Max Cassirer

Max Cassirer
Entenbrunnen vor dem Renaissance-Theater

Max Cassirer (* 18. Oktober 1857 in Schwientochlowitz; † 15. Januar 1943 in Tandalar, Wales) war ein deutscher Lokalpolitiker und Unternehmer.

Leben

Cassirer entstammte einer deutsch-jüdischen Unternehmerfamilie, sein Vater war Holzfabrikant. Nach dem Abitur in Kattowitz studierte er in Breslau und Berlin Medizin. Im Jahr 1881 gründete er seine erste Firma in Danzig, eine Holz-Export-Firma. 1887 zog er in die damals eigenständige Stadt Charlottenburg bei Berlin. Hier arbeitete er in der Firma Gebr. J. & M. Cassirer, später gründete er mit drei Brüdern die Firma Cassirer & Co. Im Jahr 1899 gründete er eine Zellstofffabrik in Włocławek. Nach dem Ersten Weltkrieg gründete er die Tillgner und Co. Zellstoffwerke KG, die in Berlin und im schlesischen Ziegenhals/Głuchołazy tätig war.

Ab 1893 war er parteiloses Mitglied der Stadtverordnetenversammlung und ab 1909 Stadtrat von Charlottenburg. Als Charlottenburg 1920 die Selbstständigkeit verlor und Teil von Groß-Berlin wurde, trat er am 18. Februar 1920 als Stadtrat zurück. Anlässlich dieses Datums verlieh ihm die Stadt Charlottenburg für seine Verdienste die Ehrenbürgerwürde. Ab Juni 1920 war er Mitglied der neugegründeten Bezirksverordnetenversammlung des Bezirks Charlottenburg.

Während seines Lebens unterstützte er verschiedene künstlerische Aktionen. So stiftete er zum Beispiel den Entenbrunnen, der heute vor dem Renaissance-Theater steht. Mit dessen Schöpfer, August Gaul, war er viele Jahre eng verbunden. So war Gaul auch Architekt der 1895 errichteten Familienvilla. Sozial engagierte sich Cassirer in vielen Bereichen. Er unterstützte die Familienstiftung für Arme und die Odenwaldschule, die seine Tochter Edith mit ihrem Mann Paul Geheeb aufbaute. In der Ecole d'Humanité erinnert seit 1970 das Max-Cassirer-Haus an sein Engagement. 1928 wurde Max Cassirer Ehrensenator der Technischen Hochschule Charlottenburg.

Nach 1933 verlor er einen Großteil seines Vermögens. Sein Aktienkapital ging an die Siemenstochter Elektro-Licht- und Kraftanlagen AG Berlin. 1938 wurde auch sein restliches Vermögen „arisiert“ und er zum Verkauf der Villa gezwungen. Im Dezember 1938 gelang es ihm zu emigrieren. Zuerst floh er zu seiner Tochter in die Schweiz; diese war mit ihrem Mann und Schülern bereits 1934 dorthin emigriert. 1939 reiste er nach Großbritannien, wo er bis zu seinem Lebensende lebte.

Im Jahr 1941 wurde er ausgebürgert und sein restliches Vermögen eingezogen. Er verlor Bankguthaben von mehreren Hunderttausend Reichsmark, seine Kunstsammlung wurde versteigert oder beschlagnahmt. Max Cassirer starb zwei Jahre später im walisischen Exil.

Siehe auch

  • Cassirer - Stammbaum der Familie Cassirer

Quellen


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