Mainzer Knotenaufstand

Mainzer Knotenaufstand

Als Mainzer Knotenaufstand werden Unruhen in der Stadt Mainz zwischen dem 30. August und 5. November 1790 bezeichnet, bei der von den Studenten der kurfürstlichen Universität Mainz provozierte Handwerker die Studenten und Organe der Universität angriffen. Der Name geht auf Knoten als (verächtliche) studentische Bezeichnung für Handwerksburschen zurück.[1]

Verlauf

Die Ursache des Aufstands ist unklar. Am Abend des 30. August kam es zu Übergriffen der Studenten entweder auf eine von Handwerkern (wahrscheinlich der Zunft der Schreiner) besuchte Tanzveranstaltung, Wirtschaft oder Herberge. Als die Klagen der Handwerker bei der kurfürstlichen Regierung kein Gehör fanden, stürmten die Handwerksgesellen das Gebäude der Universität, verprügelten dort vorgefundene Studenten sowie den Geschichtsprofessor Nicolaus Vogt und verfolgten die Fliehenden bis in ihre Wohnungen.

In den folgenden Tagen weitete sich der Aufruhr aus. Die Handwerksgesellen bewaffneten sich und es kam zu einer Beteiligung weiterer Zünfte. Auch die Meister schlossen sich der Bewegung an und ergriffen die Gelegenheit, die Wiedererstellung der alten Zunftfreiheiten zu fordern. Die Aufständischen nannten sich nun „Patrioten“ und verwendeten mit Kokarden und Trikoloren Symbole der Französischen Revolution.

Der Mainzer Erzbischof und Kurfürst Erthal sah sich durch den Mangel an Militär in der Stadt[2] gezwungen, den Landgrafen von Hessen-Darmstadt um Militärhilfe zu bitten. Dieser entsandte eine 600 bis 800 Mann starke Truppe, die am 3. September Mainz erreichte und den Aufstand beendete. Ein nochmaliges Aufflammen der Unruhen wurde vom Militär schnell unterdrückt, das nicht davor zurückscheute, Studenten auf offener Straße körperlich zu züchtigen. Am 5. November 1790 rückten die Truppen wieder ab.

In der Folge wurden die beteiligten Handwerker mit Gefängnis bestraft, von den Studenten wurden lediglich einige der Universität verwiesen. Zudem wurde „alle Redereien, Gespräche gegen Religion, Sitte, Staat und landesherrliche Verordnungen“ am 10. September 1790 vom Kurfürsten summarisch verboten.

Georg Forster, der zu dieser Zeit an der Universität lehrte, hat die Vorgänge in zwei Briefen beschrieben.

Literatur

  • Karl Klein: Georg Forster in Mainz: 1788 bis 1793. Perthes, Gotha 1863, S. 138-142 Digitalisat
  • Axel Kuhn, Jörg Schweigard: Freiheit oder Tod! Die deutsche Studentenbewegung zur Zeit der Französischen Revolution. Böhlau, Köln 2005, ISBN 978-3-412-14705-1, S. 84-86
  • Jörg Schweigard: Aufklärung und Revolutionsbegeisterung an der Universität Mainz 1782-1792. GRIN, München 2007, ISBN 978-3-638-71329-0, S. 75-80

Einzelnachweise

  1. DWB Bd. 11, Sp. 1499: daher denn der bekannte student. gebrauch: 'knoten werden von den studenten die handwerkspursche genannt'.
  2. Die Mainzer Truppen hielten sich zu der Zeit als Teil des Aufgebots der Reichsarmee gegen die Lütticher Revolution im Gebiet von Lüttich auf.

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