Abraham Wald

Abraham Wald

Abraham Wald (* 31. Oktober 1902 in Kolozsvár (Klausenburg), im damaligen Ungarn; † 13. Dezember 1950 in Travancore, Indien) war ein deutschsprachiger, rumänisch-US-amerikanischer Mathematiker aus Siebenbürgen. Er gilt als einer der bedeutendsten Statistiker des 20. Jahrhunderts.

Abraham Wald

Inhaltsverzeichnis

Leben

Wald stammt aus einer orthodoxen jüdischen Familie in einem Teil des ehemaligen Österreich-Ungarn, das nach dem Ersten Weltkrieg rumänisch wurde. 1927 schrieb er sich am Mathematischen Institut der Wiener Universität ein, wo er sich vor allem mit Geometrie und Topologie befasste und dem Seminar von Karl Menger angehörte. Unter anderem entwickelte er eine neue Grundlegung der Theorie differenzierbarer Mannigfaltigkeiten mit einem neuen Krümmungskonzept. Wald wurde 1931 promoviert und war danach auf Vermittlung von Menger Privatlehrer für den Bankier Karl Schlesinger, der sich für mathematische Ökonomie interessierte. Auch hier leistete Wald fundamentale Beiträge zur Theorie der ökonomischen Gleichgewichte nach Leon Walras. Wald wurde Mitglied eines Wirtschaftsforschungsinstituts, das von Oskar Morgenstern geleitet wurde, und hier kam er erstmals mit statistischen Fragen in Berührung, was zu seinem Buch Berechnung der Ausschaltung von Saisonschwankungen (Springer Verlag, 1936) führte. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Österreich, in deren Folge sowohl Menger als auch Morgenstern emigrierten, verlor Wald seinen Posten und ging über Rumänien in die USA, wo er eine Einladung von Alfred Cowles hatte, der nach ihm benannten Wirtschaftskommission an der Universität Chicago beizutreten. 1938 ging er als Fellow der Carnegie Corporation an die Columbia University zu Harold Hotelling und wandte sich zunehmend der Statistik zu, teilweise in Zusammenarbeit mit seinem Freund und Studenten Jacob Wolfowitz. Er hielt ab dem Wintersemester 1939/40 Vorlesungen und wurde 1941 Professor an der Columbia University. Im Zweiten Weltkrieg war er Mitglied der Statistischen Forschungsgruppe der Columbia University, die kriegswichtige Forschung betrieb. Unter anderem entwickelte er hier seine sequentielle Stichprobenmethode zur Qualitätskontrolle in der Rüstungsindustrie. Die Arbeiten wurden als geheim eingestuft und erschienen erst nach dem Krieg. 1948 wurde er Präsident des Institute of Mathematical Statistics und wurde Vizepräsident der American Statistical Association. Er starb im Jahre 1950 mit seiner Frau bei einem Flugzeugabsturz auf dem Weg zu einer Gastvorlesung in Indien.

Wald befasste sich mit Geometrie, Wahrscheinlichkeitsrechnung, mathematischer Statistik, Ökonometrie und der Entscheidungstheorie. 1943 stellte er den heute unter dem Namen Wald-Test besonders in der Ökonometrie bekannten Test vor. Er gilt als Begründer der statistischen Entscheidungstheorie, die er schon 1939 zur Grundlegung der Statistik entwickelte[1]. Außerdem ist er für seine Beiträge zur statistischen Sequenzanalyse bekannt (Sequential Probability Ratio Test), entstanden aus Forschungen im Zweiten Weltkrieg zur Qualitätskontrolle in Rüstungsbetrieben.

1950 hielt er einen Plenarvortrag auf dem Internationalen Mathematikerkongress in Cambridge (Massachusetts) (Basic ideas of a general theory of statistical decision rules).

Er war seit 1941 mit Lucille Lang verheiratet und hatte zwei Kinder.

Literatur

  • Einen guten Überblick über seine Werke bietet die folgende postum veröffentlichte Sammlung:

Wald: Selected Papers in Statistics and Probability. New York: McGraw-Hill, 1955.

  • Wald: Sequential Analysis, Wiley 1947
  • Wald: Statistical Decision Functions, Wiley 1950

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Contributions to the theory of statistical estimation and testing hypotheses, Annals of Mathematical Statistics, Band 10, 1939, S.299-326

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