Chatham-Inseln

Chatham-Inseln
Chatham-Inseln
NASA-Bild mit Hauptinsel Chatham Island oben und Pitt Island rechts unten
NASA-Bild mit Hauptinsel Chatham Island oben und Pitt Island rechts unten
Gewässer Pazifischer Ozean
Geographische Lage 43° 53′ S, 176° 29′ W-43.883333333333-176.48333333333Koordinaten: 43° 53′ S, 176° 29′ W
Chatham-Inseln (New Zealand Outlying Islands)
Chatham-Inseln
Anzahl der Inseln 10
Hauptinsel Chatham Island
Gesamtfläche 963 km²
Einwohner 609 (2006)
Topographische Karte der Chatham-Inseln
Topographische Karte der Chatham-Inseln
Morgenstimmung auf den Chatham-Inseln

Die Chatham-Inseln (Moriori: Rekohu; Māori: Wharekauri), Chatham-Islands wie sie englischsprachig genannt werden, sind eine zu Neuseeland gehörende Inselgruppe. Die Inseln liegen gut 650 km südöstlich von der Nordinsel Neuseelands entfernt im Südpazifik. Wegen ihrer Nähe zur Datumsgrenze wurde für die Chathams der Slogan „First to see the sun“ geprägt. Daher rückte der abgelegene Archipel auch im Jahr 2000 als Schauplatz einer besonderen Jahrtausendwende-Feier kurzzeitig stärker in den Blickpunkt des internationalen Interesses. Administrativ sind die Inseln keiner Region oder Distrikt Neuseelands zugeordnet, sondern bilden eine selbstverwaltete Special territorial authority, die vom Chatham Islands Council regiert wird.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Die Chatham-Inseln sind vulkanischen Ursprungs und überwiegend aus Tuff und Basaltgestein aufgebaut. Die Inseln liegen auf eine Gesamtfläche von 966 km² (mit 40 km Radius) verteilt.

Zur Chatham-Inselgruppe gehören die Inseln:

Alle Inseln, umliegenden Riffe und Felsen sind Teil eines unterseeischen Gebirges namens Chatham-Rücken.

Obwohl sich die Inselgruppe östlich des 180. Längengrades befindet, liegt sie doch westlich der internationalen Datumsgrenze. Folglich ist die Zeitzone der Chathams (die CHAST – Chatham Island Standard Time) UTC voraus; der Zeitunterschied beträgt zur Weltzeit 12:45 Stunden (UTC +12:45), also 45 Minuten vor der neuseeländischen Zeit (UTC +12). Auf den Chatham-Inseln wird auch die Sommerzeit genutzt.

Klima

Die Temperaturen sind klimatisch moderat und liegen durchschnittlich zwischen 18 °C im Sommer und 9 °C im Winter. Meist ist es windig, bewölkt und regnerisch.

Entdeckung und Besiedlung

Aus europäischer Sicht wurde die Inselgruppe am 29. November 1791 durch Leutnant William Robert Broughton entdeckt, der ihr den Namen seines Schiffes Moriori, ein polynesisches Volk mit gemeinsamen Wurzeln zu den Māori. Nachdem britische Siedler sich Teile Neuseelands zu Eigen machten und einige Māori-Stämme mit ihnen kooperierten, setzten 1835 insgesamt über 900 Leute der beiden Māori-Stämme, Ngāti Mutunga und Ngāti Tama zu den Chatham Island über um das Land in Besitz zu nehmen.[1] Sie töteten einen Großteil der in Kriegsführung nicht geübten Männer der Moriori, nahmen ihre Frauen und versklavten Überlebende. Als Bischof George Augustus Selwyn 1848 die Inselgruppe bereiste, schätzte er die Zahl der überlebenden Moriori auf 268. Von den 1835 ehemals auf den Inseln lebenden 1561 Moriori sollen es 1920 nur noch zwei Überlebende des ursprünglichen Stammes gegeben haben.[2] Alle Nachfahren der Moriori entsprangen mit Māori oder Europäern eingegangenen Mischehen.

Chatham Islands-Kolonisierung

Hauptartikel: Chatham Islands-Kolonisierung

Nach Unterzeichnung eines vorläufigen Kaufvertrages mit der New Zealand Company am 12. September 1841, unternahm eine Gruppe von einflussreichen Hamburger Kaufleuten unter der Führung von Karl Sieveking, Senatssyndicus aus Hamburg, den Versuch die Chatham Islands entsprechend Edward Gibbon Wakefields Kolonisierungstheorien für ein deutsches Kolonisierungsvorhaben zu erwerben. Zu diesem Zwecke gründete man die Deutsche Colonisation-Gesellschaft mit Sitz in Hamburg. Das Projekt schlug fehl nachdem am 4. April 1842 Queen Victoria durch ein Letters Patent die Chatham Islands zur britischen Kolonie Neuseeland zugehörig und damit zu britischem Territorium erklärte.[3]

Bevölkerung

Die Inselgruppe hatte laut Census von 2006 eine Einwohnerzahl von 609, von denen rund 58 % maorischen bzw. polynesischen Ursprungs waren.[4] Lediglich beiden größeren Inseln Chatham (564 Einwohner) und Pitt (45 Einwohner) sind bewohnt. Die anderen acht Inseln sind dagegen vergleichsweise klein und für Dauerbewohner ungeeignet. Heute sind die Chatham Islands die einzigen permanent bewohnten Inseln der New Zealand Outlying Islands.

