- Märkisches Walzwerk
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Das Märkische Walzwerk ist eine ehemalige Munitionsanstalt in Strausberg, östlich von Berlin.
Geschichte
Mitte der 30er Jahre des 20. Jahrhunderts wurde im Zuge der Aufrüstung an der vorhandenen Kleinbahnstrecke “Strausberger Eisenbahn” das Industrie- und Gewerbegebiet an der Hegermühlenstraße ausgebaut. Hier entstanden neben der damaligen Schuhfabrik das Flugzeugreparaturwerk Alfred Friedrich sowie eine Munitionsfabrik der Fritz Werner AG unter dem Tarnnamen Märkische Walzwerk GmbH. Diese Fabrik wurde im Volksmund „die Walze“ genannt.
Auf dem heute bereits sanierten und neu bebauten südlichen Teil der Hegermühlenstraße wurde 1934 ein Flugzeugreparaturwerk für Leichtflugzeuge gegründet. Im Berliner Raum war ein großer Instandsetzungsbedarf für Schul- und Sportflugzeuge entstanden. Am Ende der Hegermühlenstraße wurde dafür das stillgelegte Elektrizitäts- und Wasserwerk erworben. Der Werksflugplatz befand sich auf einem 500 m langen Acker im Norden Strausbergs, wo die Endmontagehalle entstand - sozusagen die Gründungszelle des heutigen Flugplatzes. Die Havarie-Flugzeuge kamen per Strausberger Eisenbahn an, wurden unter Aufsicht des Reichsluftfahrtministeriums zerlegt, wieder zusammengesetzt, Rumpf und Tragflächen getrennt per LKW zur Endmontagehalle gefahren und eingeflogen. Hier arbeitete von April 1941 bis 1944 Beate Uhse, welche unter dem Spitznamen „Schlosser-Max“ etwa 700 Flüge als sogenannte Einfliegerin absolvierte.
Munitionsfabrik
Im Jahr 1935 wurde eine Munitionsanstalt in der Hegermühlenstraße unter dem Namen "Märkisches Walzwerk" errichtet. Ein Jahr später begann der Bau eines Militärflugplatzes und einer Kaserne der Luftwaffe. Ab 1940 arbeiteten Zwangsarbeiter aus ganz Europa im Märkischen Walzwerk. Um 1944 waren es etwa 1500 Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene, die dort arbeiten mussten. Ab 1941 verwaltete das Außenkommando KZ Sachsenhausen die Munitionsfabrik.
Der Betrieb produzierte vor allem Munition für Handfeuerwaffen und wurde zur Erprobung neuer Materialien und Technologien zur Patronenproduktion genutzt. Dabei wurden auch ausländische Zwangsarbeiter eingesetzt, für die auf dem Gelände ein Lager eingerichtet wurde. Die Ausweitung der Produktion führte ab Herbst 1944 zum Einsatz von etwa 150 weiblichen Häftlingen aus den KZ Sachsenhausen und Ravensbrück, die in einer abgeschotteten Abteilung im Hauptgebäude untergebracht wurden. Ganz in der Nähe befindet sich eine im Jahr 2002 errichtete Gedenktafel, wo den Opfern der Zwangsarbeit gedacht wird.
Am 19. und 20. April 1945 flohen die meisten Bewohner aus Strausberg. Grund dafür waren Bombenangriffe und Artilleriebeschuss. Am 21. April 1945 rückte das 32. Schützenkorps der Roten Armee in Strausberg ein. Bis Juli 1945 kehrten die meisten der geflohenen Bürger zurück.
Die Munitionsfabrik arbeitete bis zum 19. April 1945 und wurde nach Kriegsende noch im selben Jahr demontiert. Nach dem Zweiten Weltkrieg unterhielten dort die sowjetischen Streitkräfte eine Versorgungsbasis, was an einigen Details und Inschriften auf dem Gelände noch gut zu erkennen ist. Die Kaserne wurde beim Abzug des russischen Truppen 1994 aufgegeben. Seitdem liegt das Gelände brach und wartet auf eine Sanierung und anschließende Nutzung. Die am Gelände vorbeilaufende Nebenstrecke der Strausberger Eisenbahn wurde mangels Bedarf 2006 aufgegeben und zurückgebaut. Ein letzter Schienenrest ist am Übergang Elisabethstraße zu sehen.
Weblinks
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