Maydell (Adelsgeschlecht)

Maydell (Adelsgeschlecht)
Wappen derer von Maydell

Maydell ist der Name eines deutschbaltischen, zum Uradel gehörenden Geschlechts, das viele Jahrhunderte lang in Estland ansässig gewesen ist.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Vermutlich ist die Familie aus Norddeutschland nach Estland gekommen, als die im Norden des Landes gelegenen Landschaften Harrien und Wierland zum Herrschaftsbereich des dänischen Königs gehörten (1219–1227 und 1238–1346). Sie ist wahrscheinlich nach ihrem ersten nachweisbaren Lehen in Estland, dem wierländischen Dorf Maidla, benannt. Das Dorf wird schon im Jahre 1241 unter dem Namen Maydalae erwähnt, war damals jedoch im Besitz des dänischen Statthalters zu Reval Dominus Saxo.[1]

Welchen Namen die von Maydell ursprünglich geführt haben und aus welcher norddeutschen Region sie einst gekommen sind, ist unbekannt. Belegt ist, dass es im Lüneburgischen und im Herzogtum Lauenburg/Holstein schon im 13. Jahrhundert eine Familie von Wittorf gegeben hat, deren Wappen mit jenem identisch ist, welches so anfänglich auch die Maydells geführt haben: drei Fische in einem Schräglinksstrom.[2] Ob diese Familie aber eines Stammes mit den von Maydell ist, bleibt ungewiss.

Die älteste urkundliche Erwähnung der Familie stammt aus dem Jahre 1363, als Hennekinus Maydel zusammen mit dem Ratsherrn Gerhardus Witte in Reval, dem heutigen Tallinn, ein Haus erwarb.[3] In der Folgezeit breitete sich das Geschlecht stark in Estland und im angrenzenden Livland aus. Später war es eine Zeit lang auch in Kurland vertreten. Ein seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts im Hannoverschen und später auch in Mecklenburg ansässiger Zweig der Familie ist 1869 erloschen.

Das Geschlecht derer von Maydell gehörte zur Estländischen Ritterschaft, mit einigen Familienzweigen jedoch zur Livländischen bzw. Kurländischen Ritterschaft. Am 26. Juni 1693 verlieh der schwedische König Karl XI. dem in schwedischen Diensten stehenden Georg Johann Maydell seiner militärischen Verdienste wegen den Freiherrntitel. Damit verbunden war seine Aufnahme in die Schwedische Ritterschaft.[4] Zur russischen Zeit der baltischen Provinzen Estland, Livland und Kurland wurde dem Gesamtgeschlecht mit Ukas des kaiserlich russischen Senats vom 7. Dezember 1854 die Berechtigung, den Baronstitel zu führen, bestätigt.

Als Folge des Hitler-Stalin-Paktes mussten die im Baltikum ansässigen von Maydell, wie die meisten Deutschbalten, im Jahre 1939 ihre Heimat verlassen und wurden in das von deutschen Truppen besetzte Gebiet um Posen („Warthegau“) umgesiedelt. Heute leben die Angehörigen der Familie von Maydell überwiegend in Deutschland, einige Familienzweige aber auch in anderen Ländern wie etwa in Österreich, Südafrika und Kanada.

Wappen

Auf blauem Grund ein mit drei natürlichen Fischen belegter silberner Schräglinksstrom, oben von vier, unten von drei goldenen Kugeln begleitet. Auf dem Helm mit blau-goldenen und blau-silbernen Decken ein Wulst mit drei silbernen Straußenfedern.