Wirtschaft

Die Haupterwerbszweige stellen Landwirtschaft, Schafzucht, Fischfang und Langustenzucht dar. Ein bescheidener Tourismus bringt zudem jährlich etwa 5.000 Besucher auf die Inseln.

Verwaltung

Inoffizielle Flagge der Inselgruppe

Die Hauptstadt der Inselgruppe ist Waitangi, hat etwa 200 Einwohnern und liegt an der Petre Bay auf Chatham Island . 1995 bekamen die Inseln mit dem Chatham Island Council Act ihren Status Chatham Island Territory zurück und einen eigenen Island Council. Seitdem wird die Inselgruppe als eine eigenständige Region geführt.[5]

Tierwelt (Fauna)

Insbesondere die unbewohnten kleineren Inseln des Archipels sind bekannt für ihre ehemals reiche Vogelwelt mit insgesamt 18 endemischen Arten, von denen 13 ausgestorben sind, wie der Dieffenbach-Ralle (Gallirallus dieffenbachii), Hawkins-Ralle (Diaphorapteryx hawkinsi), Chathamralle (Gallirallus modestus), Chatham-Ente (Pachyanas chathamica),Chatham-Brandente (Anas chlorotis),Chatham-Schnepfe (Coenocorypha chathamica) ,des Chatham-Sägers ( Mergus sp.),Chatham-Blässhuhns (Fulica chathamensis) , Chatham-Pinguins (Eudyptes sp.) , Chatham-Kakas ( Nestor sp.), Chatham-Raben (Corvus moriorum ), Chatham-Glockenhonigfressers (Anthornis melanocephala) und Chatham-Grassängers (Bowdleria rufescens), ferner einer Unterart des Neuseelandschwans (Cygnus atratus sumnerensis) und einer kleineren Entenart (Tadorna sp.). Der Grund hierfür ist wie auf vielen Neuseeland vorgelagerten Inseln die Bedrohung der einheimischen Tierwelt durch eingeschleppte Ratten und Kaninchen.

Der Chatham-Schnäpper (Petroica traversi) gilt als eine der weltweit seltensten Vogelarten. Die Population hat sich von einem Minimum von sieben Exemplaren wieder auf derzeit (2004) 150 Exemplare erholt. Der Chathamregenpfeifer (Thinornis novaeseelandiae) brütet nur noch auf Mangere und South East Island. Der Magenta-Sturmvogel (Pterodroma magentae), auch „Taiko“ genannt, bildete früher teilweise die Nahrungsgrundlage für die Moriori. Auch seine Kopfzahl hat sich in jüngerer Zeit wieder erholt. Nur auf der Insel The Pyramid brütet der Chatham-Albatros. Zu den endemischen Tierarten der Inselgruppe zählt außerdem die Pittscharbe, deren Bestände in den letzten Jahren zurückgegangen ist und die von der IUCN mittlerweile als stark gefährdet eingestuft wird.[6]

Pflanzenwelt (Flora)

Die Chathams beherbergen unter anderem etwa 29 endemische Pflanzenarten.

Weblinks

 Commons: Chatham-Inseln – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Homepage. Chatham Island Council, abgerufen am 29. Juni 2011 (HTML, englisch).
  • Homepage. Chatham Islands Enterprise Trust, abgerufen am 29. Juni 2011 (HTML, englisch).
  • Homepage. Chatham Island Taiko Trust, abgerufen am 29. Juni 2011 (HTML, englisch).

Einzelnachweise

  1. Denise Davis, Māui Solomon: The impact of new arrivals. Te Ara - the Encyclopedia of New Zealand, abgerufen am 29. Juni 2011 (HTML, englisch).
  2. Te Rangi Hiroa (Sir Peter Buck); Māori Purposes Fund Board (Hrsg.): The Coming of the Māori. Wellington 1950.
  3. Rhys Richards; James N. Bade (Hrsg.): Plans for a German Colony on the Chatham Islands. Chapter 5, Oxford University Press, Auckland 1993, ISBN 0-19-558283-7, S. 46-51.
  4. QuickStats About Chatham Islands Territory. Statistics New Zealand, abgerufen am 29. Juni 2011 (HTML, englisch).
  5. Jahn Kelly, Brian Marshall: Atlas of New Zealand Boundaries. Auckland University Press, Auckland 1996, ISBN 1-86940-149-2.
  6. Pitt Island Shag Phalacrocorax featherstoni. Birdlife International, abgerufen am 29. Juni 2011 (HTML, englisch).

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