Neue Stadtquartiere Derendorf

Neue Stadtquartiere Derendorf
51.2395666.795989
Neubauten „Quartis Les Halles“
Baufeld le flair im Oktober 2009

Bei den Neuen Stadtquartieren Derendorf (NSD) handelt es sich um einen Bereich in Düsseldorf, der städtebaulich neu entwickelt wird. In der Vergangenheit befanden sich auf dem Gebiet im Wesentlichen Bahn- und Gleisanlagen sowie der Güterbahnhof Düsseldorf-Derendorf. In der Zukunft wird die Entwicklung der „Neuen Stadtquartiere Derendorf“ sukzessive vorangetrieben. Das Areal umfasst insgesamt ca. 360.000 m² Bauland und ist in 6 Abschnitte (A bis F) eingeteilt. Von diesen 36 Hektar entfallen ca. ein Drittel, genau 11,7 Hektar auf Straßenbau, jeweils ca. 22 Prozent (ca. 8 Hektar) auf Wohnungsbau und Parkflächen und 16 Prozent (5,8 Hektar) auf Bürobauten und Gewerbe[1].

Die „Neuen Stadtquartiere Derendorf“ liegen in den beiden Düsseldorfer Stadtteilen Derendorf und Pempelfort.

Das Areal wird vom bisherigen Eigentümer Aurelis auch als „Le Quartier Central“ bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Geschichte des Areals, auf dem die „Neuen Stadtquartiere Derendorf“ entstehen, ist eng verknüpft mit dem Güterbahnhof Düsseldorf-Derendorf, der im südlichen Teil des Areals aus den Güterbahnhofshallen, Zoll- und Speditionsgebäuden bestand (Schirmerstraße/Schinkelstraße), und im nördlichen Teil aus den Gleisanlagen zum Zusammenstellen/Abstellen der Güterzüge. Zudem befindet sich im nördlichen Teil die S-Bahn-Station Düsseldorf-Derendorf.

Der eigentliche Güterbahnhof wurde ab 1990 sukzessive stillgelegt. Die Stellwerke sowie die Gleisanlagen wurden in den Jahren darauf nach und nach abgerissen oder entfernt. Große Teile des Areals liegen seit Jahren brach und werden teilweise von Spaziergängern etc. genutzt. Im Bereich der Gebäude des ehemaligen Güterbahnhofs entwickelte sich nach der endgültigen Stilllegung der bisherigen Nutzung durch die Deutsche Bahn, Speditionen sowie des Zolls in den Jahren ab 2001 eine komplett neue Vielfalt an Nutzungen.

Sie begann im Januar 2001 mit der Eröffnung des Flohmarktes Les Halles in den alten Güterbahnhofshallen, der nach und nach durch ein Café, Club und Restaurant ergänzt wurde. Auch in den anderen Gebäuden begann eine Nutzung durch Fahrradgeschäfte, Weinhandel, Theater, Restaurants, Modegeschäfte, Möbelgeschäfte etc. Es herrscht u.a. auch bei Nutzern ein reger Wechsel.

Ab 2005 wurden weiter nach und nach die alten Gebäude beginnend mit der Güterbahnhofshalle abgerissen. Das Café Les Halles zog in ein anderes Gebäude (Nahe Wehrhahn) auf dem Areal.

Rahmen

Der Rahmenplan für die „Neuen Stadtquartiere Derendorf“ wurde nach zweijähriger Planungszeit fertiggestellt und in den Sitzungen der Bezirksvertretung am 13. September 2002 und des Ausschusses für Planung und Stadtentwicklung am 18. September 2002 bzw. 30. Oktober 2002 vorgestellt und diskutiert. Die Bürgerbeteiligung wurde Anfang des Jahres 2003 durchgeführt.

Das Rahmenplangebiet der „Neuen Stadtquartiere Derendorf“ besteht aus 35 ha Fläche und ist damit eines der größten städtebaulichen Entwicklungsgebiete der Stadt Düsseldorf.

