Große Champagner. Hallwag, Bern/Stuttgart 1989, ISBN 3-444-10359-X.

Weblinks


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