- Kirchspiel
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Das Kirchspiel (Kirchensprengel, Parochie) bezeichnet ursprünglich den Bezirk, der alle Ortschaften umfasst, welche in eine gewisse Kirche eingepfarrt und dem Pfarrer an derselben unterstellt sind. Das Wort „Kirchspiel“ (mittelhochd. kirspel) geht auf das althochdeutsche spël, »Rede, Verkündigung«, zurück und bezeichnet somit den Bezirk, „soweit die Verkündigung der Kirche reicht“.[1]
Dieser geographische Einzugsbereich einer Kirchengemeinde wird auch Parochie genannt, in Norddeutschland früher auf niederdeutsch Kaspel, Kespel, Kark- oder Kerkspeel. Einst hatte die Einteilung von – vor allem ländlichen – Landstrichen in Kirchspiele eine große praktische Relevanz. Noch heute orientieren sich die Grenzen von Samtgemeinden und vergleichbaren Gebietskörperschaften häufig an den alten Grenzen der Kirchspiele, doch findet man den Begriff als kommunale Gebietskörperschaft nicht mehr. Heute gibt es nur noch Städte, Landkreise und Gemeinden.
Inhaltsverzeichnis
Regionale Beispiele
In der Bauernrepublik Dithmarschen bildeten die Kirchspiele unabhängige Einheiten. Sie wurden von einem Kollegium aus zwölf Großbauern, den Schlütern, regiert. Zur Zeit ihrer größten Machtfülle um 1350 waren sie zuständig für Deichwesen, die Gerichtsgewalt, Feuerpolizei, Heeresaufgebot sowie den Abschluss von Verträgen mit auswärtigen Mächten. Aus ihnen wurden später die Kirchspielslandgemeinden gebildet.
In Dänemark bildeten die evangelischen Kirchspiele (Sogn) seit 1791 die einheitliche Verwaltungsgrundlage auf kommunaler Ebene und wurden ab 1842 von einer zunächst von den örtlichen Landbesitzern, ab 1901 von der gesamten ansässigen Bevölkerung gewählten Kirchspielsvorständen geleitet. Nur die Städte sowie in Nordschleswig die Flecken bildeten gesonderte Gemeinden. Die Landgemeinden von Stadtkirchen bildeten ebenfalls eigene Kirchspielsgemeinden. Nur in wenigen Fällen waren Kirchspiele in mehrere Landgemeinden aufgeteilt. Ab den 1960er Jahren schlossen sich immer mehr Gemeinden angesichts einer bevorstehenden Kommunalreform zusammen. 1970 wurden die Kirchspielsgemeinden mit den Städten und Flecken zu größeren Kommunen zusammengefasst.
In einigen Regionen Spaniens und in Ecuador bilden Kirchspiele unter der spanischsprachigen Bezeichnung Parroquia heute weltliche Verwaltungseinheiten auf Gemeindeebene. Dasselbe gilt für Parishes im englischsprachigen Raum, unter anderem im Vereinigten Königreich, in Kanada und dem US-Bundesstaat Louisiana, wo das Parish im Gegensatz zum üblichen Gebrauch für Kirchspiel als untere kommunale Einheit dem County in anderen Bundesstaaten äquivalent ist. In Schweden waren Kirchspiele unter der Bezeichnung Socken ebenfalls unterste territoriale Einheiten.
Siehe auch
Quellen in Bibliotheken, Archiven und Museen
Weblinks
Wiktionary: Kirchspiel – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen- Kirchspiel in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm. Band 11, Spalte 823-826.
Einzelnachweise
- ↑ Meyers. 1905 Art. Kirchspiel
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