Personen

  • Gertrud Maydell, erwähnt 1554–1559, Äbtissin des Klosters St. Michaelis in Reval
  • Tönnies Maydell († 1600), Admiral der schwedischen Flotte, Landrat, erster Ritterschaftshauptmann in der Geschichte der Estländischen Ritterschaft 1593–1598
  • Jürgen Maydell († 22. Juli 1637), Landrat, schwedischer Statthalter auf Schloss Lohde in Estland
  • Hermann Maydell († vor 1642), polnischer Kammerherr, Präsident des Landratskollegiums im kurländischen Stift Pilten
  • Otto Ernst von Maydell (1608–1670), königlich polnischer Obristleutnant, Starost von Pilten, Erbherr von Zierau, Pundicken, Rawen und Birsen, Herr auf Puhnien und Schloss Dondangen in Kurland
  • Georg Johann Freiherr von Maydell (1648–1710), schwedischer General der Infanterie, schwedischer Freiherr seit 26. Juni 1693
  • Otto Wulbrand von Maydell (1680–1747), Generalleutnant in kurfürstlich hannoverschen Diensten
  • Georg Gustav Baron von Maydell (1791–1876), Wirklicher Staatsrat, Präsident des kurländischen Kameralhofs, Vizegouverneur von Kurland
  • Friedrich Ludwig von Maydell (1795–1846), Historienmaler, Freund und Weggenosse von Ludwig Richter in Italien.[5]
  • Georg Benedikt Baron von Maydell (1817–1881), kaiserlich russischer General, Kommandeur der Peter-und-Paul-Festung in St. Petersburg
  • Eduard Baron von Maydell (1830–1899), kaiserlich russischer Kammerherr und Wirklicher Staatsrat, Ritterschaftshauptmann der Estländischen Ritterschaft 1871–1878 und 1890–1892
  • Gerhard Baron von Maydell (1835–1894), Geograph und Ethnologe, Erforscher Ostsibiriens
  • Viktor Baron von Maydell (1838–1898), Eisenbahningenieur, Stadtverordneter in Reval ab 1877, Stadtrat ab 1880, Stadthaupt (Bürgermeister) von Reval 1885–1893
  • Wladimir Baron von Maydell (1864–19…), kaiserlich russischer General, in einem GPU-Gefängnis nach 1929 vermutlich erschossen
  • Hans-Jürgen Baron von Maydell (1932–2010), deutscher Forstwissenschaftler
  • Bernd Baron von Maydell, deutscher Sozial- und Arbeitsrechtler, emeritierter Direktor am Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Sozialrecht, München
  • Sabine von Maydell (* 1955), deutsche Schauspielerin

Einzelnachweise

  1. Reichsarchiv Kopenhagen, Liber Census Daniae, Bl. 52 recto
  2. Joh. Friedrich Pfeffinger: Historie des Braunschweig-Lüneburgischen Hauses und selbiger Landen. Hamburg 1731. Darin über die Familie von Wittorf: S. 741–771. Eine Abbildung des Wappens von Heinrich von Wittorf, 17. Ratzeburger Bischof 1368–1388, findet sich in: Lauenburgische Heimat. Ratzeburg 1931, S. 16
  3. Eugen von Nottbeck (Hrsg.): Das zweitälteste Erbebuch der Stadt Reval (1360–1383). Nr. 96. In: Archiv für die Geschichte Liv-, Est- und Curlands, Folge 3, Bd. 2, Reval 1890
  4. Anders Anton von Stiernman: Matrikel öfwer Swea rikes ridderskap och adel. Stockholm 1754, S. 133 (schwedisch)
  5. Ludwig Richter: Lebenserinnerungen eines deutschen Malers, Frankfurt a.M. 1885

Literatur

  • Paul Johansen: Die Estlandliste des Liber Census Daniae. Kopenhagen und Reval 1933
  • Carl Arvid von Klingspor: Baltisches Wappenbuch. Stockholm 1882 link
  • Karl Baron von Maydell: Das freiherrliche Geschlecht von Maydell. Helsingfors 1868
  • Bogdan Baron von Maydell: Das freiherrliche Geschlecht von Maydell. 1. Fortsetzung 1868–1894, Reval 1895
  • Eduard u. Kurt Baron von Maydell: Das freiherrliche Geschlecht von Maydell. 2. Fortsetzung 1895–1978, Tostedt und Bonn 1979
  • Julius Graf von Oeynhausen: Die von Maydell im Hannoverschen. In: Der Deutsche Herold VIII. Jg., Berlin 1877, S. 143–144
  • Wilhelm Baron von Wrangell: Die Estländische Ritterschaft, ihre Ritterschaftshauptmänner und Landräte. C.A. Starke Verlag, Limburg/Lahn 1967
  • Genealogisches Handbuch der Baltischen Ritterschaften, Teil Estland, Bd. I, Görlitz 1933, S. 131–158, Nachträge S. 22–23, Korrekturen link
  • Genealogisches Handbuch der Baltischen Ritterschaften, Teil Livland, Bd. I, Görlitz 1935, S. 609–633
  • Genealogisches Handbuch der Baltischen Ritterschaften, Teil Kurland, Bd. I, Görlitz 1936, S. 537–546
  • Genealogisches Handbuch des Adels, Freiherrliche Häuser A, Band V, 1963, S. 223–287; Bd. X, 1977, S. 207–248; Bd. XVI, 1992, S. 183–230; Bd. XXII, 2002, S. 304–356, C.A. Starke Verlag, Limburg/Lahn

Weblinks

Siehe auch

Liste deutscher Adelsgeschlechter A - M


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