Trülku

Trülku
Tibetische Bezeichnung
Tibetische Schrift:
སྤྲུལ་སྐུ་
Wylie-Transliteration:
sprul sku
Offizielle Transkription der VRCh:
zhügu
THDL-Transkription:
trülku
Andere Schreibweisen:
tülku, trulku, tulku
Chinesische Bezeichnung
Traditionell:
活佛、轉世者、
呼圖克圖、化身
Vereinfacht:
活佛、转世者、
呼图克图、化身
Pinyin:
huófó, zhuǎnshìzhě,
hūtúkètú, huàshēn

Ein Trülku (auch: Tulku; tibetisch: sprul sku; mongolisch: Qutuqtu; Sanskrit: Nirmanakaya; teilweise ungenau über den chinesischen Begriff huofo (活佛 huófó) mit „lebender Buddha“ übersetzt) ist im Vajrayana-Buddhismus ein buddhistischer Meister, den man als bewusste, vom Vorgänger selbst bestimmte Wiedergeburt (Reinkarnation) eines früheren Meisters identifiziert hat.

Inhaltsverzeichnis

Entstehung

Wenn ein buddhistischer Übender Weisheitseinsicht (und nicht Erleuchtung) oder zumindest weit fortgeschrittene Einsicht erlangt, wird er im Sinne der Wiedergeburt vermutlich wieder unter (für die Wesen, denen er helfen kann) günstigen Umständen, zum Beispiel als Mensch in einem buddhistischen Kontext, geboren, wobei er oder sie eventuell auch während des Todes Bewusstheit besitzt und folglich Einfluss auf den Ort seiner Geburt nehmen kann. Dies ist im buddhistischen Rahmen logisch, wenn man annimmt, dass auch der Buddha den Ort seiner Geburt bewusst gewählt hat.

Daraus ergibt sich im Vajrayana-Buddhismus, dass man besonders begabte Kinder als Wiedergeburt eines früheren Praktizierenden erkennt und im Sinne dieser sozialen Position ausbildet. Dazu haben sich insbesondere bei wichtigen Stellungen eine bestimmte Vorgangsweise, wie das Suchen von Kindern nach bestimmten Vorzeichen (manchmal durch einen testamentarischen Brief des Verstorbenen) und die Prüfung der infragekommenden Kandidaten durch Erkennen früherer persönlicher Gegenstände etc. eingebürgert. Kandidaten fallen ihrerseits dadurch auf, dass sie sich als Kinder selbst an ein früheres Leben erinnern und überraschende Details mitteilen; weiter zeigen sie besondere Fähigkeiten, wünschen die Klostergelübde zu nehmen, etc. In der Regel entscheidet ein hochgestellter Lama (oder mehrere Lamas) des betreffenden Klosters über die Anerkennung.

Trülkus müssen zwar in jedem Leben erneut in die Schule gehen und Kenntnisse erwerben, tun sich aber beim Erlernen geistiger Fähigkeiten sehr leicht oder besitzen sie bereits weitgehend von vornherein (Geistesruhe, meditative Fähigkeiten, Einsicht, andere besondere Fähigkeiten). Insgesamt fördert das tibetische System junge Mönche und Nonnen sehr individuell nach ihren geistigen Fähigkeiten, wonach die Trülku-Anerkennung nur ein Aspekt dieser Förderung ist.

Die als Trülkus anerkannten Wiedergeburten sind in 99% der Fälle männlichen Geschlechts.

Geschichte des Trülku-Systems

Das tibetische Trülku-System besteht seit vielen Jahrhunderten, und so hat man heute unter den berühmtesten Trülkus beispielsweise den „14.“ Dalai Lama oder den „17.“ Karmapa. Insgesamt gibt es zirka 1000 Trülkus. Je nach Art ihrer spirituellen Schwerpunktsetzung bezeichnet man diese Trülkus auch als Wiedergeburt eines bestimmten Bodhisattva; der Dalai Lama beispielsweise gilt als Verkörperung des Bodhisattva Avalokiteshvara, der unter anderem als Beschützer Tibets gesehen wird.

Genauere Begriffserklärung

Der Begriff 'Trülku' ('Ausstrahlungskörper') bezieht sich wörtlich auf jeden physischen Körper, den ein Wesen innehat, er hat also hier die Sonderbedeutung 'Trülku eines bewussten/besonderen Wesens'. Dass man Trülkus anerkennt, ist eine tibetisch-mongolisch-chinesische Besonderheit, die zwar grundsätzlich entbehrlich ist, jedoch auch nicht im Widerspruch zur buddhistischen Lehre steht, denn natürlich können manche Praktizierende von Geburt an aufgrund ihrer früheren Übung bereits sehr viel weiter fortgeschritten sein als andere.

Die Realisation (tatsächliche Verinnerlichung) von Geistesruhe, Bodhichitta, oder Einsicht in die Leerheit werden gemeinhin die Gründe dafür sein, dass Schüler die Wiedergeburt ihres Lehrers nach dessen Tod suchen. In der Volksrepublik China werden Maßnahmen zum Management der Reinkarnation lebendiger Buddhas ergriffen.[1]

Abgrenzung

Abzugrenzen ist der Trülku-Titel von anderen buddhistischen Würden wie Geshe, (Gelehrter; einer, der viel gelernt hat), Khenpo (Klosterabt), Lama (spiritueller Lehrer; dabei ist jedoch zu beachten, dass im modernen Tibetisch "Lama" in der Regel synonym mit "Trülku" verwendet wird), Mönch/Nonne (jemand mit bestimmten Gelübden), Yogi (ein fortgeschrittener Übender des Tantrayana). Trülkus können jeden dieser Titel im Leben erwerben, 'Trülku' sind sie (per gesellschaftlicher Anerkennung) von Geburt an.

Liste von Trülku-Inkarnationslinien

Siehe auch

Darstellungen im Film

  • Der 2010 gezeigte Dokumentarfilm Dolpo Tulku schildert die Geschichte von Sherap Sangpo, der als Zehnjähriger - nach einer Begegnung mit dem Dalai Lama – beschloss Mönch zu werden. Sherap Sangpo wurde als Reinkarnation eines hochstehenden Lamas, des Dolpo Tulku, erkannt und für 16 Jahre zur Ausbildung in das Kloster Namdroling in Bylakuppe (Südindien) geschickt. Der Dokumentarfilm begleitete ihn bei seiner Rückkehr nach Dolpo.
  • Der Film Little Buddha schildert frei die Suche nach der Wiedergeburt eines tibetischen Mönches, die u.a. in einem amerikanischen Jungen gefunden wird.

Literatur

  • Pamela Logan: Tulkus in Tibet. In: Harvard Asia Quarterly, Bd. 8, Nr. 1 (2004), S. 15-23
  • Horst Nachtigall: Das tibetanische Inkarnationsdogma. In: Paideuma, Bd. 5, H. 5 (1952), S. 255-263
  • Reginald A. Ray: Some aspects of the Tulku tradition in Tibet. In: The Tibet Journal, Bd. 11, Nr. 4 (1986), S. 35-69

Weblinks

Quellen

  1. igeawagu.com: Chinas KP-Regierung ergreift Maßnahmen zum Management der Reinkarnation lebendiger Buddhas 1. Februar 2008

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