Lutherkirche (Bad Steben)

Lutherkirche (Bad Steben)
Nord-Ansicht

Die Lutherkirche ist die Hauptkirche der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Bad Steben in Oberfranken. Das Gotteshaus wurde von 1908 bis 1910 errichtet. Es war zusammen mit der Ulmer Pauluskirche die erste Kirche in Deutschland bei der in großem Maßstab Eisenbeton als Sichtbeton zur Anwendung kam. Das Bauwerk weist 1250 Plätze auf und wird seit 1985 Lutherkirche genannt.

Inhaltsverzeichnis

Kirchengebäude

Süd-West-Anicht
Hauptschiff
Seitenempore

Raumnot aufgrund einer wachsenden Gemeinde und eine zunehmende Zahl von Kurgästen sowie erhebliche Baumängel an der gotischen Wehrkirche St. Walburga veranlassten die evangelische Kirchengemeinde von Bad Steben Anfang des 20. Jahrhunderts einen Kirchenneubau errichten zu lassen.

Nach mehreren abgelehnten Planungsentwürfen, unter anderem auch im gotischen Stil, wurde der Bauamtsassessor Richard Neidhardt vom königlichen Landbauamt Hof mit einem Entwurf beauftragt. Im April 1908 folgte der Auftrag für die Ausführungsplanung, außen in Formen des Heimatstils, innen des Jugendstils. Neidhardts Konzept sah vor, den Kircheninnenraum aus Kostengründen mit Eisenbeton, einem damals neuen Baustoff, herzustellen. Am 23. Oktober 1908 folgte der erste Spatenstich, im Mai 1909 die Grundsteinlegung und Mitte September 1909 das Richtfest. Am 9. Oktober 1910 wurde die Kirche eingeweiht. Bauleiter vor Ort war Gustav Wenz.

Die Orgel mit zwei Manualen und 22 Registern errichtete die Nürnberger Orgelbaufirma Strebel. 1980 wurde sie von der Orgelbaufirma Hey verändernd erneuert.

Architektur

Die Kirche weist einen stark gegliederten Baukörper auf, der Zelt-, Walm- und Satteldächer mit roten Biberschwanzziegeln besitzt. Die Türme werden von Kupferdächern abgeschlossen. Die vertikalen Außenflächen sind oben teilweise mit Schiefer verkleidet. Die weiß verputzten Wandflächen werden durch Lisenen und Eckbänderungen aus Diabasquadern geschmückt. Das Kircheninnere erinnert an romanisch-byzantinische Räume, die dreiseitige Empore an die typischen Predigerkirchen in Oberfranken. Im durch ein Tonnengewölbe als Deckenkonstruktion längs ausgerichteten Hauptschiff wird der Blick auf den von einer Halbkuppel überspannten Chor mit dem Altar gerichtet. Der Altaraufbau ist ein Werk von Joseph Floßmann und zeigt unter anderem den gekreuzigten Christus zwischen Maria und Johannes, Maria Magdalena und Joseph von Arimathia. Das darüber angeordnete Apsismosaik mit dem auferstandenen Christus stammt von der Hofmosaikanstalt Rauecker aus München. Die Ornamentik des sogenannten funktionalen Jugendstils ist unter anderem an den Kassettendecken unter der Empore und den Pfeilern zu finden.

Konstruktion und Material

Der Kircheninnenraum wird von Gewölbedecken aus Eisenbeton überspannt. Die Gewölbetonne über dem Hauptschiff weist eine Scheitelhöhe von 13,4 Meter über dem Fußboden auf. Sie besteht aus Deckenplatten, die im Scheitel 5 Zentimeter und im Kämpfer 8 Zentimeter dick sind und von Überzügen, alle 1,95 Meter angeordnet und in Längsrichtung verlaufend, getragen werden. Zwei Bogenbinder leiten die Lasten der Überzüge in vier Stahlbetonpfeiler mit einem Kreisquerschnitt von 0,6 Meter Durchmesser. Die Binder sind in Richtung Dachraum angeordnet, 0,7 Meter hoch und 0,22 Meter breit. Sie spannen 13,1 Meter weit und besitzen die Krümmung eines Kreisbogens mit einem Radius von 6,45 Meter. Die Emporen über den Seitenschiffen weisen als Decke kreuzweise bewehrte Platten auf, die unter anderem von den als Überzüge ausgebildeten Brüstungen getragen werden. Oberhalb der Eisenbetontonne ist ein bis zu 10 Meter hohes, hölzernes Dachtragwerk angeordnet. Das Kirchenschiff besitzt eine maximale Höhe von 30 Meter, der Kirchturm von 44 Meter. Ausgeführt wurden die Stahlbetonarbeiten von der Firma Alban Vetterlein Co. aus Glauchau. Der Beton blieb sichtbar, die Oberfläche wurde mit steinmetzmäßig bearbeitet. Als Bewehrung kam rundes Schmiedeeisen zur Anwendung.

Der Kirchenraum besitzt im Regelfall eine Luftfeuchtigkeit von über 90 Prozent, was eine Korrosion des Betonstahls verhindert.

Gemeinde

Die Kirchengemeinden Bad Steben, Bobengrün und Langenbach bilden die Pfarrei Bad Steben, die etwa 1950 Gemeindemitglieder zählt.

Literatur

  • Günther Döring:Die Lutherkirche in Bad Steben. In:Der Präsidialbau der Regierung von Oberfranken und seine Epoche, Hrsg. Hanns Michael Scholler, Bayreuth 2006, ISBN 3-00-017544-X

Weblinks

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