- Ringerink
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Heinrich Ringerink, auch Ringeringk oder Ringerinck († 1629 in Kopenhagen), war ein norddeutscher Bildhauer der Spätrenaissance, dessen Werke in zahlreichen Kirchen des früheren Herzogtums Schleswig zu finden sind.
Inhaltsverzeichnis
Biographie
Heinrich Ringerink leitete um 1600 eine Bildschnitzerwerkstatt in Flensburg, die damals als bedeutendste Werkstatt in Norddeutschland galt. Über die Herkunft Ringerinks ist wenig bekannt. Es wird vermutet, dass er seine Ausbildung in Westfalen erhalten haben könnte. Nach Thieme-Becker soll er in Flensburg zuerst 1583 nachweisbar und 1626 nach Kopenhagen gegangen sein. Möglicherweise hat er in Flensburg in der Werkstatt des Johan von Bremen als Geselle gearbeitet, dem die Apostelfiguren am Flensburger St.-Marien-Altar zugeschrieben werden. Überliefert ist, dass Ringerink 1597 als Meister in der Flensburger Schnitkerzunft aufgenommen wurde und 1629 in Kopenhagen verstorben ist. Neben Möbeln, Altären, Taufen und Epitaphien fertigte er vor allem Kanzeln an. Sie gelten als Beispiele einer Renaissance-Schnitzkunst von hoher Qualität. Seine beiden Hauptwerke sind der Altar der Flensburger Marienkirche von 1598, den er in enger Zusammenarbeit mit dem Maler und Vergolder Johan II. van Enum schuf, und der prächtige Orgelprospekt der Flensburger Nikolaikirche aus den Jahren 1604-1609. Ringerink prägte viele Bildschnitzer, die nach seinem Tod in seinem Stil weiterarbeiteten.
Es wird vermutet, das Ringerink der Vater des Steinbildhauers Peter Ringering (* 1612 in Holstein, † 1650 in Danzig) war.
Kanzeln von Heinrich Ringerink und seinem Kreis
In dem Jahrhundert nach der Reformation bekam die Predigt eine immer größere Bedeutung für die evangelischen Gottesdienste. In vielen Kirchengebäuden wurden daher um 1600 als Zeichen der Wertschätzung sehr aufwendige Kanzeln angeschafft.
Alle Ringerink-Kanzeln wurden aus Eichenholz geschnitzt und ursprünglich als Hängekanzeln konzipiert. Charakteristisch sind jeweils die eingelassenen szenischen Reliefs. Da sich die Motive wiederholen und die Szenen auf die gleiche graphische Vorlage zurückzuführen sind, können die Ringerink-Kanzeln, wie auch die seiner Schüler und Gesellen leicht identifiziert werden.
Man unterscheidet drei Gruppen von Kanzeln:
- Die Kanzeln des Ostflensburger Typs werden durch Akanthuspilaster als auffälliges gemeinsames Merkmal gekennzeichnet. Ein besonderes Merkmal sind im (Dreivietel-)Profil gezeigte Reliefs von Männern und Frauen in verschiedenen Zeittrachten im Gebälk, die als Ständeordnung angesehen werden. Die Kanzeln des Ostflensburger Typs stellen innerhalb des Werk des Heinrich Ringerink die älteste Gruppe dar (1599-1615) Das älteste Beispiel dieses Typs stammt jedoch nicht von Ringerink selbst, sondern von Johan von Bremen.
- Die Kanzeln des Westflensburger Kanzeltyps besitzen eine Grundrissform, der sechs- oder siebenseitigen hängenden Emporenkanzel. Sie zeichnen sich durch eine vertikale Trennung der Kanzelfelder durch Apostel unter Baldachinen aus. Die Kanzeln des Westflensburger Typs werden auch noch in der Zeit nach Ringerink von Nils Tagsen und Jorgen Ringnis hergestellt.
- Der Aufriss der Kanzeln des Angler Typs wird von Hermespilastern oder Karyatiden gegliedert, die von Hans Vredeman de Vries direkt übernommen wurden. An den Angler Typ lehnen sich die Kanzeln der so genannten Angeliterwerkstatt an.
Folgende Szenen sind auf den Kanzeln Heinrich Ringerinks dargestellt:
- Der Sündenfall: Ist in zwei Varianten zu finden. Vorlage von Jan Saenredam.
- Die Verkündigung: Vorlage von Egidius Sadeler d.Ä.. Ist auf allen Ringerink-Kanzeln zu finden.
- Die Geburt Christi: Vorlage von Egidius Sadeler d.Ä.. Ist auf allen Ringerink-Kanzeln zu finden.
- Die Anbetung der Heiligen drei Könige: Vorlage von Egidius Sadeler d.Ä.
- Die Taufe Jesu: Vorlage von Crispin de Passe d.Ä.
- Die Kreuzigung: Vorlage von Hendrick Goltzius. Ist auf allen Ringerink-Kanzeln zu finden.
