Meister des Göttinger Barfüßeraltars

Meister des Göttinger Barfüßeraltars

Als Meister des Göttinger Barfüßeraltars wird der gotische Maler bezeichnet, der um 1424 ein übergroßes Altargemälde für die franziskanische Barfüßerkirche in Göttingen geschaffen hat.[1] Die Kirche wurde zwischen 1820 und 1824 abgerissen, der Altar ist heute „Prunkstück“ des Niedersächsischen Landesmuseums in Hannover.[2] Mit einer Breite von 7,87 Meter und einer Höhe von 3,06 Metern ist der Barfüßeraltar der größte erhaltene gotische Altar Niedersachsens.[3]

Inhaltsverzeichnis

Meister der Hildesheimer Magdalenenlegende

Der namentlich nicht bekannte Maler des Barfüßeraltars wird auch Meister der Hildesheimer Magdalenenlegende genannt, nach einem weiteren ihm zugeschriebenen Werk, das als sein erstes nachweisbares Werk gilt.[4]

Stil

Der Stil des Meisters des Göttinger Barfüßeraltars zeigt Einflüsse des Meisters der goldenen Tafel von Lüneburg (um 1415), einige Hintergrundszenen des Barfüßeraltars lassen einen Anklang des Wildunger Altars (von 1403) des Conrad von Soest erkennen. Die Werke des Meisters sind letzte Vertreter des Weichen Stils im Norden Deutschlands.

Werke (Auswahl)

  • Barfüßeraltar (ehemaliger Altar in der Barfüßerkirche in Göttingen), um 1424[5]
    • Linker Innenflügel: Sechs Szenen aus dem Marienleben
    • Mitteltafel: Kreuzigung und zwei Szenen der Passion, Hlg. Georg und Hlg. Franziskus
    • Rechter Innenflügel: Glaubensbekenntnis der Apostel (nahezu lebensgroße auf Schriftbändern das Glaubensbekenntnis verkündende Apostel)[6][7]
    • Außenflügel: Werktagsseite (u.a. weitere Apostelgestalten, Jesus im Tempel, Pieta)[8]
  • Magdalenenlegende (ehemaliger Hochaltar der Magdalenenkirche in Hildesheim), um 1416
    • Szenen der Magdalenenlegende: Die auf verschiedene Museen verteilten Fragmente zeigen Szenen der Magdalenenlegende. So findet sich z.B. in der Staatsgalerie Stuttgart ein Noli me tangere (Rühr mich nicht an)[9], das Jesus nach der Auferstehung mit Magdalena darstellt in einem durch reiche Details naturnahen Garten. Obwohl der etwas starre Stil der Bilder erkennen lässt, dass der Maler wohl keinen Einfluss außerhalb der norddeutschen Region verarbeitete, so zeigt sich hier jedoch sein Interesse an der bildlichen Darstellung der Realität. Die Bilder der Magdalenenlegende gelten als das erste nachweisbare Werk des Meisters.[10]

Der Stifter des Barfüßeraltars und die Identität des Malers

Auf der Mitteltafel des Barfüßeraltars sind unter dem Kreuz kniend zwei Mönche dargestellt. Durch ihnen beigegebene Spruchbänder mit Namensinschriften ist der linke als Bruder Luthelmus (lat. frater luthelmus) benannt, durch eine zweite Inschrift auf dem Rahmen als Abt des Barfüßerklosters zur Zeit der Anfertigung identifiziert.[11] Der andere Mönch wird als He(inrich) von Duderstadt bezeichnet. Dieser nicht weiter nachzuweisende Mönch wurde zuerst als der Maler des Altars identifiziert, eine These, die sich jedoch nicht durchsetzte.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. R. Behrens: Der Göttinger Barfüßeraltar: Ein Beitrag zur Geschichte der niedersächsischen Malerei des frühen 15. Jahrhunderts. Bonn, 1939 (Dissertation Göttingen 1937)
  2. B. Hartwied: Neuer Schwung für alte Flügel - Wandlungen des Barfüßer-Altars im Niedersächsischen Landesmuseum Hannover wiedergewonnen. In: Das MuseumsMagazin 2009 Niedersächsischen Landesmuseum, 2009, S.24f.
  3. M. Schawe: Ikonographische Untersuchungen zum Göttinger Barfüßeraltar von 1424 – Der geschlossene Zustand. (Dissertation Göttingen 1967), Göttingen 1989, S.67
  4. R. Behrens: Ein Magdalenen-Altar des Göttinger Barfüßer Meisters. In: nbk 1 (1961), S.159ff.
  5. R. Behrens: Der Göttinger Barfüßeraltar: Ein Beitrag zur Geschichte der niedersächsischen Malerei des frühen 15. Jahrhunderts. Bonn, 1939 (Dissertation Göttingen 1937)
  6. vgl. z.B. H. Breuer: Die franziskanische Immaculata-Lehre, ihre Wende unter Duns Scotus. Überlegungen zur Ikonographie des Göttinger Barfüßeraltars (1424). (Libelli Rhenani), Köln 2007
  7. K. Herbers, R. Plötz: Der Jakobuskult in "Kunst" und "Literatur": Zeugnisse in Bild, Monument, Schrift und Ton. Gunter Narr Verlag, 1998, S. 38
  8. M. Schawe: Zur Alltagsseite des Göttinger Barfüßeraltars von 1424. In: Niederdeutsche Beiträge zur Kunstgeschichte 27 (1966), S. 63–84
  9. vgl. z,B. Staatsgalerie. In: Branscheid: Baedeker Allianz-Reiseführer Stuttgart. Baedeker, 2008
  10. R. Behrens: Ein Magdalenen-Altar des Göttinger Barfüßer Meisters. In nbk 1 (1961), S. 159ff.
  11. C. G. Heise: Norddeutsche Malerei, Studien zu ihrer Entwicklungsgeschichte im 15. Jahrhundert von Köln bis Hamburg. (Dissertation Kiel). Kiel 1916

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