- Millen (Selfkant)
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Millen ist ein unmittelbar an der Grenze zu den Niederlanden gelegenes Dorf in der nordrhein-westfälischen Gemeinde Selfkant mit etwa 300 Einwohnern.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Millen blickt auf eine lange Geschichte zurück.
Die Burg Millen war bis zum Verkauf der Herrschaft Millen 1282 an Dietrich II. von Heinsberg Sitz der Herren von Millen. Nach weiteren zwischenzeitlichen Herrschaftswechseln gelangte die Herrschaft Millen ab 1499 dauerhaft zum Herzogtum Jülich; die Burg Millen wurde Sitz des aus den drei Herrlichkeiten Gangelt, Vucht und Millen gebildeten jülichen Amtes Millen.
Zwischen dem Beginn des 12. Jahrhundert und dem Jahr 1802 bestand in Millen ein der Benediktinerabtei St. Michael in Siegburg unterstelltes Benediktinerkloster, die bereits bestehende Pfarrkirche wurde als Propstei-Kirche genutzt.
Der Rodebach bildet seit Grenzregelung durch den Wiener Kongreß 1815 die Grenze zu den Niederlanden. Seit dieser Zeit ist die links des Baches gelegene Burg Millen niederländisch, wohingegen das rechts des Baches gelegene Dorf deutsches Territorium verblieb.
Am 1. Juli 1969 wurde Millen in die neue Gemeinde Selfkant eingegliedert.[1]
Pfarrkirche
Die dem heiligen Nikolaus geweihte Kirche des Ortes präsentiert sich im Äußeren überwiegend in romanischen Formen, das Innere wird von der umfangreichen, im Wesentlichen aus dem 17. Jahrhundert stammenden Stuckatur der Wände und Decken geprägt.
Ältester Teil der Kirche ist das um das Jahr 1000 errichtete heutige Chorhaus. Das dem heiligen Quirinus geweihte Gotteshaus wurde von den Herren von Millen als Eigenkirche genutzt. In der typischen regionalen Bauweise kleiner ländlicher Saalkirchen des frühen Mittelalters wurde es einschiffig über einem rechteckigem Grundriss mit schmälerem, nahezu quadratischem Chorschluss im Osten errichtet. Als Baumaterial verwendete man vor Ort leicht verfügbare Flusskiesel, Findlinge sowie römisches Altmaterial. Außen gut als zweitverwendete römische Baustoffe zu erkennen sind beispielsweise runde Hypokaustziegel sowie ein im Ostgiebel über dem Seitenchor eingemauertes Bruchstück eines Grabsteines .[2]
Im zwölften Jahrhundert erweiterte man anlässlich der Propsteigründung die bisherige Kapelle um ein im Westen angebautes größeres Kirchenschiff. Das nun auch als Propsteikirche genutzte Gotteshaus unterstellte man zusätzlich einem Patrozinium zu Gunsten des heiligen Nikolaus. Eine abermalige Erweiterung erfolgte um die Mitte des zwölften Jahrhunderts durch den Anbau eines schmalen Seitenschiffes an der Nordseite. Haupt- und Seitenschiff waren durch vier zu späterer Zeit wieder vermauerte Rundbogenarkaden zueinander geöffnet. Mutmaßlich bedingt durch Streitereien wegen des doppelten Patroziniums errichtete man in der zweiten Hälfte des zwölften Jahrhunderts am Ostende des Seitenschiffes noch die mit eigener Apsis versehene Quirinuskapelle.
Im 17. Jahrhundert fanden abermals größere Arbeiten statt. Der heutige Westturm und die Sakristei wurden erbaut sowie das Kircheninnere neu ausgestattet. Insbesondere sehenswert ist die reiche, durch den Propst Otto Heinrich von Bylandt zwischen 1636 und 1654 in Auftrag gegebene Stuckatur.[3]
Eine durchgreifende Renovierung erfolgte im 19. Jahrhundert, allerdings mit teilweise willkürlichen Veränderungen. So brach man neue Fenster und ersetze keineswegs originalgetreu die blinde Zwerggalerie an der Apsis der Quirinuskapelle.
Literatur
- Paul Clemen (Hrsg.), Karl Franck-Oberaspach, Edmund Renard (Bearbeiter): Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz. 8. Band, III: Die Kunstdenkmäler des Kreises Heinsberg. L. Schwann, Düsseldorf 1906.
- Wilhelm Piepers, Hans E. Wolters, Werner Reinartz, Balthasar Jacobs, Heinrich Bast, Josef Schmitz: Unsere Heimat, der Selfkantkreis Geilenkirchen Heinsberg. Herausgegeben von der Arbeitsgemeinschaft der Heimatpfleger des Kreises Heinsberg, Buchdruckerei Gatzen, Geilenkirchen 1956
- Wolfgang Zahn in: Heimatkalender des Kreises Heinsberg 1979. Eigenverlag des Kreises Heinsberg, Heinsberg 1979, S. 54 ff. (zur Kirche und ihrer Ausstattung)
Einzelnachweise
- ↑ Martin Bünermann: Die Gemeinden des ersten Neugliederungsprogramms in Nordrhein-Westfalen. Deutscher Gemeindeverlag, Köln 1970.
- ↑ Dr. Wilhelm Piepers: Archäologie im Kreis Heinsberg. Selbstverlag des Kreises Heinsberg, Heinsberg 1989, ISBN 3-925620-05-2, Band I, S. 103. Die Inschriftreste lauten: Ē•OB / SIME / E•FIL / TERNUS / R / BI / IF
- ↑ Wolfgang Zahn in: Heimatkalender des Kreises Heinsberg 1979, Eigenverlag des Kreises Heinsberg, Heinsberg 1979, S. 54 ff.
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