Lexington Motor Company

Lexington Motor Company
Lexington Model R-19 Minute Man Six Touring (1919)
Zwei Rennwagen auf den Gelände der Lexington Motor Company in Connersville (Indiana) 1920

Die Lexington Motor Company war ein Automobilhersteller, der 1909 bis 1927 in Lexington (Kentucky) und Connersville (Indiana) ansässig war. Wie die meisten in Indiana hergestellten Autos wurden auch die Lexington aus Komponenten unterschiedlicher Hersteller aufgebaut. Der Thoroughbred Six und der Minute Man Six waren bekannte Modelle der Firma.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Lexington Motor Company wurde 1909 in Lexington (Kentucky) von Knisey Stone, einem in Kentucky ansässigen Agenten für Pferderennen gegründet. Schon nach wenigen Monaten waren die Gebäude nicht mehr groß genug für das Unternehmen.

1910 gewann eine Reihe von Geschäftsleuten in Connersville (Indiana) den Eindruck, dass ihre Gemeinde sich zu stark an die Kutschenindustrie gebunden hatte, deren Geschäfte durch die wachsende Automobilindustrie immer schlechter liefen. Diese Geschäftsleute überzeugten Stone, seine Produktion in den McFarlan-Industriepark in Connersville, 18. Straße 800 zu verlegen. Der Firmensitz wurde auf das Anwesen Columbia Ave. 1950 verlegt.[1] John C. Moore, der Chefingenieur der Firma, fing sofort an, die Fahrzeuge zu verbessern, damit sie wettbewerbsfähig blieben. Sein Motor mit separatem Auspuff für jeden Zylinder aus dem Jahre 1911 war 30 % leistungsfähiger bei geringerem Benzinverbrauch. Die Auspuffrohre wurden zu einem Doppelauspuff zusammengeführt.

1912 meldete das Unternehmen ihre Fahrzeuge sowohl für die Glidden Tour als auch für die Indianapolis 500.

Verkauf und Expansion

Aufkommende finanzielle Probleme wurden 1913 gelöst, als E. W. Ansted Lexington kaufte und dort den Sechszylinder-Howard im Auftrag eines Händlers in Chicago bauen ließ. Die neue Gesellschaft firmierte unter Lexington-Howard. Ab 1915 hieß das Unternehmen wieder Lexington Motor Company. Die bis dahin in die Lexington eingebauten Vierzylindermotoren wurden durch einen leichten und einen schwereren Sechszylindermotor ersetzt. Mit diesen neuen Ansted-Motoren wurden die Lexington zu modernen, leistungsfähigen Autos. Ab 1916 wurden Continental-Motoren eingesetzt.

1915 erweiterte Lexington erstmals nach dem Umzug seine Firmengebäude. Unmittelbar nördlich der Verwaltung wurde ein Fabrikgebäude erstellt. Zur gleichen Zeit entstand der 30 m-Kamin, auf dem der Namen „Lexington“ in helleren Ziegeln zu lesen war. Vier Jahre später baute das Unternehmen eine 9.852 m² große Montagehalle westlich des Verwaltungsgebäudes.

1917 konstruierte Moore einen neuen Rahmen mit stabilem Kastenquerträger, der das Problem der verzogenen Türen, die durch die Verwindung des Rahmens entstanden, beseitigte. Dieser Wagen bekam auch eine Notbremse, die auf die Kardanwelle wirkte. 1918 hatten die Lexington feste Dächer, die von der Rex Manufacturing Company, ebenfalls in Connersville beheimatet, zugeliefert wurden.

Ebenfalls 1918 kaufte die neue Ansted Engineering Company die Teetor-Harley Motor Corporation in Hagerstown (Indiana). 1919 entstand das 7.925 m² große Ansted-Motorenwerk nördlich der Lexington-Fabrik bis zur 21. Straße. So bedeckten die Lexington- und Ansted-Werke zusammen eine Fläche von 25.000 m², drei Blocks lang und zwei Blocks breit.

Auf dem Höhepunkt

Für das Bergrennen am Pikes Peak baute Lexington 1920 zwei Rennwagen mit kurzem Radstand und leistungsfähigen Ansted-Motoren. Bei ihrem ersten Einsatz belegten die Wagen den ersten und den zweiten Platz und gewannen die Penrose Trophy für das Unternehmen. 1924 gewann Otto Loesche erneut mit einem Lexington den Wanderpokal mit einer Fahrt von nur 18 Minuten und 15 Sekunden, sodass er bei Lexington blieb. Die Trophäe ist im Reynolds-Museum in der Vine Street ausgestellt.

