Monostadt

Monostadt

Mit Monostadt (abgeleitet von russ. Моногород, Aussprache: [ˌmonɐˈgorət], wörtlich: Einstadt) wird eine Stadt oder Gemeinde bezeichnet, die hauptsächlich oder vollständig von einem einzigen Unternehmen oder Industriezweig abhängig ist. Dieser Stadttyp entstand in Ländern des früheren RGWs (Rat für gemeinsame Wirtschaftshilfe) durch die Anlage von riesigen Kombinaten primär in metall- oder rohstoffverarbeitenden Bereichen. Durch den Bau von modernen Wohnungen für die Mitarbeiter, durch attraktive Lohngestaltungen oder durch weitere staatlich Fördermaßnahmen zur Ansiedelung in strukturschwachen Gebieten entwickelten sich um die Fabriken herum große Gemeinden.

Besonders auf dem Gebiet des heutigen Russland spielten diese gemeindekonstituierenden Unternehmen (russ. Градообразующее предприятие) eine wesentliche Rolle für die wirtschaftliche Entwicklung der am Ende des Zweiten Weltkriegs zerstörten Wirtschaft.

Nach Schätzungen des russischen Instituts für Regionalpolitik[1] (Института региональной политики) sind aktuell etwa 460 Städte in Russland (ca. 40% der Gesamtzahl der Städte) Monostädte, in denen etwa ein Viertel der städtischen Bevölkerung (25 Millionen) lebt und deren Industriebetriebe über ein Drittel des russischen Bruttoinlandsprodukts erzeugen[2].

Inhaltsverzeichnis

Beispiele

Ein typisches Beispiel für eine russische Monostadt ist die 750.000-Einwohner-Stadt Togliatti, die um eine zentrale Industrie- und später Autoproduktion der früheren Sowjetunion herum über Jahrzehnte hinweg aufgebaut wurde. Infolge der Änderung der Absatzmärkte musste seit dem Jahrtausendwechsel die Produktion immer stärker zurückgefahren werden mit dem Ergebnis, dass ein großer Teil der Einwohner verarmte und inzwischen mit Hilfe des Staates umgesiedelt werden muss[3]. Andere Vertreter dieses Stadttypes sind die russischen Städte Magnitogorsk (410.000 Ew.), Tynda (38.000 Ew.), Urai (43.500 Ew.) und Pikaljowo (22.000 Ew.).

Monostädte in kleineren Dimensionen finden sich weltweit überall meist außerhalb größerer, historisch über lange Zeiträume gewachsener Städte insbesondere im ländlichen Bereich, sofern sie durch die Gründung spezifischer Unternehmenszweige entstanden sind, z. B. in Deutschland das frühere Mitteldeutsches Chemiedreieck mit der Buna-Werke GmbH in Schkopau, Städte der Montanindustrie im Ruhrgebiet oder sog. Autostädte (z. B. Rüsselsheim oder Wolfsburg). Mit dem Niedergang des jeweiligen regionstypischen Industriezweiges ist häufig auch langfristig ein deutlicher Rückgang der Arbeitsplätze, der Steuereinnahmen der Stadt und schließlich der Einwohnerzahl verbunden.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Ausführliche Informationen zur regionalen Wirtschaft unter regionalistica.ru
  2. Angaben bei infox.ru Моногород v. 6. Februar 2009, abgerufen am 11. Februar 2010
  3. aktuelle Informationen bei msn-Nachrichten, Der Standard und Die Presse, abgerufen am 11. Februar 2010

Weblinks


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