Matthias von Liegnitz

Matthias von Liegnitz

Matthias von Liegnitz (auch Mathias von Liegnitz; Matthäus von Liegnitz; tschechisch Matěj z Lehnice; lateinisch Matthias de Legnicz; * um 1350 in Liegnitz; † um 1413[1]) war 1389/90 Dekan an der Artistenfakultät und ab 1397 Magister für Theologie an der Prager Karlsuniversität. Von seinen Schriften haben sich eine Predigtsammlung über die Sonntagsepisteln und eine Leichenpredigt erhalten.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Matthias, der nach seinem Herkunftsnamen aus Liegnitz stammte, studierte ab etwa 1371 an der Artistenfakultät der Prager Karlsuniversität. Wie sein Landsmann Nikolaus Magni von Jauer war er Schüler des aus Krakau stammenden, deutschen Theologen Matthäus von Krakau. 1374 erwarb er den akademischen Grad eines Baccalaureus. 1379 wurde er Magister der Freien Künste und im selben Jahr begann er mit Vorlesungen an der Artistenfakultät. Während seiner Amtszeit als Dekan dieser Fakultät im Wintersemester 1389/1390 setzte er sich für die Revision der Statuten ein[2]. Es ist nicht bekannt, wann er mit dem Studium der Theologie begann, das damals zwölf Jahre dauerte. Im Dekanatsbuch der Artistenfakultät wird er zwar noch für das Jahr 1397 geführt, im selben Jahr wird er im August jedoch bereits als „Licentiatus in theologia“ bezeichnet, so dass er vermutlich ab diesem Zeitpunkt als Magister der Theologie Vorlesungen hielt. 1397 wird er als „sacrae theologiae professor“ erwähnt. Nach Bohuslav Balbin war er Mitglied des Collegium Carolinum.

Neben seinen theologischen Vorlesungen widmete sich Matthias, der Mitglied der Predigerschule[3] war, dem Predigeramt, das zum Ausbildungsplan des Theologiestudiums gehörte. Seine Predigten über die Sonntagsepisteln hielt er in deutscher Sprache. Für die Scholaren gab er sie später unter dem Titel „Postilla super epistolas dominicales“ in lateinischer Sprache heraus. Diese Predigtsammlung hat sich in mehreren Handschriften erhalten.

Anlasslich der Beisetzung des Prager Erzbischofs Johann von Jenstein hielt Matthias von Liegnitz in Anwesenheit des Erzbischofs Olbram von Škvorec eine Leichenpredigt. Sie ist mit Anspielungen auf Begebenheiten aus Jensteins Leben durchsetzt. Die Handschrift der Leichenpredigt soll unter dem Titel „Sermo magistri Mathie de Legnicz factus coram archiepiscopo Pragensi in exequiis“ in der Krakauer Jagiellonen-Bibliothek erhalten sein.

Werke

  • Postilla super epistolas dominicales
  • Sermo magistri Mathie de Legnicz factus coram archiepiscopo Pragensi in exequiis

Literatur

  • Adolph Franz: Matthias von Liegnitz und Nicolaus Stör von Schweidnitz. Zwei schlesische Theologen aus dem 14./15. Jahrhundert. Verlag F. Kirchheim, Mainz 1898.
  • Gustav Sommerfeld: Die Leichenpredigt des Magister Matthias von Liegnitz auf den Tod des Prager Erzbischofs Johann von Jenstein († 17. Juni 1400). In: Mitteilungen des Vereines für Geschichte der Deutschen in Böhmen, Bd. 42 (1904) S. 269–275.

Einzelnachweise

  1. Lebensdaten
  2. Dekanat
  3. Predigerschule

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Liegnitz — steht für Legnica, eine Stadt in der Woiwodschaft Niederschlesien in Südwestpolen Herzogtum Liegnitz, bzw. Fürstentum Liegnitz, eine Herrschaft in Schlesien seit 1248, bis 1813 Regierungsbezirk Liegnitz, ein Verwaltungsbezirk der Provinz… …   Deutsch Wikipedia

  • Matthias Gottfried Purmann — (* 1648 in Lüben, Schlesien; † 1721 in Breslau; auch Matthäus oder Matthaeus) war ein deutscher Chirurg, der neben seiner bedeutenden Tätigkeit als Autor auch bei der Entwicklung neuer chirurgischer Verfahren große Erfolge erzielte.… …   Deutsch Wikipedia

  • Johann von Genzenstein — Johann von Jenstein (nach der Bischofsliste von Meißen: Johann II. von Jenstein; nach der Bischofsliste von Prag: Johannes VI. von Jenstein; manchmal auch: Johann von Jenzenstein; Johann von Genzenstein; tschechisch: Jan z Jenštejna; * 27.… …   Deutsch Wikipedia

  • Johann von Jenstein — (nach der Bischofsliste von Meißen: Johann II. von Jenstein; nach der Bischofsliste von Prag: Johannes VI. von Jenstein; manchmal auch: Johann von Jenzenstein; Johann von Genzenstein; tschechisch: Jan z Jenštejna; * 27. Dezember zwischen 1347 und …   Deutsch Wikipedia

  • Nikolaus Stör von Schweidnitz — (auch Nikolaus Stoer; Nikolaus Stöhr; Nikolaus Ster; lateinisch Nicolaus Stor de Swydnicz; Nicolai Stoer; tschechisch Mikuláš Stor ze Svídnice; * in Schweidnitz; † 1424) lehrte Theologie an der Prager Karlsuniversität, deren Rektor er 1401 war.… …   Deutsch Wikipedia

  • Matthias Corr — (* 6. April 1880) war ein deutscher Bildhauer. Er lebte zeitweise in Aachen. Corr war ein Schüler von Richard Müller (1874 1954) an der Dresdner Kunstakademie. Werke (Auswahl) Grabdenkmal Familie Huberty, Alter Katholischer Friedhof Dresden, Feld …   Deutsch Wikipedia

  • Von Brauchitsch — Wappen derer von Brauchitsch Brauchitsch ist der Name eines alten schlesischen Adelsgeschlechts mit dem Stammhaus Brauchitschdorf (heutiger Name: Chróstnik, früherere Schreibweisen: Chrustenik oder Krostenik[1] bzw. Crustenik[2]) bei Lubin… …   Deutsch Wikipedia

  • Friedrich I. (Liegnitz) — Friedrich I. (* 3. Mai 1446 in Brieg; † 9. Mai 1488 in Liegnitz) war 1455–1488 Herzog von Liegnitz und 1471–1488 Herzog von Brieg. Zudem war er 1471–1475 Landvogt der Oberlausitz sowie in seinem Todesjahr 1488 Oberlandeshauptmann von Schlesien.… …   Deutsch Wikipedia

  • Georg Rudolf (Liegnitz) — Georg Rudolf von Liegnitz (* 22. Januarjul./ 1. Februar 1595greg. in Ohlau; † 14. Januarjul./ 24. Januar 1653greg. in Breslau) war 1602–1653 Herzog von Liegnitz und 1615–1653 Herzog von Wohlau. 1621–1629 bekleidete… …   Deutsch Wikipedia

  • Ludmilla von Podiebrad — (tschechisch  Ludmila z Poděbrad, * 16. Oktober 1456; † 20. Januar 1503 in Liegnitz) war durch Heirat Herzogin von Liegnitz und Brieg. Nach 1488 hatte sie ihren Witwensitz in Ohlau. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Literatur …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”