Wert (Wirtschaft)

Wert (Wirtschaft)

Der Wert eines Gutes ist eine ökonomische Kategorie, welche die Grundlage dafür bildet, dass völlig verschiedene Lieferungen und Dienstleistungen in einem bestimmten quantitativen Verhältnis gegeneinander verrechnet werden können. Im wirtschaftlichen Verkehr wird er in Geld ausgedrückt, dem Preis.

In der Volkswirtschaftslehre ergibt sich der Wert einer Ware aus ihren Produktionskosten (Angebot) einerseits und der Nachfrage andererseits. [1]

Nach der klassischen Arbeitswerttheorie ist der Wert einer Ware durch die zu ihrer Herstellung aufgewandte Arbeit bestimmt, welche in Arbeitszeit gemessen wird. Je arbeitsintensiver ein Produkt, desto höher daher sein Wert - vorausgesetzt, bei der angewandten Arbeitszeit handelt es sich um gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit, also um die nach dem gegebenen Stand der Produktivität einer Gesellschaft zur Herstellung dieses Produkts durchschnittlich erforderliche Arbeitszeit. Langsames Arbeiten erhöht also nicht den Arbeitswert.

Bei der Österreichischen Schule[2] (und darauf aufbauend auch bei der Neoklassik) beruht der Wert einer Ware auf der subjektiven Bewertung des Nutzen einer Ware durch die Marktteilnehmer, die letztlich die Nachfrage bestimmt.

Theorien, die den Wert eines Produkts bzw. die Wertgröße (ganz oder überwiegend) nach dem Nutzen für den Käufer bestimmen und einen davon unabhängigen objektiv vorhandenen Warenwert bestreiten, werden als "subjektive Werttheorien" bezeichnet. Dagegen werden als "objektive Werttheorien" solche Werttheorien bezeichnet, die - wie die klassische Arbeitswertlehre - behaupten, das Produkt habe "an sich" einen (durch die aufgewandte Arbeit erzeugten) Wert, unabhängig von der subjektiven Bewertung und von der Nachfrage der Käufer.

Die Werttheorie von Karl Marx stellt einen von dieser Einteilung abweichenden Sonderfall dar. Einerseits wird auch nach Marx der "Wert" eines Produkts durch die in ihm vergegenständlichte (abstrakte) Arbeit bestimmt. Andererseits sei der so bestimmte "Wert" eine bloße "gespenstische" Abstraktion, die nur für allgemeinwarenproduzierende Gesellschaften gelte und nur in diesen einen Sinn mache, weil die Produkte der getrennt voneinander produzierenden Warenhersteller schließlich doch gesellschaftlich verteilt werden müssten. Anders als die Vertreter der klassischen Arbeitswertlehre behaupten sei der "Wert" keine den Produkten objektiv zukommende Eigenschaft - diese Auffassung kritisiert Marx als "Warenfetisch". Aber die Abstraktion "Wert" stelle in einer kapitalistischen Wirtschaft eine Realität dar (Realabstraktion), die das gesellschaftliche Handeln der Menschen strukturiere und dominiere. Der "Wert" stellt damit nach Marx die Basiskategorie kapitalistischer Gesellschaften dar, aus welcher sich die weiteren Kategorien wie Geld, Profit, Privateigentum, Klassen, Staat usw. ableiten.