Wohnprojekte

Alle bisherigen Wohnprojekte wurden von der Ratinger Firma Interboden durchgeführt, das aktuell im Bau befindliche Wohnprojekt „le flair“ wird von Interboden in Kooperation mit Hochtief umgesetzt.[2] Südlich der Franklinbrücke ist weiterer Wohnungsbau geplant, dieser Bereich wird durch die Pandion AG realisiert.

Quartis Les Halles

Im Frühjahr 2006 startete das erste Bauvorhaben zur Entwicklung der „Neuen Stadtquartiere Derendorfs“ mit dem Bau von „Quartis Les Halles – mein kreatives Viertel“ durch das Ratinger Unternehmen Interboden. Der Abschnitt mit rund 7.000 m² entlang der Schinkelstraße (37–53) wurde mit insgesamt neun unterschiedlichen City-Häusern mit variablen Grundrissen und insgesamt rund 100 Wohneinheiten realisiert, geplant von den Architekten Reiner Götzen Creatives Planen GmbH, Prof. Ursula Ringleben und Mark Langenbahn Architekten, Prof. Niklaus Fritschi, Benedikt Stahl, Günter Baum, Jörg Toepel Architekt.

Eine Besonderheit ist bei diesem Objekt die Einrichtung eines „Service Points“ durch die Interboden Service Plus GmbH, der diverse Dienstleistungen für die Eigentümer und Mieter anbietet.

Quartis Les Halles schaffte es unter die letzten drei Projekte bei den MIPIM Awards 2009 in Cannes.

Quartis Les Halles 2.0

Im nächsten Abschnitt, dem Quartis Les Halles 2.0, bestehend aus 129 Mietwohnungen (ein bis vier Zimmer), war das Haus Schinkelstraße 55 zum 1. Januar 2009 bezugsfertig. Die weiteren vier Häuser Schinkelstraße 57–63 waren zum 1. März 2009 und 1. April 2009 bezugsfertig.

Die Häuser des Quartis Les Halles 2.0 nutzen ebenfalls denselben Service-Point wie das Quartis Les Halles.

Eine Besonderheit ist die Versorgung der fünf Häuser mit Wärme durch eine Geothermieanlage, die durch die Nahwärme GmbH, Düsseldorf betrieben wird, ein Tochterunternehmen der Stadtwerke Düsseldorf.

ILE

Das LoftHaus 29 in der Frontansicht

Das dritte Projekt mit dem Namen ILE, ebenfalls mit französischem Bezug, wird mit allen 13 Cityhäusern an der Schinkelstraße 11–35 zum Oktober 2009 fertiggestellt sein. Es handelt sich um Miet- und Eigentumswohnungen. Dabei ist der Kerngedanke hinter dem Wohnprojekt und seiner Namensgebung, die einzelnen Gebäude als individuelle Insel zu gestalten. Dies spiegelt sich auch in dem inhomogenen und vielfältigen Fassadenbild wieder. Differenzierte Fassaden mit Vor- und Rücksprüngen und unterschiedlichen Geschosshöhen bilden zusammen ein abwechslungsreiches Erscheinungsbild.

Die Architektur von ILE ist grundsätzlich modern, jedoch zum Teil von historischen Elementen durchbrochen. Das Fassadenbild weist eine Farbpalette vom klassischen Weiß, hellen Ocker bis zu dominanten Rottönen auf - im Zusammenspiel mit Steinfassaden. Das LoftHaus 29 hebt sich am deutlichsten von der übrigen Gestaltung ab: Über dem viergeschossigen Backsteingebäude scheint ein UFO zu schweben. Der metallene Gebäudeaufsatz ragt über die Ostfassade in Richtung des Stadtgartens deutlich hervor. Die verklinkerte Fassade, horizontale Fensterformate und die massiven Brüstungen sind eine Hommage an die Fabrikbauten des 19. Jahrhunderts. [3]

ILE gehört als drittes Projekt zu dem Gesamtensemble, bestehend aus Quartis Les Halles, Quartis Les Halles 2.0 und ILE, und wird ebenfalls von Interboden betreut.

le flair

Im Frühjahr 2010 startete das nächste Projekt für einen weiteren Abschnitt unter dem Namen le flair – das viertel voller leben im Rahmen eines Joint Venture von Hochtief Projektentwicklung und Interboden. Der Abschnitt liegt zwischen der Brücke Jülicher Straße und Franklinbrücke und somit parallel zur Tußmannstraße.