Der Präsident der Gesellschaft, Frank B. Ansted, kündigte auf der New York International Auto Show am 12. Januar 1920 die Gründung der United States Automotive Corporation an. Sie entstand aus einer Fusion von Lexington Motor Company, Ansted Engineering Company, der Connersville Foundry Corporation und der Teetor-Harley Motor Corporation. Das Firmenvermögen wurde auf 10 Mio. US-$ beziffert. 1920 wurden auch so viele Lexington-Automobile gebaut wie niemals zuvor oder danach, über 6.000 Stück.

Am 16. Dezember 1921 bestellte William C. Durant, Gründer von General Motors, 30.000 Ansted-Motoren für seinen neuen Durant Six, der in Muncie (Indiana) von Durant Motors gebaut werden sollte. Ende 1921 verklagte Alanson P. Brush, Konstrukteur des Brush Runabout und Berater von GM, Ansted wegen Verletzung einer Reihe seiner Patente. Die negative Publicity schadete United States Automotive sehr.

Unterlagen zeigen, dass die United States Automotive Corporation, Lexingtons Muttergesellschaft, mehr als zehn verschiedene Fabrikgebäude zur Herstellung ihrer Autos besaß. Autohistoriker Henry Blommel schrieb: „Es war eine große Allianz von Autoteilfabriken, deren Bemühungen schließlich in Herstellung des fertigen Lexington-Automobils kulminierten.“

Niedergang

Die nach dem ersten Weltkrieg einsetzende Rezession der frühen 1920er-Jahre zerstörte viele US-Automobilhersteller. Auch die Lexington Motor Company und ihre Mutter, die United States Automotive Corporation, wurden davon in Mitleidenschaft gezogen. 1922 wurde nur noch etwa ein Drittel so viele Autos wie 1920 gefertigt. 1923 musste die Ansted Engineering Company Konkurs anmelden. Durant war zu dieser Zeit schon ihr Hauptaktionär. 1923 fiel auch Lexington in die Insolvenz. 1926 wurde Ansted von Errett Lobban Cords Auburn Automobile Company aufgekauft; 1927 folgte Lexington. Bald darauf wurde die Fertigung der Lexington-Automobile eingestellt.

Cord investierte 2 Mio. US-$ in Fabrik und Produktionsmittel. Die neue Automobilfabrik musste den Vergleich mit den modernsten Automobilwerken der Welt nicht scheuen. Sie bestand aus 20 Gebäuden, die eine Fläche von 140.000 m² bedeckten. 400 Karosserien und 250 fertige Automobile konnten dort pro Tag gefertigt werden. Bleche, Holz, Maschinen und andere Materialien wurden von Nordosten ins Werk gebracht und an der Südwestecke wurden die fertigen Automobile an die Kunden ausgeliefert.

Jährliche Modellwechsel

Die frühen Lexington von 1910 bis 1913 waren Automobile mit Rutenber-Vierzylindermotoren, Radständen von 2.946 mm oder 3.099 mm und verschiedenen Aufbauten, wie z.B. 2-sitzige Runabout, Tourenwagen mit 5 oder 7 Sitzen oder Limousinen. 1914 wurden Sechszylinderautos mit einem Radstand von 3.302 mm eingeführt. Der Light Six von 1915 besaß 3.251 mm Radstand und leistete 29 bhp (21 kW), sein Schwestermodell Supreme Six hatte 3.302 mm Radstand und lieferte 41 bhp (30 kW). Beide gab es mit verschiedensten Karosserien: 3-sitzige Roadster, Tourer mit 5, 6 oder 7 Sitzen und 7-sitzige Limousinen. 1916 kostete der Thoroughbred Six-Tourenwagen 2.875 US-$, der Minute Man Six-Tourer 1.185 US-$ und das Limousinencabriolet vom gleichen Typ 1.350 US-$.[1] Beide hatten schon elektrische Hupen.[1] Im Vergleich dazu kostete der Enger 40 2.000 US-$, der FAL 1.750 US-$ und der Oakland 40 1.600 US-$.[1] Der Cole 30 und der Colt Runabout waren für 1.500 US-$ zu haben, Oldsmobile Curved Dash für 650 US-$, der Western Gale Model A für 500 US-$, der Brush Runabout für 485 US-$ und der Ford Modell T schon für 440 US-$.[1]

1919 gab es neue, geschlossene Karosserieformen, die „Coupelet“, „Sedanette“ und „Salon Sedan“ genannt wurden. Alle Wagen hatten Sechszylindermotoren und einen Radstand von 3.099 mm.

