Mingus (Joni-Mitchell-Album)

Mingus (Joni-Mitchell-Album)
Mingus
Studioalbum von Joni Mitchell
Veröffentlichung 1979
Label Asylum Records
Format CD, LP
Genre Jazz, Fusion
Laufzeit 37:20

Besetzung

Studio A&M Studios, Hollywood and Electric Lady Studios, New York
Chronologie
Don Juan's Reckless Daughter
(1977)
Mingus Shadows and Light
(1980)
Charles Mingus 1976 in Manhattan (New York)

Mingus war das zehnte Studioalbum von Joni Mitchell und entstand in Zusammenarbeit mit dem Jazzmusiker Charles Mingus. Es wurde in den Monaten vor seinem Tod am 5. Januar 1979 aufgenommen und war somit Mingus' letztes musikalisches Projekt..

Inhaltsverzeichnis

Entstehungsgeschichte des Albums

Kurz vor seinem Tod 1979 schuf der unheilbar an ALS erkrankte Mingus - unfähig ein Instrument zu spielen aber mit einem Tonbandgerät ausgestattet - eine Reihe neuer Kompositionen. Darunter war Alive and Well in Dukeland, das im September 1978 von Mercer Ellington aufgeführt wurde. Weitere Stücke wie Philobolus schrieb er für eine New Yorker Tanzkompagnie dieses Namens, außerdem Four Quartets, basierend auf T. S. Eliots gleichnamigem Werk.

Joni Mitchell war von dem italienischen Filmproduzenten Daniele Senatore auf Mingus' Kompositionen aufmerksam gemacht worden. Mingus wiederum hatte sie zuerst kontaktiert, um sie zu fragen, ob sie Liedtexte für sechs seiner neuen Kompositionen schreiben wolle. Im April 1978 besuchte sie Mingus in seiner New Yorker Wohnung am Manhattan Plaza, um das Material zu besprechen. Von diesem Treffen stammt der Titel A Chair in the Sky. Drei dieser neuen Songs fanden sich dann auf dem Mingus-Album sowie auf dem ersten Album der Mingus Dynasty, zu dem Sy Johnson das Arrangement schrieb.[1]

Ursprünglich sah das Projekt vor, dass Mitchell den Text für Mingus' Instrumentierung bearbeiten sollte. Dieser plante ein volles Orchester einzusetzen, außerdem Gitarre und Bass, um Mitchells Gesang und die Wiedergabe der ausgewählten Textabschnitte zu begleiten. Nach einigen Wochen der Abwägung meinte Mitchell, „sie könne genauso gut die Bibel komprimieren.“ Mingus schuf dann für Joni Mitchell sechs Melodien - genannt Joni I bis Joni VI. [2]

Sweet Sucker Dance war eine Erweiterung der Eröffnungsphrase von Sue's Changes (vom Album Changes One/Two, 1975).[1] Ein eingeblendeter, heulender Wolf setzt atmosphärische Akzente in The Wolf That Lives in Lindsey, inspiriert durch die ersten Kapitel von Mingus' Autobiographie Beneath the Underdog. Zu diesen drei neuen Songs kam Mingus' Tribut an den Saxophonisten Lester Young, der Titel Goodbye Pork Pie Hat, den er erstmals 1959 auf seinem klassischen Album Mingus Ah Um eingespielt hatte. Mitchell schrieb einen neuen Text dazu.

Wie schon bei der vorangegangenen Produktion Don Juan's Reckless Daughter hatte Mitchell Musiker der Fusionband Weather Report angeheuert, Jaco Pastorius, Wayne Shorter, Peter Erskine und Don Alias, sowie den Pianisten Herbie Hancock und den Perkussionisten Emil Richards. Erste Probeaufnahmen hatte Mitchell während ihres New Yorker Aufenthalts bei Mingus in Sessions mit Stanley Clarke, Jan Hammer, John McLaughlin, Gerry Mulligan und Tony Williams eingespielt; diese wurden erst Ende der 1990er Jahre veröffentlicht.[2]

Hinzu kamen weitere kurze Rap genannte Tonbandmitschnitte, die Sue Graham Mingus beisteuerte, zu denen auch ein Scatgesang von Joni Mitchell und Mingus gehörten, eine kurze Darbietung des Stuff Smith-Swingstandards I’se Muggin’ sowie Charles und Sue Mingus, wie sie auf seiner Geburtstagsparty über sein Alter diskutierten. In der kurzen Sequenz Funeral diskutierten Mingus und andere darüber, wie lange er noch zu leben habe und wie seine Beisetzung aussehen werden; er verwies auf die Vedanta Society und behauptete „I'm going to cut Duke [Ellington]!“. God Must Be a Boogie Man war der einzige Song, den Mingus nicht mehr hören konnte; er wurde zwei Tage nach seinem Tode aufgenommen; Mitchell postulierte in den Liner Notes, dass Mingus ihn lustig gefunden hätte. Das Artwork der LP bestand aus mehreren Porträts, die Joni Mitchell von Mingus gemalt hatte.

Rezeption des Albums

Mingus erreichte #17 der Billboard Pop Albums-Chart.

Der Allmusic bewertete das Album mit vier (von fünf) Sternen. Lindsay Planer schrieb: „Wohl kaum hätte Mitchell eine bessere Besetzung finden können als dieses Sextett, das sie ultimativ in ihr Werk einband. Eingesprenkelt zwischen diese beseelt jazzigen Stücke fügte sie die fünf Raps, akustische Schnappschüsse aus ihrer Zusammenarbeit. Leider starb Mingus, bevor er diesen zeitlosen Lobgesang auf seinen bemerkenswerten Beitrag zu Bop und Free Jazz hören konnte.“[A 1] [2]

Joni Mitchell (2004)

Robert Christgau kritisierte, Mingus sei ein „mutiges Experiment, aber viele dieser Experimente schlagen fehl. Mehr Spontaneität, Weisheit und Humor findet sich in den 2:25 [Minuten] von Mingus' Raps als in allen ihren handgefertigten Texten.“[3]

Titelliste

  • Joni Mitchell: Mingus (Asylum K53091)
  1. Happy Birthday 1975 (Rap) – 0:57
  2. God Must Be a Boogie Man – 4:35
  3. Funeral (Rap) – 1:07
  4. A Chair in the Sky (Mingus) – 6:42
  5. The Wolf That Lives in Lindsey – 6:35
  6. I's a Muggin' (Rap) – 0:07
  7. Sweet Sucker Dance – 8:04 (Mingus)
  8. Coin in the Pocket (Rap) – 0:11
  9. The Dry Cleaner from Des Moines (Mingus) – 3:21
  10. Lucky (Rap) – 0:04
  11. Goodbye Pork Pie Hat (Mingus) – 5:37
  • Die Liedtexte stammen von Joni Mitchell, ebenso die Musik, sofern nicht anders angegeben.

Literatur

  • Brian Priestley: Mingus: A Critical Biography, Quartet Books, London, 1982, ISBN 0-7043-2275-7

Weblinks

Anmerkungen

  1. Im Original: „Arguably, Mitchell could not have chosen any finer musicians than the sextet she ultimately incorporated into this work. [...] Sprinkled amongst these soulfully jazzy pieces are five "raps," or aural snapshots of the time Mitchell and Mingus spent together. Sadly, Charles Mingus passed before he was able to listen to this timeless and ageless paean to his remarkable contributions to bop and free jazz.“

Einzelnachweise

  1. a b Priestley, S. 220.
  2. a b c Besprechung des Albums Mingus von Lindsay Planer bei Allmusic (englisch). Abgerufen am 19. April 2011.
  3. Robert Christgau

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