- Liste von Wertformen
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Eine Reihe verschiedener Wertformen stellt Karl Marx in seinem 1867 erschienenen Werk Das Kapital vor, um im Zuge der Wertformanalyse ausgehend vom der Doppelform der Ware als Naturalform und Wertform, die Geldform herzuleiten.
Inhaltsverzeichnis
Naturalform und Wertform
Der Gebrauchswert einer Ware ist ihre Naturalform.
Beispiel: Eisen, Leinwand, Weizen usw.
Der Tauschwert oder kurz: der Wert einer Ware ist ihre Wertform.
Wertverhältnisse
Marx schreibt
„daß die Waren nur Wertgegenständlichkeit besitzen, sofern sie Ausdrücke derselben gesellschaftlichen Einheit, menschlicher Arbeit, sind, daß ihre Wertgegenständlichkeit also rein gesellschaftlich ist, so versteht sich auch von selbst, daß sie nur im gesellschaftlichen Verhältnis von Ware zu Ware erscheinen kann.“ (62)
Wertverhältnisse zwischen Waren drückt Marx durch eine oder mehrere „Gleichungen“ aus. Im Unterschied zu mathematischen Gleichungen, welche symmetrisch sind, besitzt für zwei Waren alpha und beta eine Gleichung
- alpha=beta
nur in quantitativer Hinsicht dieselbe Bedeutung wie
- beta=alpha,
nicht hingegen in qualitativer Hinsicht.
Einfache (einzelne, zufällige) Wertform
Die einfache Wertform wird für zwei verschiedenartige Waren A und B ausgedrückt durch:
- x Ware A = y Ware B
zum Beispiel:
20 Ellen Leinwand sind 1 Rock wert.
Relative Wertform (Form I)
A befindet sich in relativer Wertform (Form I), d. h. der Wert von A stellt sich in der Naturalform von B dar.
Äquivalentform
B befindet sich in Äquivalentform, dies bedeutet, dass sie unmittelbar mit Ware A austauschbar ist.
Totale oder entfaltete Wertform
Für eine Ware A und alle anderen, von A verschiedene Waren B, C, … wird die totale oder entfaltete Wertform ausgedrückt durch eine Reihe von Gleichungen:
- z Ware A = u Ware B oder = v Ware C oder = w Ware D oder = x Ware E oder = etc.
Beispiel:
20 Ellen Leinwand = 1 Rock oder = 10 Pfd. Tee oder = 40 Pfd. Kaffee oder = 1 Quarter Weizen oder = 2 Unzen Gold oder = 1/2 Tonne Eisen oder = etc.
Entfaltete relative Wertform (Form II)
A befindet sich in entfalteter relativer Wertform (Form II), weil sich ihr Wert in den Naturalformen aller anderen Waren darstellt. Marx merkt an:
„Die Wert einer Ware, der Leinwand z. B., ist jetzt ausgedrückt in zahllosen andren Elementen der Warenwelt. Jeder andre Warenkörper wird zum Spiegel des Leinwandwerts. So erscheint dieser Wert selbst erst wahrhaft als Gallerte unterschiedsloser menschlicher Arbeit. Denn die ihn bildende Arbeit ist nun ausdrücklich als Arbeit dargestellt, der jede andre menschliche Arbeit gleichgilt, welche Naturalform sie immer besitze und ob sie sich daher in Rock oder Weizen oder Eisen oder Gold usw. vergegenständliche. Durch ihre Wertform steht die Leinwand daher jetzt auch in gesellschaftlichem Verhältnis nicht mehr zu nur einer einzelnen andren Warenart, sondern zur Warenwelt. Als Ware ist sie Bürger dieser Welt. Zugleich liegt in der endlosen Reihe seiner Ausdrücke, daß der Warenwert gleichgültig ist gegen die besondre Form des Gebrauchswerts, worin er erscheint.“(77)
Besondere Äquivalentform
Jede einzelne der Waren, z. B. B, befindet sich in besonderer Äquivalentform, insofern sie als eine neben vielen anderen Waren C, D … gegen A austauschbar ist. Dies bedeutet laut Marx
„Ebenso gelten die mannigfaltigen in den verschiedenen Warenkörpern enthaltenen bestimmten, konkreten, nützlichen Arbeitsarten jetzt als ebenso viele besondre Verwirklichungs- oder Erscheinungsformen menschlicher Arbeit schlechthin.“ (78)
Mängel der totalen oder entfalteten Wertform
Die totale Wertform besteht aus einer unendlichen Reihe von Wertausdrücken
- z Ware A = u Ware B
- z Ware A = v Ware C
- z Ware A = w Ware D
- z Ware A = x Ware E
- z Ware A = etc.
und besitzt noch keine einheitliche Erscheinungsform. Dieser Mangel führt dahin, dass sich jede einzelne der Gleichungen umkehren lässt, denn Marx stellt fest:
„Wenn ein Mann seine Leinwand mit vielen andren Waren austauscht und daher ihren Wert in einer Reihe von andren Waren ausdrückt, so müssen notwendig auch die vielen andren Warenbesitzer ihre Waren mit Leinwand austauschen und daher die Werte ihrer verschiednen Waren in derselben dritten Ware ausdrücken, in Leinwand.“(79)
Allgemeine Wertform
Die allgemeine Wertform wird für ein Ware A und die anderen von A verschiedene Waren B, C, … ausgedrückt durch eine Reihe von Gleichungen:
- u Ware B = oder v Ware C = oder w Ware D = oder x Ware E = oder etc. = z Ware A.
Allgemeine Äquivalentform (Form III)
Leinwand befindet sich in allgemeiner Äquivalentform oder Form III, weil sie gegen jede andere Ware austauschbar ist.
Geldform (Form IV)
Marx schreibt:
- „Die allgemeine Äquivalentform ist eine Form des Werts überhaupt. Sie kann also jeder Ware zukommen. Andrerseits befindet sich eine Ware nur in allgemeiner Äquivalentform (Form III), weil und sofern sie durch alle andren Waren als Äquivalent ausgeschlossen wird. Und erst vom Augenblick, wo diese Ausschließung sich endgültig auf eine spezifische Warenart beschränkt, hat die einheitliche relative Wertform der Warenwelt objektive Festigkeit und allgemein gesellschaftliche Gültigkeit gewonnen. Die spezifische Warenart nun, mit deren Naturalform die Äquivalentform gesellschaftlich verwächst, wird zur Geldware oder funktioniert als Geld.“ (83)
Die Geldform (Form IV) wird für die Geldware und die anderen vom Geld verschiedene Waren B, C, … ausgedrückt durch eine Reihe von Gleichungen:
- u Ware B = oder v Ware C = oder w Ware D = oder x Ware E = oder etc. = z Ware Geld.
Historisch hat den Platz des Geldes das Gold erobert.
Anstelle einer anderen Ware wie z. B. der Leinwand ist laut Marx nun der „Fortschritt“ (84) eingetreten, dass „die allgemeine Äquivalentform jetzt durch gesellschaftliche Gewohnheit endgültig mit der spezifischen Naturalform der Ware Gold verwachsen ist.“ (84)
Literatur
- Karl Marx: Das Kapital (1867), MEW Bd. 23
Weblinks
- Roberto Fineschi: Nochmals zum Verhältnis Wertform/Geldform/Austauschprozess (13 Seiten pdf), Marx-Gesellschaft, 2002
Kategorien:- Marxistische Wirtschaftstheorie
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