Luitwin Gisbert von Boch-Galhau

Luitwin Gisbert von Boch-Galhau

Luitwin Gisbert von Boch-Galhau (* 23. Mai 1936 in Mettlach[1]) war der letzte aus der Familiendynastie Boch stammende Vorstandsvorsitzende der saarländischen Villeroy & Boch AG und von 1994 bis zum 30. Mai 2008 stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtrates. Danach wurde er zum Ehrenmitglied auf Lebenszeit ernannt.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Sowohl sein Großvater, der bereits vier Jahre vor seiner Geburt starb, als auch sein Vater (1906–1988) führten den Vornamen Luitwin. Luitwin Gisbert wurde Spross in der achten Generation des keramischen Familienunternemens. Er studierte 1961 Wirtschaftswissenschaften an der Universität St. Gallen, hatte mehrere Studienaufenthalte in Kanada, USA, Japan, Indien und anderen Ländern und übernahm zunächst die Leitung der Villeroy & Boch-Niederlassung in Hamburg, später die des Werkes in Lübeck-Dänischburg. Ab 1972 wurde er geschäftsführender Gesellschafter.

Von 1985 bis 1994, also unmittelbar vor der Umwandlung des Unternehmens in eine Aktiengesellschaft, wurde er Vorsitzender des Vorstands der Villeroy & Boch AG. Auf ihn sind die ersten Diversifizierungsmodelle und Konzepte zur „Keramischen Harmonie“ zurückzuführen, die später für das Konzept des „My House of Villeroy & Boch“ waren. Auch war es seine unternehmerische Entscheidungen, durch die Umwandlung der Kommanditgesellschaft in eine Aktiengesellschaft im Jahr 1987, das Kapital in Familienbesitz zu belassen.

Luitwin Gisbert ist als ein Nachkomme eines lothringischen Firmengründers François Boch um die deutsch-französisch-luxemburgischen Tradition des Unternehmens bemüht. Die Aussöhnung mit den europäischen Nachbarn nach dem Zweiten Weltkrieg war für ihn eine Selbstverständlichkeit, förderte sie doch dazu die wirtschaftlichen und menschlichen Verflechtungen. Als konsequent ist daher die Übernahme verschiedener Aufgaben und Ämter auf europäischer Ebene anzusehen. So zum Beispiel in der Cérame-Unie, der Dachorganisation der keramischen Industrie der EU, deren Präsident er seit 1985 ist, in der deutschen Delegation der CET (Vereinigung der Fliesenhersteller EU) oder seit 1994 als Vorstandsmitglied der deutschen keramischen Gesellschaft. Alt-Bundeskanzler Helmut Kohl bezeichnete ihn 1998 im Rahmen des 250-jährigen Firmenjubiläums als „Europäer der ersten Stunde“. Die Französische Regierung verlieh Luitwin Gisbert von Boch für seine Verdienste um die deutsch-französische Freundschaft im Jahr 1995 den Titel Chevalier de la Légion d’Honneur (Ritter der Ehrenlegion).

Boch war im Saarland für eine Reihe von Interessenvertretungen und Gremien aktiv: Er war Vizepräsident des Saarländischen Industriellenverbandes (SIV) und ab 1972 der fusionierten Vereinigung der Saarländischen Unternehmensverbände (VSU). Ferner war von Boch ab 1976 im Beirat für Wirtschafts- und Strukturfragen, im Arbeitsausschuss Standort und Verkehr sowie Vertreter der Anteilseigner in den Aufsichtsrat der Saar-Bergwerke.

Quellen

Orden und Ehrenzeichen

Einzelnachweise

  1. Beatrix Adler: Wallerfanger Steingut. Selbstverlag, 1995, ISBN 3-921236-72-X, S. 52 (Digitalisat)

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Beatrice von Boch-Galhau — Béatrice von Boch Galhau, geborene Béatrice Dodd, (* 1. August 1914 in Wentorf bei Hamburg; † 13. März 2011 in Mettlach) war eine deutsche Unternehmerin und Mäzenin. Leben Sie war die Tochter des Britischen Kaufmanns Arthur Edgar Dodd und seiner… …   Deutsch Wikipedia

  • Boch-Galhau — Boch, ab 1907 Boch Galhau, ist der Name einer alten Kaufmannsfamilie aus Audun le Tiche (Deutsch Oth), (Département Moselle in Lothringen, Frankreich), deren Stammvater François Boch (1700 1754) dort im Jahr 1748 die Porzellanmanufaktur „Jean… …   Deutsch Wikipedia

  • Boch (Adelsgeschlecht) — Boch, ab 1907 Boch Galhau, ist der Name einer alten Kaufmannsfamilie aus Audun le Tiche (Deutsch Oth, in Lothringen, Frankreich), deren Stammvater François Boch (1700–1754) dort im Jahr 1748 die Porzellanmanufaktur „Jean François Boch et Frères“… …   Deutsch Wikipedia

  • University of St. Gallen — The University of St. Gallen (in German: Universität St. Gallen ) is a research university based in St. Gallen, Switzerland.The University is generally known as HSG, which is an acronym derived from its former name Hochschule für Wirtschafts ,… …   Wikipedia

  • Handelshochschule St. Gallen — Vorlage:Infobox Hochschule/Mitarbeiter fehltVorlage:Infobox Hochschule/Professoren fehlt Universität St. Gallen HSG Gründung 28. Mai 1898 …   Deutsch Wikipedia

  • Hochschule St. Gallen — Vorlage:Infobox Hochschule/Mitarbeiter fehltVorlage:Infobox Hochschule/Professoren fehlt Universität St. Gallen HSG Gründung 28. Mai 1898 …   Deutsch Wikipedia

  • UNISG — Vorlage:Infobox Hochschule/Mitarbeiter fehltVorlage:Infobox Hochschule/Professoren fehlt Universität St. Gallen HSG Gründung 28. Mai 1898 …   Deutsch Wikipedia

  • Uni St. Gallen — Vorlage:Infobox Hochschule/Mitarbeiter fehltVorlage:Infobox Hochschule/Professoren fehlt Universität St. Gallen HSG Gründung 28. Mai 1898 …   Deutsch Wikipedia

  • Universität Sankt Gallen — Vorlage:Infobox Hochschule/Mitarbeiter fehltVorlage:Infobox Hochschule/Professoren fehlt Universität St. Gallen HSG Gründung 28. Mai 1898 …   Deutsch Wikipedia

  • Universität Sankt Gallen (HSG) — Vorlage:Infobox Hochschule/Mitarbeiter fehltVorlage:Infobox Hochschule/Professoren fehlt Universität St. Gallen HSG Gründung 28. Mai 1898 …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”