1921 / 1922 gab es bei Lexington zwei Baureihen: Die Series S mit 47 bhp (34,5 kW) – Sechszylindermaschine auf einem Fahrgestell mit 3.099 mm Radstand und die Series T mit 3.251 mm Radstand und 60 bhp (44 kW). Die Fahrzeuge gab es als Tourenwagen mit 5 oder 7 Sitzen, Limousine, Coupé, Sedanette oder Salon Sedan mit 7 Sitzen. Auch 1924 / 1925 bot Lexington wieder zwei Baureihen an: Den Concord mit 65 bhp (48 kW) und 3.023 mm Radstand und den Minute Man mit 72 bhp (53 kW) und 3.124 mm Radstand. Die verfügbaren Aufbauten waren ein Tourer mit 5 oder 7 Sitzen, eine Limousine, ein Coupé, ein Royal Coach mit 5 Sitzplätzen und ein Brougham mit ebenfalls 5 Sitzen. 1926 / 1927 gab es das Model 6-50 mit dem gleichen Motor und Radstand wie der Concord als 4-sitzigen Roadster, 4-sitziges Landaulet, 5-sitzigen Phaeton oder Limousine.

Modelle[2]

Modell Bauzeitraum Zylinder Leistung Radstand
C 1909-1910 4 Reihe 50 bhp (37 kW) 2.946 mm
D 1909-1910 4 Reihe 35 bhp (25,7 kW) 2.959 mm
A 1909-1910 4 Reihe 50 bhp (37 kW) 3.048 mm
B 1909-1910 4 Reihe 50 bhp (37 kW) 3.048 mm
Four-40 1911 4 Reihe 40 bhp (29 kW) 2.972 mm
Four-45 1911 4 Reihe 45 bhp (33 kW) 3.099 mm
DF 1912 4 Reihe 40 bhp (29 kW) 2.972 mm
F 1912 4 Reihe 45 bhp (33 kW) 3.099 mm
Six 1913 6 Reihe 60 bhp (44 kW) 3.251 mm
4-24 1914 4 Reihe 24 bhp (17,6 kW) 2.921 mm
6-41 1914 6 Reihe 41 bhp (30 kW) 3.302 mm
Famous 1915 4 Reihe 24 bhp (17,6 kW) 2.921 mm
Light Six 1915 6 Reihe 29 bhp (21 kW) 3.251 mm
Supreme Six 1915 6 Reihe 41 bhp (30 kW) 3.302 mm
4-KA 1916 4 Reihe 24 bhp (17,6 kW) 2.951 mm
6-LA 1916 6 Reihe 29 bhp (21 kW) 3.251 mm
Series 6 1917-1918 6 Reihe 35 bhp (25,7 kW) 2.946 mm
R-19 1919 6 Reihe 35 bhp (25,7 kW) 3.099 mm
Series S 1920-1922 6 Reihe 47 bhp (34,6 kW) 3.048-3.099 mm
Series T 1921-1922 6 Reihe 60 bhp (44 kW) 3.251 mm
23 1923 6 Reihe 65 bhp (48 kW) 3.124 mm
Concord 1924-1925 6 Reihe 65 bhp (48 kW) 3.023 mm
Minute Man 1924-1925 6 Reihe 72 bhp (53 kW) 3.124 mm
6-50 1926-1927 6 Reihe 65 bhp (48 kW) 3.023 mm

Produktionszahlen

Die folgende Liste gibt die Anzahl der in jedem Jahr hergestellten Lexington-Automobile an, beginnend mit 123 Stück 1909 über 6.128 Stück 1920 bis zu 183 Stück im letzten vollen Fertigungsjahr 1926.

1909 – 123 Stück; 1910 – 625 Stück: 1911 – 939 Stück; 1912 – 1.013 Stück; 1913 – 1.915 Stück; 1914 – 1.612 Stück; 1915 – 2.814 Stück; 1916 – 3.115 Stück; 1917 – 3.917 Stück; 1918 – 4.123 Stück; 1919 – 3.124 Stück; 1920 – 6.128 Stück; 1921 – 4.236 Stück; 1922 – 2.114 Stück; 1923 – 1.330 Stück; 1924 – 498 Stück; 1925 – 339 Stück; 1926 - 183 Stück

Weblinks

 Commons: Lexington – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e Clymer, Floyd: Treasury of Early American Automobiles, 1877-1925, Bonanza Books, New York (1950)
  2. Kimes- Beverly Ray & Clark, Henry Austin jr.: Standard Catalog of American Cars 1805-1942, Krause Publications Inc., Iola (1985), ISBN 0-87341-045-9

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