Lolita Brieger

Lolita Brieger

Lolita Brieger (* 4. Oktober 1964; † vermutlich 4. November 1982) ist ein deutsches Mordopfer. 29 Jahre als Vermisstensache geführt, wurde ihr Fall zu einem in der Kriminalgeschichte der BRD nahezu einzigartigen Fall, da Dank der Hartnäckigkeit der ermittelnden Beamten nach 29 Jahren ohne verwertbaren Spuren, ihre sterblichen Überreste gefunden und ihr mutmaßlicher Mörder dingfest gemacht werden konnte.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Lolita Brieger wuchs zusammen mit vier Geschwistern in einfachen Verhältnissen in dem zu Dahlem gehörenden Eifeldorf Frauenkron im Süden des Kreises Euskirchen in Nordrhein-Westfalen auf.

Ohne Ausbildungs- oder Arbeitsplatz lernte sie knapp siebzehnjährig im August 1981 einen aus wohlhabenden Verhältnissen stammenden, drei Jahre älteren Bauerssohn aus dem schon in Rheinland-Pfalz gelegenen Nachbardorf Scheid (Landkreis Vulkaneifel) kennen. Aufgrund der sozialen Kluft wurde die sich zwischen den beiden entwickelnde Beziehung insbesondere in seinem Elternhaus heftig missbilligt.

Im Sommer 1982 beendete er zunächst die Beziehung. Aufgrund eines Suizidversuchs infolge dieser Mitteilung führte er die Beziehung zumindest als Freundschaft weiter, da er in diesem Zusammenhang erfahren hatte, dass Lolita von ihm schwanger ist.

Im Spätsommer 1982 fand Lolita Brieger im rund 14 Kilometer entfernten Jünkerath eine Anstellung als Näherin und bezog dort eine kleine Wohnung. Am Abend des 3. November 1982 kam es in dieser Wohnung zu einem heftigen Streit, den auch ihre Vermieterin mitbekam, die so zu einer wichtigen Zeugin wurde: Lolita erstrebte aufgrund der Schwangerschaft eine Heirat, er nicht. Lolita solle vielmehr am nächsten Tag zu ihm auf den Hof kommen, da sein Vater die Angelegenheit mit Geld zu regeln wünschte.

Der 4. November 1982

Am 4. November 1982 gegen 13 Uhr wird Lolita Brieger letztmalig gesehen: Eine Arbeitskollegin hat sie von Jünkerath mit dem Auto mitgenommen, da sie verabredungsgemäß ihren Freund und dessen Vater auf deren Hof in Scheid aufsuchen wollte. Gegen 13 Uhr stieg sie in der Nähe von Scheid aus dem Auto ihrer Kollegin; die letzten Kilometer zu dem abseits gelegenen Dorf wollte sie zu Fuß gehen. Von da ab fehlte von ihr jegliche Spur.

Der Fall Lolita Brieger

Seitens der Familie von Lolita Brieger wurde wenige Tage später eine Vermisstenanzeige erstattet, die Polizei nahm die Ermittlungen auf. In der Folgezeit wurden verschiedene Ursachen für ihr Verschwinden betrachtet:

1. Sie habe Suizid begangen, da sie auf keinen Fall ihr Kind ledig großziehen wolle, zumal sie bereits zu Beginn ihrer Schwangerschaft einen Suizidversuch unternommen hatte, als Hans D. sich von ihr trennen wollte. Auch ein in ihrer Wohnung gefundener Brief ließ diese Variante zunächst als möglich erscheinen. Die Unauffindbarkeit ihrer Leiche sprach jedoch zunehmend dagegen.

2. In Hinblick auf ein mögliches Tötungsdelikt geriet vor allem Lolitas (Ex-)Freund und Kindsvater in das Visier der Ermittlungen. Er sagte jedoch aus, dass Lolita noch am Nachmittag den Hof wieder verlassen habe. Gegenteilige Beweise konnten nicht gefunden werden.

3. Gerüchten zufolge solle sich Lolita Brieger abgesetzt haben, um unter anderem Namen an einem anderen Ort ein neues Leben zu beginnen.

Umfangreiche Ermittlungen über all die Jahre erbrachten nicht die geringste Spur, die zur lebenden oder toten Lolita Brieger führte. Einzig im Februar 1983 wurde in Stadtkyll unmittelbar vor einer Notrufsäule am Ortseingang aus Richtung Kronenburg Lolitas Schlüsselbund von einem spielenden Kind gefunden. Stadtkyll liegt etwa 10 km westlich von dem Ort, an dem sie das Auto ihrer Kollegin verlassen hat.

Der entscheidende Durchbruch im Jahr 2011

Der Fall Lolita Brieger wurde bei der zuständigen Kriminalpolizei in Trier geführt, die Akte nicht geschlossen. So wurde der Cold Case Brieger im Jahr 2011 neuerlich untersucht und kam in der Fernsehsendung Aktenzeichen xy ungelöst vom 24. August 2011 zur Ausstrahlung, da seitens des ermittelnden Kriminalhauptkommissars Wolfgang Schu und des Trierer Staatsanwalts Eric Samel von Helfern bei der Beseitigung der Leiche ausgegangen wurde. Sie appellierten mit Hinweis auf die betagte Mutter Lolita Briegers an das Gewissen eventueller Mitwisser und wiesen darauf hin, dass eine derartige Hilfe nach geltendem Recht verjährt ist.

Nach der Ausstrahlung dieses Beitrages sowie weiterer Berichterstattungen in den Medien meldete sich eine Person bei der Polizei, der gegenüber sich tatsächlich ein Mitwisser der Tat offenbart hatte. Dieser gab bei einem Verhör zu, dem mutmaßlichen Täter seinerzeit bei der Beseitigung der Leiche geholfen zu haben. Dieser heute 50-jährige mutmaßliche Täter – Lolita Briegers damaliger Freund und Kindsvater – wurde am 9. September 2011 inhaftiert.

Entsprechend der Angaben des Mitwissers konnte nach einer zweiwöchigen Suche am 19. Oktober 2011 auf einer inzwischen stillgelegten Mülldeponie bei Dahlem-Frauenkron ein in Kunststofffolie verpacktes menschliches Skelett nebst Bekleidungsresten gefunden werden.[1] Eine Untersuchung im Rechtsmedizinischen Institut der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz brachte wenige Tage später anhand einer DNS-Analyse Gewissheit: Es sind die sterblichen Überreste Lolita Briegers.[2]

Lolita Brieger und ihr ungeborenes Kind haben am 4. November 2011 in Berk nahe Frauenkron an der Seite ihres Vaters ihre letzte Ruhe gefunden.[3]

Ein Termin für die Verhandlung des Tötungsdeliktes zum Nachteil der Lolita Brieger ist derzeit noch nicht angesetzt.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Fall Lolita Brieger: Polizei findet Knochen auf Müllhalde. In: Spiegel Online. 19. Oktober 2011.
  2. Lolita Briegers Leiche gefunden – DNA-Test brachte Gewissheit. auf: WDR online. 26. Oktober 2011.
  3. Lolita Brieger in aller Stille beigesetzt. In: Eifel aktuell. 9. November 2011.

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