Mariensäule (Wien)

Mariensäule (Wien)
Die Mariensäule Am Hof in Wien.

Die Mariensäule Am Hof in Wien ist ein Maria geweihtes Standbild auf einer Säule. Es handelt sich dabei um eine bronzene Kopie der von Kaiser Ferdinand III. aus Dank für die Rettung der Stadt Wien vor einem schwedischen Heer im Jahre 1645 gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges gestifteten und 1646 von Johann Jacob Pock errichteten Steinsäule, die 1667 auf Veranlassung Kaiser Leopolds I. und des Grafen Georg Ludwig von Sinzendorf nach Wernstein am Inn transloziert wurde. Die Wiener Säule wurde 1664 bei dem kaiserlichen Stückgießer Balthasar Herold in Auftrag gegeben und 1667 Am Hof aufgestellt.[1]

Inhaltsverzeichnis

Baugeschichte

Nahezu zwanzig Jahre war die von Kaiser Ferdinand III. gestiftete Mariensäule Am Hof gestanden, als sein zweitgeborener Sohn, Kaiser Leopold I., den Plan fasste, an derselben Stelle eine gleiche, jedoch aus Metall gegossene, zu errichten. Er selbst legte den ersten Stein zum Postament der neuen Säule.[2]

Am 7. September 1664 wurde zwischen der kaiserlichen Hofkammer und dem kaiserlichen Stückgießer Balthasar Herold ein Vertrag zur Errichtung der Mariensäule geschlossen, welche aus dem „Erz von Kanonen gegossen werden, die von Feinden erbeutet worden waren“.[3] Herold goss Säule und Figuren nach Entwürfen des Theateringenieurs Lodovico Ottavio Burnacini.

Mit dem Sockel und den Postamenten aus Stein, auf dem die erzene Säule stehen sollte, wurde am 12. März 1666 zunächst Carlo Martino Carlone beauftragt, der jedoch ein Jahr später starb und den Unterbau unvollendet ließ. Am 14. September 1667 wurde Carlo Canevale beauftragt, den Unterbau für die Säule fertigzustellen.

Beschreibung

Das Original: Die Mariensäule am Innufer in Wernstein.

Die Mariensäule Leopolds I. steht heute ziemlich genau in der Mitte des Platzes Am Hof in der Wiener Innenstadt. Auf einer Stufenanlage bestehend aus drei Stufen verläuft eine Balustrade, die schon die Vorgängersäule, die heute in Wernstein steht, umschlossen haben dürfte. Der Sockel ist dem der steinernen Säule exakt nachgebildet. Die Laternen in den fensterartigen Ausnehmungen der Eckteile waren erst durch Butzenscheiben geschützt, ehe sie vermauert wurden. Auf dem Sockel steht inmitten der vier Putten ein weiteres Postament, auf welchem die metallenen Inschriften angebracht sind, darauf seht eine Säule korinthischer Ordnung aus Erz, ganz oben befindet sich die Statue der Maria, welche noch bis ins Jahr 1730 vergoldet war.

Trotzdem es sich um eine Kopie des sandsteinernen Originals von 1645 handelt, ist ein deutlicher Stilwandel der dazwischenliegenden Jahre zu bemerken. Die neue Wiener Madonna zeigt bereits den Einfluss der mittlerweile geprägten malerischen Lösungen des Typus, deren kontrapostische Haltung sie übernimmt. Herold strebte mit seiner Plastik eine stoffliche Differenzierung an, das Gewand der Dargestellten hat eine für Bronze erstaunliche Weichheit und Stofflichkeit angenommen. Dazu trägt das auf den Mantel ziselierte Brokatmuster bei, das die Sprödigkeit des Materials stark mildert. Auch der etwas empfindsame Zug im Ausdruck mit dem leicht geöffneten Mund zeigt im Gegensatz zur hoheitsvollen Ruhe der steinernen Madonna, dass in der Zeit des Balthasar Herold andere Ausdrucksmöglichkeiten angestrebt wurden.

Literatur

  • Walter Kalina: Die Mariensäulen in Wernstein am Inn (1645/47), Wien (1664/66), München (1637/38) und Prag (1650), in: Bundesdenkmalamt (Hg.): Österreichische Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege 58 (2004), H. 1, S. 43-61.

Einzelnachweise

  1. Walter F. Kalina: Die Mariensäulen in Wernstein am Inn (1645/47), Wien (1664/66), München (1637/38) und Prag (1650), in: Österreichische Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege 58 (2004), H. 1, S. 43.
  2. J. Kurz: Zur Geschichte der Mariensäule am Hof under Andachten derselben, Wien 1904.
  3. Hofkammerarchiv, NÖ-HA, Fasz. W61/B/18, Zweiter Vertrag zwischen der Kaiserlichen Hofkammer und Balthasar Herold, Wien 22. September 1664; zit. bei: Walter F. Kalina: Die Mariensäulen in Wernstein am Inn (1645/47), Wien (1664/66), München (1637/38) und Prag (1650), in: Österreichische Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege 58 (2004), H. 1, S. 56.
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