- Marienkirche (Großenhain)
-
Die Marienkirche ist eine evangelische Kirche in Großenhain, die von 1746 bis 1748 vom Dresdner Ratszimmermeister Johann George Schmidt und dem Ratsmaurermeister Johann Gottfried Fehre an der Stelle einer spätgotischen Hallenkirche erbaut worden ist. „Von Schmidts großen Kirchenbauten ist nur noch die Großenhainer Marienkirche im weitestgehenden Originalzustand erhalten“.[1] Der Sakralbau zählt „zu den originellsten Raumschöpfungen der sächsischen Kirchenkunst des späten Barock“. [2] Sie ist das Gotteshaus der Kirchgemeinde Marienkirche Großenhain und Ephoralkirche des Kirchenbezirkes Großenhain.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Vorgängerkirchen
Über die Form und Gestalt der Vorgängerkirchen ist wenig überliefert. Die Umfassungsmauern der Marienkirche sind weitgehend auf denen der letzten Vorgängerkirche aufgebaut. 1429 wurde die damalige Kirche durch die Hussiten zerstört und wieder aufgebaut. 1440 begann man mit dem Ausbau zu einer dreischiffigen spätgotischen Hallenkirche mit breitem Mittelschiff und schmaleren Seitenschiffen. Der Hochaltar wurde 1470 geweiht. Nach der Rekonstruktion von Cornelius Gurlitt hatte die Kirche einen Hallenumgangschor, wie die St.-Marienkirche in Herzberg. Der Turm stand am nördlichen Seitenschiff. Am Turm lag auch eine Kapelle. An der Südseite gab es zwei angebaute Kapellen. An der Westseite des heutigen Hauptschiffes ist eine Wendeltreppe erhalten, die auf einen zweigeschossigen Anbau hindeutet. Das Dach war nach Überlieferungen mit Schiefer gedeckt und vielen kleinen Türmchen verziert. 1540 wurde die Kirche durch einen Brand zerstört. Die Kirche war damals mit zahlreichen Epitaphen ausgestattet und besaß 13 Altäre. 1593 erhielt die Kirche "dem Pabste zu Trotze" eine Kanzel. Kurz vor dem Stadtbrand am 8. Juni 1744 wurde die Kirche gründlich erneuert. Das Feuer zerstörte die Kirche, wobei der Turm am 17. Juni einstürzte, und die Kirche bis auf die Umfassungsmauern zerschlug.
Baugeschichte
Am 7. September 1744 erließ die Landesregierung ein Baureglement, das einen einheitlichen Wiederaufbau der Stadt garantieren sollte. Im Herbst des selben Jahres begann das Oberkonsistorium in Dresden mit der Bauplanung. Baumeister Johann George Schmidt wurde beauftragt eine neue Kirche an gleicher Stelle zu errichten. Die Bauarbeiten dauerten bis 1748 an. Am dritten Advent des Jahres war die Kirche mit dem nötigsten ausgestattet und wurde eingeweiht. Erst 1755 wurde der Kanzelaltar aus Sandstein und Gips vom Lommatzscher Bildhauer Friedrich Wilhelm Mieth geschaffen. 1802 wurde der Turm nach knapp zweijähriger Bauzeit eingeweiht.
1855 erhielt der Turm ein Viergeläut und das Innere der Kirche wurde erstmals renoviert. Die zweite Innensanierung und der Neubau der Orgel wurden 1901 realisiert. 1972 erfolgte die dritte Sanierung, die 18 Jahre andauern sollte. Dabei wurden vor allem das Dach, der Turm und die Fenster saniert und der Innenraum neu ausgemalt.
2001 wurde die Orgel überholt, 2004/5 Fassade und Dach erneuert. Die Fenster wurden erneuert und die Kirche erhielt einen hellgrauen Außenanstrich wie 1855.
Beschreibung
Der Grundriss der Kirche hat „eine in Sachsen einmalige T-Form“.[1] Auf der Nordseite wurde der Altar, Kanzel sowie die Orgel übereinander errichtet. Der Kanzelaltar wurde nach Entwürfen Schmidts 1755/1756 vom Lommatzscher Bildhauer Friedrich Wilhelm Mieth erschaffen. Die Orgel wurde 1777/1778 von Johann Gottlieb Maurer aus Leipzig erbaut. Ein buntes Glasfenster, das Luther und Melanchthon zeigt, wurde 1883 von der Familie Zschille gestiftet.
Taufstein
Der von einem unbekannten Künstler gestaltete Taufstein wurde schon 1748 fertig gestellt. Er besteht aus Sandstein und hat einen Holzdeckel.