Nach Baubeginn wird das Projekt in einem Zeitraum von fünf Jahren realisiert. Es sollen ca. 800 Wohnungen entstehen. Im November 2011 gingen 230 Wohnungen und 32 Reihenhäuser ihrer Fertigstellung entgegen[4]. Ein Stadtgarten, der das Gesamtkonzept abrunden soll, wird ebenfalls angelegt. Weiterhin wird le flair nach Fertigstellung über einen Nahversorgungsbereich sowie eine Kindertagesstätte verfügen.

Für die im ersten Abschnitt entstandenen Wohnungen wurde am 11. Juli 2011 Richtfest gefeiert.

Die Bauten werden in Anlehnung an das Vorbild der Straßenfronten der Rue de Rivoli (Paris) gebaut.[5]

Wohnhochhäuser

Im südlichen Teil des Gebiets zwischen Franklinbrücke und Schirmerstraße (Abschnitt B), wo Büroflächen entstehen sollten, werden zwei Wohnhochhäuser mit 200 Wohnungen sowie weitere 100 Wohnungen in Geschosswohnungsbau geplant.[6]

Sonstige Projekte

Bürobauten

Zusätzlich zu den 1300 neuen Wohnungen mit 139.000 m² Wohnfläche waren im südlichen Teil ursprünglich Büroriegel mit einer Bruttogeschossfläche von 311.000 m² geplant. Hier entstehen nun jedoch auf 2 der Baufelder (mit Option auf ein 3. Baufeld) Wohnungen durch die Pandion AG. Auch Büroimmobilien sind von der Pandion AG noch vorgesehen, jedoch in kleinerem Maßstab als ursprünglich für diesen Bereich beabsichtigt. Ein weiteres Baufeld, südlich der Baufelder von Pandion, ist im Januar 2011 an Hochtief veräußert worden, hier werden Büros entstehen.

DreiEins

An der Südseite von le flair, also direkt an der Franklinbrücke, wird ein Bürogebäude mit 6.500 m² Bruttogeschossfläche errichtet. Dieses Gebäude wird einen Zugang von der Franklinbrücke haben und über eine Freitreppe in das Gelände der „Neue Stadtquartiere Derendorf“ führen. Der Baustart steht kurz bevor (07/2011).

Bürogebäude "La Cour - Publicis Zentrale"(Hochtief)

Die HOCHTIEF Projektentwicklung hat den Bau (07/2011) für das erste Bürogebäude "La Cour" im Le Quartier Central gestartet. Das Gebäude befindet sich im südlichen Teil direkt an der Toulouser Allee und neben dem heutigen "Les Halles" Cafe/Restaurant.

Das Gebäude soll 21.000 m² Bruttogeschossfläche umfassen und ist bereits an diverse Medienagenturen (wie die VivaKi-Gruppe, Saatchi & Saatchi und Re:Sources) vermietet. Die Fertigstellung ist für Ende 2012 geplant.

Erschließungsmaßnahmen/Entlastungsstraße

Mit Spatenstich zum 20. August 2009 haben die Erschließungsmaßnahmen sowie der Bau der Entlastungsstraße Derendorf begonnen.