Michael Heinrich bezeichnet Ansätze, die den Wert sowohl durch den subjektiven Nutzen als auch durch die verkörperte Arbeit bestimmt sehen, als „subjektive Arbeitswertlehre“.[3]

Siehe auch

Zeitwert, Verkehrswert, Wiederbeschaffungswert, Liebhaberwert, Restwert, Versicherungswert, Marktwert, Minderwert, Mehrwert, Schrottwert, Höchstwertprinzip, Niederstwertprinzip, Geschäftswert, Neuwert, Sachwert, Ertragswert, Tauschwert, Beleihungswert, Buchwert, Zwischenwert, Substanzwert, Liquidationswert, Unternehmenswert, Gebrauchswert

Einzelnachweise

  1. Horst Seidel, Rudolf Temmen: Grundlagen der Volkswirtschaftslehre. 2007. ISBN 344100194X S.16
  2. Österreichische Schule - Die Tea Party begann im Kaffeehaus FAZ.net 17. Oktober 2010
  3. Vgl. Michael Heinrich, Die Wissenschaft vom Wert. 3. korr. Auflage, Münster 2003, S. 34 ff.

Link


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Wert — steht für: Werturteil in Soziologie und Psychologie Wertvorstellung in Soziologie und Psychologie Axiologie (Philosophie) Wert (Wirtschaft) Physikalische Größe in den Naturwissenschaften Elemente der Wertemenge in der Mathematik, siehe Zielmenge… …   Deutsch Wikipedia

  • Wirtschaft Kubas — Währung 1 Kubanischer Peso (CUP) = 100 centavos 1 Peso convertible (CUC) = 25 CUP = 1 US Dollar Finanzjahr Kalenderjahr Statistiken BIP PPP (CUC) 47,309 Milliarden (2010) …   Deutsch Wikipedia

  • Wirtschaft Irlands — Währung Euro Inflation 1,0 % (2010)[1] Bruttoinlandsprodukt 159,646 Mrd. Euro (2009)[2] Wirtschaftswachstum …   Deutsch Wikipedia

  • Wirtschaft von Vietnam — Wirtschaft Vietnams Quelle: Economist Intelligence Unit BIP 51,6 Mrd US$ (2005) BIP (in KKP) 247,7 Mrd US$ (2005) BIP pro Kopf 616 US$ (2005) BIP pro Kopf (in KKP) 2.957 US$ (2005) BIP Wachstum 8,17 % (2006) Nachfragewachstum 8,6 % (2001‒2005) …   Deutsch Wikipedia

  • Wirtschaft Vietnams — Quellen: Germany Trade and Invest, Economist Intelligence Unit BIP 85,9 Mrd US$ (2008) BIP (in KKP) 247,7 Mrd US$ (2005) BIP pro Kopf 1.053 US$ (2008) BIP pro Kopf (in KKP) 2.957 US$ (2005) BIP Wachstum 5,3 % (2009) …   Deutsch Wikipedia

  • Wirtschaft Äthiopiens — Wirtschaft Äthiopiens[1][2] Währung Birr (ETB) 1 EUR = 15,2347 ETB[3] Inflation 8 % (2005) Bruttoinlandsprodukt 8,819 Mrd. US Dollar (2005, geschätzt) …   Deutsch Wikipedia

  • Wirtschaft Kanadas — Währung 1 Kanadischer Dollar (CAD) = 100 Cent (c) Wirtschaftsjahr 1. April – 31. März Handelsorganisationen NAFTA, WTO, OECD Statistiken BI …   Deutsch Wikipedia

  • Wirtschaft Argentiniens — Die Wirtschaft Argentiniens ist aus klimatischen Gründen traditionell vom Agrarsektor und den damit verbundenen Industrien geprägt. Im Laufe des 20. Jahrhunderts haben sich weitere Wirtschaftszweige angesiedelt, so dass heute Industrien aller… …   Deutsch Wikipedia

  • Wirtschaft Indiens — Die Wirtschaft Indiens liegt in Bezug auf das nominale Bruttosozialprodukt mit etwa 1.200 Milliarden US Dollar im Jahr 2009 an weltweit zwölfter Stelle. In Bezug auf das Bruttoinlandsprodukt Kaufkraftparität (PPP) lag Indien nach Berechnungen des …   Deutsch Wikipedia

  • Wirtschaft der Türkei — Türkei Weltwirtschaftsrang 17. (nominal) 15. (PPP)[1] Währung …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”