- Liebesschloss
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Liebesschlösser (ital. Lucchetti dell'Amore) sind Vorhängeschlösser, die nach einem Brauch von Jungverliebten an Brücken angebracht werden, um symbolisch die ewige Liebe zu besiegeln.
Inhaltsverzeichnis
Herkunft des Brauches
Die genaue Herkunft des Brauches ist unklar. Ausgangspunkt des Brauches in Europa ist sehr wahrscheinlich Italien. Es wird vermutet, dass Absolventen der Sanitätsakademie San Giorgio in Florenz die Urheber dieses Brauches sind. Mit dem Ende ihrer Ausbildungszeit befestigten die Absolventen die Vorhängeschlösser ihrer Spinde an der Brückenlaterne auf der Milvischen Brücke, die in Rom über den Tiber führt. Dies wurde dann wohl auch von den Verliebten Roms als Brauch übernommen. Der Brauch wurde durch den Bestseller-Roman Drei Meter über dem Himmel[1] (2005; Original: Tre metri sopra il cielo, 1992) beziehungsweise durch die Fortsetzung Ich steh auf Dich (2007; ital. Ho voglia di te, 2006) von Federico Moccia und der Verfilmung des Stoffes bekannt gemacht. In dieser Geschichte schwören sich die beiden Protagonisten „Ewige Liebe“, befestigen das Schloss an der zentralen Brückenlaterne und werfen den Schlüssel in den Tiber.
Die Schlösser enthalten meist eine Beschriftung oder Gravur der Vornamen oder Initialen der Verliebten; teilweise mit Datum. Nach dem Befestigen des Schlosses wird nun auch von den Nachfolgern üblicherweise der Schlüssel in das darunter fließende Gewässer geworfen. An der Milvischen Brücke erfolgt dies mit dem Ausspruch per sempre („für immer“).
Weiterverbreitung
Der Brauch hat sich inzwischen in vielen anderen Ländern verbreitet. In Vrnjačka Banja in Serbien, so wird behauptet, soll auf der so genannten Liebesbrücke der Brauch seit dem Ersten Weltkrieg bestehen. Hier werden am Brückengeländer Liebesschlösser angebracht.[2] Im ungarischen Pécs wird der Brauch seit den frühen 1980er Jahren an einem schmiedeeisernen Zaun in der Stadt praktiziert.[3] In Deutschland sind seit Spätsommer 2008 die ersten Liebesschlösser an der Kölner Hohenzollernbrücke angeschlossen, der derzeit bekannteste deutsche Ort für diesen Brauch.[4] Daraufhin wurde auch an vielen bemerkenswerten und bekannten Brücken anderer deutscher Großstädte dieser Brauch von Verliebten und Jungvermählten eingeführt.
Kritik und Verbote
Die Auswirkungen dieses Brauches werden lokal kontrovers diskutiert.[5] In Rom verbot Bürgermeister Walter Veltroni den Brauch 2007, nachdem eine Laterne unter der Last der Schlösser umgeknickt war.[6] Die Gemeinde Rom sorgte jedoch kurz darauf durch das Anbringen von Pollern mit dazwischen gespannten Ketten für alternative Plätze der Liebesschlösser.
In vielen Städten gibt es schon Verbote. In Venedig und Berlin ist das Anbringen an Brücken strikt verboten. In Venedig ist insbesondere auch die Rialto-Brücke betroffen, was im September 2011 zu heftigem Streit führte[7]. Schlösser wurden entfernt und das Neuanbringen kann bis zu 3000 Euro Bußgeld kosten. In Berlin ist es eine Ordnungswidrigkeit und es können auch Verwarnungsgelder bis zu 35 Euro erhoben werden, betroffen sind besonders denkmalsgeschützte Brücken. Zumeist stört der optische Eindruck, aber auch Rostschäden durch elektrolytischen Einfluss des edleren Messings der Schlösser gegenüber dem Eisen der Brücken treten auf. Solche Rostschäden wurden in Lübeck an der Obertravebrücke festgestellt. Andererseits wird in Köln und Lübeck der fördernde Einfluss auf den Tourismus gelobt. So wurden an der Obertravenbrücke zwei Ketten angebracht, an denen das Anbringen der Liebesschlösser erlaubt ist. „Manche Touristen kommen sogar ein zweites oder drittes Mal, um zu gucken, ob es noch hängt.“ (Monika Schmid, Köln-Tourismus[7]) Ein Verbot an der Hohenzollernbrücke (der Eisenbahnbrücke am Kölner Hauptbahnhof) hatte die Bahn abgelehnt. „Wir sehen das mit einem Lächeln, heute hängen da schon über 40.000 Schlösser.“ (Ein Bahnsprecher[7])
In Salzburg wurden aufgrund einer allgemeinen Vorschrift im Mai 2011 durch die Stadtverwaltung 42 Schlösser vom Zaun des Makartstegs geschnitten. Die Entfernung der Schlösser sah die zuständige Baustadträtin Claudia Schmidt (ÖVP), welche die Schlösser im Vorbeigehen selbst immer zählte, aber später als Fehler an. Das Anbringen von Liebesschlössern ist nunmehr bis zu einem gewissen Ausmaß wieder erlaubt.[8] Die Wuppertaler Stadtverwaltung sieht bei diesem Brauch die Gefahr, dass die Rostschutz-Lackierung unter den Schlössern leiden könnte.[9]
Rezeption
Die Kölner Band Höhner thematisiert die Liebesschlösser an der Kölner Hohenzollernbrücke in dem Lied Schenk mir dein Herz aus dem Jahr 2009.
Literatur
- Cynthia Imogen Hammond: Renegade Ornament and the Image of the post-Socialist City. The Pécs >Love Locks<, Hungary in: Timea Kovács (Hrsg.): Halb-Vergangenheit: Städtische Räume und urbane Lebenswelten vor und nach 1989, Lukas Verlag, 2010, ISBN 3-86732-082-9, S. 181-193
- Dagmar Hänel, Mirko Uhlig: Die Liebesschlösser an der Hohenzollernbrücke. In: Alltag im Rheinland 2010. LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte, Bonn 2010, S. 68–75 (Volltext)
Weblinks
Commons: Love padlocks – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienEinzelnachweise
- ↑ unbekannt: Rom verbietet „Liebesschlösser“. In: Die Welt vom 6. März 2007
- ↑ http://www.vrnjackabanja.co.rs/srpski/index.php?option=com_content&view=article&id=53&catid=12&Itemid=64
- ↑ ABC-Newsmeldung vom 17. August 2003 in: Cynthia Imogen Hammond: Renegade Ornament and the Image of the post-Socialist City. The Pécs >Love Locks<, Hungary. In: Timea Kovács (Hrsg.): Halb-Vergangenheit: Städtische Räume und urbane Lebenswelten vor und nach 1989, Lukas Verlag, 2010, ISBN 3-86732-082-9, S. 184 Eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche
- ↑ Pascal Beucker: Warum Paare Vorhängeschlösser an eine Kölner Brücke hängen. In: Die Welt vom 1. März 2009
- ↑ koeln.de: Schonfrist für Liebesschlösser auf Hohenzollernbrücke. vom 13. Januar 2009
- ↑ La Repubblica im Mai 2006
- ↑ a b c Tagesspiegel: Auf ewige Liebe. Nr. 21, 127, Sonntag, 16. Oktober 2011
- ↑ Magistrat mag Liebesschlösser nicht, salzburg.orf.at, 10. Mai 2011
- ↑ Liebes-Symbole: Immer mehr Schlösser an den Wupper-Brücken Westdeutsche Zeitung (online) vom 5. August 2011
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