Es erfolgt die Anlage der beiden Stadtgärten mit insgesamt rund 8 ha Grün- und Freiflächen sowie die Anlage beider Achsen der künftigen Stadtgartenallee. Weiterhin ist eine weitere Offenlegung und Renaturierung der Düssel im Bereich der Yorkstraße im Norden des Geländes vorgesehen. Parallel zur Bahnstrecke ist die Errichtung einer Lärmschutzwand zwischen Wehrhahn und S-Bahnhof Zoo sowie der Bau eines Lärmschutzwalls zwischen Franklinstraße und Jülicher Straße geplant. Die Entlastungsstraße wird entlang der Bahngleise zwischen Adlerstraße im Süden und Münsterstraße im Norden gebaut. Dazu sind Spindeln für Rad- und Fußwege, die das neue Stadtviertel mit Franklinbrücke und Jülicher Straße verbinden, vorgesehen.

Schlussendlich ist der Bau der Kanalisation für das gesamte Areal einschließlich des Baus eines Pumpwerks vorgesehen.

Weiterhin werden die Stadtwerke Düsseldorf ein neues Umspannwerk zur Ablösung von Umspannwerken u.a. auf der Ahnfeldstraße errichten.

Der Zeitplan sieht einen Abschluss der gesamten Erschließungsmaßnahmen für Mitte 2013 vor. Im Oktober 2010 wurde die Anliegerstraße als Baustraße mit Kanalisation hergestellt und mit der Bepflanzung des Stadtgartens begonnen. Die Entlastungsstraße samt Kanalisation, die Lärmschutz- und Rampenbauwerke und die Offenlegung der Düssel mit Brückenbauwerk werden im März 2011 fertiggestellt sein. Die Anlage des Stadtgartens nördlich der Franklinstraße wird im August 2011 abgeschlossen. Die Fertigstellung der Rad- und Fußwegspindel an der Franklinbrücke erfolgt bis Dezember 2011.

Weiterhin wurden die zukünftigen Straßennamen durch den Rat der Stadt beschlossen:

  • Entlastungsstraße (nur 1. Bauabschnitt): Toulouser Allee (Toulouse – Stadt in Südfrankreich)
  • Stadtgartenallee und Anliegerstraße: Marc-Chagall-Straße (Marc Chagall – französischer Maler)
  • Stadtgarten B: Berty-Albrecht-Park (Berty Albrecht – französische Widerstandskämpferin)
  • Stadtgarten C: Maurice-Ravel-Park (Joseph-Maurice Ravel – französischer Komponist)
  • Südlicher Auftaktplatz: Louis-Pasteur-Platz (Louis Pasteur – französischer Wissenschaftler)

Kritik

Im Zusammenhang mit der steigenden Wohnungsknappheit in Düsseldorf wird kritisiert, dass sich die Wohnprojekte ausschließlich im hochpreisigen Segment bewegen[7] und so zur Gentrifizierung der angrenzenden Quartiere beitragen könnten[8].

Literatur

  • Reiner Götzen: Ganzheitliche Projektentwicklung im Wohnungsbau DOM Publishers; Auflage: 1., Aufl. (April 2008), ISBN 978-3-938666-52-4.

Bebauungsplanentwurf und Gutachten

Einzelnachweise

  1. Westdeutsche Zeitung vom 20. Oktober 2011: Quartier Central: Ein Drittel des Geländes besteht aus Straßen
  2. Immobilien-Zeitung: Güterbahnhofsareal Düsseldorf-Derendorf, Meldung vom 16. April 2009
  3. Cube. Das Düsseldorfer Magazin für Architektur, modernes Wohnen und Lebensart. Ausgabe 03/10, S. 4-8.
  4. Datenblatt Le Flair 2011
  5. Reiner Götzen: Ganzheitliche Projektentwicklung im Wohnungsbau. DOM Publishers, 1. Aufl., April 2008, ISBN 978-3-938666-52-4.
  6. Rheinische Post: Meldung vom 3. September 2010
  7. Der Westen: Ein neues Viertel für Besserverdiener, Meldung vom 12. Oktober 2009
  8. Reinhold Kopp: Die moderne Großstadt: Gentrification, Fachhochschule Düsseldorf Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaften, abgerufen am 10.Juli 2011

Weblinks


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