Michael Bittner

Michael Bittner

Michael Bittner (* 31. August 1961 in Berlin; † 24. November 1986 in Glienicke/Nordbahn) war ein Todesopfer an der Berliner Mauer. Er wurde beim Versuch die Mauer zwischen Glienicke/Nordbahn und Berlin-Frohnau zu überwinden, durch Angehörige der Grenztruppen der DDR erschossen.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Nach Beendigung der Schulzeit und Abschluss einer Maurerlehre im VEB Baureparaturen Pankow leistete er ab Mai 1980 seinen 18monatigen Grundwehrdienst bei der NVA. Aufgrund negativer Erlebnisse während dieser Zeit überlegte er, die DDR zu verlassen und stellte mehrere Ausreiseanträge. Nachdem sein letzter Antrag abgelehnt wurde, entschloss er sich zu fliehen. Beim letzten Treffen mit seiner Mutter erwähnte er seine Pläne nicht. Seinem Bruder erzählte er am nächsten Tag hingegen, dass sein Antrag bewilligt wurde.

Mahnmal für die Opfer der Berliner Mauer in Berlin-Frohnau

Mit einer Leiter begab er sich am Abend des 23. November 1986 nach Glienicke/Nordbahn an die Mauer zu West-Berlin. Gegen 1.20 Uhr des Folgetags überwand er mit der Leiter die Hinterlandmauer an der Nohlstraße. Durch die Berührung des Signalzauns löste er Alarm aus und zog die Aufmerksamkeit zweier Grenzposten der DDR auf sich. Die Grenzer rannten von ihrem 200 Meter entfernten Standort auf Bittner zu und gaben Warnschüsse ab. Als sie bis auf 20 Meter an ihn heran kamen, stand Bittner oben auf der Leiter an der abschließenden Mauer. Nach Warnrufen eröffneten sie das Feuer auf Bittner, der drei Mal in den Rücken getroffen wurde und in den Todesstreifen zurück fiel. Michael Bittner starb gegen 1.50 Uhr an einer Herzruptur im Regimentsmedizinpunkt Glienicke. Nach Obduktion in der Militärmedizinischen Akademie Bad Saarow wurde der Leichnam vom Ministerium für Staatssicherheit (MfS) abtransportiert und gilt seitdem als verschollen.

Die Behörden der DDR und das MfS vertuschten den Tod von Bittner. Sie erfanden eine kriminellen Menschenhändlerbande, mit deren Hilfe Bittner geflohen sein sollte. Sie leiteten ein Ermittlungsverfahren gegen den Toten ein, in dessen Verlauf Haftbefehl durch das Stadtbezirksgericht Berlin-Mitte erlassen wurde.

Er war einer der 13 Personen, die bei der Flucht aus der DDR starben, für deren Tod Erich Honecker 1992 vor dem Landgericht Berlin angeklagt wurde. Die beiden Todesschützen wurden 1997 wegen der Schüsse zu Jugendstrafen auf Bewährung verurteilt.

Am 7. November 2009 wurde zum Gedenken an Michael Bittner ein Platz in Glienicke/Nordbahn nach ihm benannt.[1]

Auch am Mahnmal der Opfer der Berliner Mauer am Edelhofdamm in Berlin-Frohnau wird, unweit des damaligen Tatorts, an ihn erinnert.

Literatur

  • Anne Kaminsky: Orte des Erinnerns. Gedenkzeichen, Gedenkstätten und Museen zur Diktatur in SBZ und DDR, Chr. Links Verlag, Berlin 2007, ISBN 978-3-86153-443-3
  • Hans-Hermann Hertle, Maria Nooke: Die Todesopfer an der Berliner Mauer 1961–1989. Ein biographisches Handbuch. 1. Auflage. Ch. Links, Berlin 2009, ISBN 978-3-86153-517-1. 

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Artikel über den Michael-Bittner-Platz, Glienicker Kurier, Dezember 2009, abgerufen am 7. Februar 2011

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Bittner — ist der Familienname folgender Personen: Adam Bittner (1777–1844), böhmischer Mathematiker und Astronom Albert Bittner (1900–1980), Dirigent und Hochschullehrer Alexander Bittner (1850–1902), österreichischer Geologe Alfred Bittner (1914–1989),… …   Deutsch Wikipedia

  • Michael Fuchs (Badminton) — Michael Fuchs (* 22. April 1982 in Würzburg) ist ein deutscher Badmintonspieler. Karriere Michael Fuchs gewann international unter anderem die Norwegian International, Scottish Open, und die Swedish International Stockholm. In seiner Heimat… …   Deutsch Wikipedia

  • Michael Uwezu — Personal information Full name Michael Uwezu Date of birth 12 December 1990 ( …   Wikipedia

  • Michael Kurland — Michael (Joseph) Kurland (* 1938 in New York) ist ein US amerikanischer Autor, der hauptsächlich durch seine Science Fiction und Kriminalromane bekannt ist. Leben Kurland begann seine Karriere als Verfasser von Science Fiction Romanen. Seine… …   Deutsch Wikipedia

  • Ignaz Michael Welleminsky — (* 7. Dezember 1882 in Prag; † 17. Juli 1942 in Poland Spring, Maine, USA; ursprünglich Weleminsky) war ein österreichischer Textdichter von Schlagern und Librettist von Opern, Operetten, Singspielen. Inhaltsverzeichnis 1 Werke 1.1 …   Deutsch Wikipedia

  • List of deaths at the Berlin Wall — One of many memorials to those who died at the Berlin Wall There were numerous deaths at the Berlin Wall, which stood as a barrier between West Berlin and East Germany from 13 August 1961 till 9 November 1989. Before erection of the Berlin Wall… …   Wikipedia

  • Lionheart (jeu vidéo) — Pour les articles homonymes, voir Lionheart. Lionheart Éditeur Thalion Dé …   Wikipédia en Français

  • Lionheart (Jump ’n’ Run) — Lionheart Lionheart Logo (Titelbildschirm) …   Deutsch Wikipedia

  • Liste von Lesebühnen — Diese Liste gibt eine Übersicht über Lesebühnen in Deutschland. Zeitraum Lesebühne Ort Gründungsmitglieder Anmerkungen Mai 1989 – April 1991 Höhnende Wochenschau Berlin Kreuzberg Klaus Nothnagel, Wiglaf Droste, Cluse Krings, Michael Stein, Dr.… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Lesebühnen — Diese Liste gibt eine Übersicht über Lesebühnen in Deutschland. Zeitraum Lesebühne Ort Gründungsmitglieder Anmerkungen Mai 1989 – April 1991 Höhnende Wochenschau Berlin Kreuzberg Klaus Nothnagel, Wiglaf Droste, Cluse Krings, Michael Stein, Dr.… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”