Marienkirche (Nübel)

Marienkirche (Nübel)
Ansicht von Nordwesten
Ansicht von Südosten

Die Marienkirche ist eine denkmalgeschützte[1] Dorfkirche in der Ortschaft Nübel im Kreis Schleswig-Flensburg in Schleswig-Holstein. Sie ist an nördlicher und westlicher Seite von einem Friedhof umgeben; an der südlichen und östlichen Seite wird das Gelände durch eine Feldsteinmauer begrenzt. Die Kirche bietet Platz für bis zu 120 Besucher.

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

Bischof Waldemar von Schleswig gründete 1191/92 das Zisterzienserkloster Guldholm[2] am Langsee, den dort lebenden Mönchen übertrug er den Zehnten aus dem Kirchspiel Nübel. Die kleine Kirche hat damals entweder bereits bestanden oder war im Bau. Das Patronat lag beim Schleswiger Domkapitel, somit muss auch dort die Bauherrschaft gelegen haben.

Bau der Kirche

Am Schleswiger Dom begann man etwa ab 1180 die Querschiffflügel mit Backsteinen zu bauen. Mit dieser seinerzeit neuen Bautechnik wurde der Chor und die Ostwand des Schiffes mit dem engen runden Chorbogen und den ihn flankierenden Nebenaltarnischen als wohl ältester Backsteinbau Angelns errichtet. Da örtliche Bauleute mit dieser Technik nicht vertraut waren, erfolgte der anschließende Weiterbau in der bisher üblichen Feldsteinbauweise. Romanische kleine Rundbogenfenster finden sich heute nur noch an der Nord- und der Ostwand des Chores sowie an der Nordseite des Schiffes. Die großen, von vielfach gestuften Backsteinlaibungen eingefassten Segmentbogenfenster sowie das spitzbogige Südportal mit dem großen spätgotischen Vorhaus entstanden etwa im 15. Jahrhundert.

Noch etwas später, etwa um 1500, ersetzte man die flachen Balkendecken durch die heute den Innenraum prägenden, tief ansetzenden Kreuzrippengewölbe und baute in die Nordwestecke eine Wendeltreppe ein. Schäden am Mauerwerk führten zum Anbau von zwei kräftigen Stützpfeilern aus Granit und 1734 zur Granitverblendung der Westwand. Die Jahreszahl ist durch Zieranker dargestellt.

Ausstattung

Erhaltene Reste der mittelalterlichen Ausstattung sind zum einen spätgotische Holzplastiken einer St. Jürgengruppe und eines Hl. Dionysius, die sich heute im Schleswig-Holsteinischen Landesmuseum in Schleswig befinden, zum anderen die Kuppa der romanischen Steintaufe, die heute ein Exponat im Städtischen Museum Schleswig ist. Das vom Berliner Maler Lange geschaffene Bild des auferstehenden Christus war einst Teil eines 1874 von der preußischen Regierung geschenkten neugotischen Altaraufsatzes.

An der Brüstung der spätbarocken Kanzel von 1786 stehen Apostelfiguren in wallenden Gewändern. Das Kruzifix im Chorbogen, der Kronleuchter und die Altarleuchter sind handwerkliche Arbeiten neuerer Zeit (19. Jahrhundert), Lesepult und der Ständer der Taufschale sind Schmiedearbeiten des 20. Jahrhunderts.

Vor dem Altar liegt der Grabstein (roter Sandstein) des 1673 verstorbenen Gerdt von der Lieth, Verwalter des Schleswiger Domkapitels und seiner Frau. An der Nordwand des Schiffes erinnert die eichene, nach 1864 von Peter Clausen, Heineberg, geschnitzte Gedenktafel an die Opfer der schleswig-holsteinischen Erhebung 1848-51. Am Ausgang ein achtseitiger, ausgehöhlter Eichenbalken als Opferstock, gesichert durch breite Eisenbänder und ein Vorhängeschloss, für welches drei Schlüssel benötigt werden.

Orgel

Auf der 1787 eingebauten Westempore erklingt seit 1873 die Orgel der Werkstatt Marcussen, Apenrade, hinter einem neugotischen Prospekt. Das Instrument hat 7 Manualregister und ein Pedalregister. Die originalen Prinzipalpfeifen im Prospekt mussten im 1. Weltkrieg abgegeben werden, sie wurden durch Blechpfeifen ersetzt. Seit 1991 erklingt das Register wieder mit Pfeifen aus Zinn.[3]

Manualwerk C–
1. Prinzipal 8'
2a. Bordun (Bass) 16'
2b. Bordun (Diskant) 16'
3. Fugara 8'
4. Gedackt 8'
5. Oktav 4'
6. Rauschquinte II
7. Flöte 4'
Pedal C–
8. Bass 16'

Glockenturm

Der freistehende hölzerne Glockenturm erhielt seine heutige Form mit dem in Angeln ungewöhnlichen Satteldachabschluß 1765 unter Benutzung des tragenden Gerüstes eines Vorgängers des 16. Jahrhundert. Nach 1882 sind die beiden größeren Glocken (von 1623 bzw. 1767) verschwunden, seitdem besteht das Geläut aus zwei Eisenglocken des Bochumer Verein. Eine kleinere Messglocke musste im Verlauf des Zweiten Weltkrieges abgegeben werden. Auch der Glockenturm ist denkmalgeschützt.[1]

Einzelnachweise

  1. a b Liste der Kulturdenkmäler in Schleswig-Holstein, PDF-Datei, S. 124
  2. Kloster Guldholm im Klosterprojekt der Uni Kiel
  3. Chronik der Kirchengemeinde Nübel

Literatur

  • Dr. Klaus Rauterberg: Kirchen in Angeln und ihre Kunstschätze. Friedrich Wittig Verlag, Kiel 2001, ISBN 3-8048-4468-5
  • Peter Hirschfeld (Hrsg): Die Kunstdenkmäler des Landes Schleswig-Holstein, Band 8: Die Kunstdenkmäler des Kreises Schleswig. Deutscher Kunstverlag, 1957

Weblinks

 Commons: Marienkirche (Nübel) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
54.5624159.582609

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