Die Orgel
Der erste Orgelbau wurde 1778 durch die Firma Johann Gottlieb Maurer aus Leipzig errichtet. 1901 baute die Firma Gebrüder Jehmlich aus Dresden die bis heute verwendete Orgel mit 53 Registern auf drei Manualen und Pedal (3758 Pfeifen). 2001 wurde die Orgel von der Firma Groß & Sohn aus Waditz in einer Generalreparatur überholt. Dabei erhielt das Prospekt wieder echte Zinnpfeifen. Zur "Orgelnacht" am 18. August 2001 wurde die Orgel wieder eingeweiht. Das Instrument hat pneumatische Trakturen.[3]
I Hauptwerk C–a3 1. Prinzipal 16′ 2. Gedackt 16′ 3. Prinzipal 8′ 4. Bordun 8′ 5. Salicional 8′ 6. Oktave 4′ 7. Hohlflöte 4′ 8. Oktave 2′ 9. Nachthorn 2′ 10. Quinte 22/3′ 11. Cornett IV-V 8′ 12. Rauschwerk IV-V 13. Mixtur IV-V 14. Trompete 8′ II Brustwerk C–a3 15. Quintatön 16′ 16. Prinzipal 8′ 17. Gedackt 8′ 18. Quintatön 8′ 19. Oktave 4′ 20. Rohrflöte 4′ 21. Salicet 4′ 22. Oktave 2′ 23. Flachflöte 2′ 24. Sifflet 1′ 25. Quinte 11/3′ 26. Scharf IV 27. Krummhorn 8′ 28. Regal 4′ III Schwellwerk C–a3 29. Gedackt 16′ 30. Rohrflöte 8′ 31. Gemshorn 8′ 32. Dulciana 8′ 33. Prinzipal 4′ 34. Holzflöte 4′ 35. Nasat 22/3′ 36. Spitzgambe 2′ 37. Querflöte 2′ 38. Blockflötenterz 13/5′ 39. Schwiegel 1′ 40. Zimbel III-IV 41. Oboe 8′ Tremolant Pedal C–f1 42. Prinzipal 16′ 43. Subbaß 16′ 44. Gedacktbaß 16′ 45. Quintbaß 102/3′ 46. Gedacktflöte 8′ 47. Oktavbaß 8′ 48. Oktavbaß 4′ 49. Prinzipalflöte 2′ 50. Hintersatz VI 51. Posaune 16′ 52. Trompete 8′ 53. Clarine 4′ - Koppeln: II/I, III/I, III/II, I/P, II/P, III/P
Das Osterfenster
Das Oster- oder auch Lutherfenster wurde 1883 anlässlich des 400. Geburtstag Martin Luthers von der Großenhainer Familie Zschille gestiftet. 2005 wurde es restauriert und mit einer Schutzverglasung in einem Stahlrahmen neu eingebaut.
Die Betstuben
Zur Finanzierung des Kirchenbaues konnten wohlhabende Bürgerfamilien speziell eingerichtete Betstuben für 200 rheinische Thaler oder zwei Ochsen erwerben. Die Betstuben wurden privat möbliert und mit kleinen Öfen ausgestattet. Das Mobiliar ist teilweise noch erhalten. Die Räume sind nach vorn hin verglast und liegen unter der zweiten Empore ringförmig über dem Schiff. 1855 wurden die Räume das letzte Mal grün-weiß tapeziert.
Das Geläut
Die vier Bronzeglocken wurden 1855 von der Dresdner Firma Große gegossen und am 15. September 1855 geweiht. Sie sind gestimmt auf die Töne h, D, Fis und H. Die große Glocke hat einen Durchmesser von 162 cm. Das Gewicht der Glocken beträgt 43, 26, 15 bzw. 6 Zentner. Das Geläut wurde bis 1928 von Hand betrieben. Im Zweiten Weltkrieg wurden zwar 3 der vier Glocken zum Einschmelzen nach Hamburg verbracht, sie konnten aber nach dem Krieg 1947/48 unversehrt wieder ihren Platz im Turm der Marienkirche einnehmen.
Bilder
Weblinks
Commons: Marienkirche Großenhain – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienLiteratur
- Schnell Kunstführer Nr. 2306: Marienkirche Großenhain. Verlag Schnell & Steiner GmbH Regensburg 1998, ISBN 3-7954-6065-4
- Ev.-Luth. Superintendentur Großenhain: Zwischen Elbe und Elster - Kirchen und Kapellen im Kirchenbezirk Großenhain. Großenhain 2002
Einzelnachweise
- ↑ a b Stadt Großenhain: Marienkirche Großenhain
- ↑ H. Magirius, nach: http://www.kirchspiel-grossenhain.de/web/geschichte/
- ↑ Nähere Informationen zur Orgel
51.29252113.530428Koordinaten: 51° 17′ 33″ N, 13° 31′ 50″ OKategorien:- Großenhain
- Kirchengebäude im Landkreis Meißen
- Kirchengebäude der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens
- Marienkirche in Sachsen
- Barockes Kirchengebäude in Sachsen
- Erbaut in den 1740er Jahren
- Disposition einer Orgel
Wikimedia Foundation.