- Die Auferstehung: Vorlage von Albrecht Dürer. Ist auf allen Ringerink-Kanzeln zu finden.
- Die Himmelfahrt
- Das Jüngste Gericht: Vorlage von Egidius Sadeler d.Ä. Nur in Nieblum.
Alphabetische Liste der Kanzeln von Heinrich Ringerink und seinem Kreis
Apenrade St. Nicolai Schalldeckel um 1626 Heinrich Ringerink Werkstatt
Böel Kreis um 1615/1620 Ringerink-Werkstatt / Angeliterwerkstatt ? - Angler Typ
Bov um 1626 Heinrich Ringerink Zuschreibung - Westflensburger Typ
Broager um 1591 unbekannter Schüler – Ostflensburger Typ
Drelsdorf um 1600 / 1610 unbekannter Schüler
Dybbøl von 1605 von Heinrich Ringerink
Egen 1610/1615 Heinrich Ringerink / Werkstatt- Ostflensburger Typ
Eggebek 1605/1615 Heinrich Ringerink Zuschreibung - Ostflensburger Typ
Flensburg, Johanniskirche (Flensburg) 1587 Johan von Bremen - Angler Typ
Flensburg St. Jürgen 1602 Heinrich Ringerink Zuschreibung - Westflensburger Typ
Flensburg St. Nikolai Kanzeltür 1595/1600 Heinrich Ringerink Zuschreibung
Friedrichstadt, ev. St-Christophorus-Kirche 1610/1620 Heinrich Ringerink Zuschreibung - Westflensburger Typ
Großsolt 1614 Angeliterwerkstatt Zuschreibung - Angler Typ
Grundhof Marienkirche (Grundhof)1606 Heinrich Ringerink / Nils Tagsen Zuschreibung - Angler Typ
Hooge, 1610 / 1620 Heinrich Ringerink Zuschreibung - Westflensburger Typ
Kliplev 1610 Henrich Bildesnider to Flensborg - Westflensburger Typ
Klixbüll 1618 Heinrich Ringerink Zuschreibung - Westflensburger Typ
Munkbrarup 1596-1604 Heinrich Ringerink Werkstatt Meister der Angeliterwerkstatt - Ostflensburger Typ
Neukirchen um 1620 Nils Tagsen, Sonderburg Schüler des Heinrich Ringerink Zuschreibung
Nieblum/Föhr. St. Johannis Heinrich Ringerink und Werkstatt - Westflensburger Typ
Nordborg. Jorgen Ringnis Schüler des Heinrich Ringerink
Nübel. 1608 Heinrich Ringerink Zuschreibung - Ostflensburger Typ
Översee Meister der Angeliterwerkstatt Schüler des Heinrich Ringerink Zuschreibung
Oland 1620 unbekannter meister Flensburger Schule
Oxbüll. Jorgen Ringnis Schüler des Heinrich Ringerink Zuschreibung
Quern. 1604/1610 Meister der Angeliterwerkstatt Schüler des Heinrich Ringerink Zuschreibung - Angler Typ
Rapstedt. Kanzelfragmente nach 1605 Heinrich Ringerink Werkstatt
Risum 1635/1640 Johan Ringerink Sohn des Heinrich Ringerink Zuschreibung
Satrup. 1607 Heinrich Ringerink Zuschreibung - Angler Typ
Sonderburg 1599 Henrik Ringerink i Flensburg - Ostflensburger Typ
Sonderburg Nils Tagsen/Sonderburg Schüler des Heinrich Ringerink Zuschreibung
Sterup 1626. Flensburger Schule Ringerink Werkstatt? - Angler Typ
Struxdorf 1617. Angeliterwerkstatt Schule des Heinrich Ringerink Zuschreibung - Angler Typ
Süder-Fahrenstedt 1604. Meister der Angeliterwerkstatt, Schüler des Heinrich Ringerink Zuschreibung - Angler Typ
Süderlügum 1610. Heinrich Ringerink Zuschreibung - Westflensburger Typ
Thumby 1620 Unbekannter Meister der Flensburger Schule Ringerink Werkstatt? - Angler Typ
Tinglev 1615-1625 Heinrich Ringerink Zuschreibung - Westflensburger Typ
Tolk 1604 / 1620 Meister der Angeliterwerkstatt, Schüler des Heinrich Ringerink Zuschreibung
Uelsby 1610/1620 Meister der Angeliterwerkstatt, Schüler des Heinrich Ringerink - Angler Typ
Literatur
- Claudia Annette Meier: Heinrich Ringerink und sein Kreis. Eine Flensburger Bilderschnitzwerkstatt um 1600. In: Schriften der Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte e.V. Nr. 34, Flensburg 1984.
- Kunst-Topographie Schleswig-Holstein, Neumünster 1974
Weblinks
Personendaten NAME Ringerink, Heinrich ALTERNATIVNAMEN Ringeringk, Ringerinck KURZBESCHREIBUNG deutscher Bildhauer STERBEDATUM 1629 STERBEORT Kopenhagen
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