- Night Ferry
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Die Night Ferry war eine Schlafwagenverbindung zwischen dem Bahnhof Victoria Station in London und dem Gare du Nord in Paris. Später wurde sie um Kurswagen nach Brüssel erweitert.
Inhaltsverzeichnis
Fahrzeuge
Die Schlafwagen des Zuges – ausschließlich erster Klasse – stellte die Compagnie Internationale des Wagons-Lits (CIWL). Es waren gegenüber den sonst von der Gesellschaft verwendeten Schlafwagen kleinere, dem schmaleren britischen Lichtraumprofil angepasste Fahrzeuge. Die CIWL ließ für den Verkehr 12 dieser Wagen in Frankreich bauen. Außer fünf Schlafwagen – nur ganz selten wurden sechs eingesetzt – führte der Zug normalerweise noch zwei französische Gepäckwagen und Sitzwagen dritter, respektive zweiter Klasse des Betriebsbereichs der jeweiligen Bahngesellschaft, die an dem Trajekt nicht teilnahmen.
Ende der 1950er Jahre wurde die Strecke auf englischer Seite elektrifiziert und die Traktion des Zuges von Dampflokomotiven auf elektrische umgestellt. Gegen Ende der Verbindung kamen in der Regel Diesellokomotiven zum Einsatz.
Ende der 1970er Jahre waren die ursprünglich für den Zug gebauten Personenwagen technisch am Ende ihrer Einsetzbarkeit. Die Fahrzeuge trugen nun zum Teil auch schon nicht mehr die CIWL-Beschriftung, sondern waren als Wagen der SNCF ausgewiesen. Andere geeignete Fahrzeuge gab es nicht, die Investition in neue schien nicht mehr lohnend. Auch dies führte zur Einstellung der Verbindung.
Betrieb
Der Zug wurde seit dem 5. Oktober 1936 von der SNCF und der Southern Railway, nach der Verstaatlichung von den British Railways, gemeinsam betrieben. Zoll- und Passformalitäten fanden bereits im Bahnhof Victoria Station statt. Zwischen Dover (Bahnhof Dover Marine) und Dünkirchen wurde der Teil des Zuges, der von den Schlaf- und Gepäckwagen gebildet wurde, auf eine Fähre verladen und dabei in mehrere Segmente zerlegt, um die Fähre gleichmäßig zu belasten. Die Reisenden in den Sitzwagen mussten umsteigen. Wegen der hohen Unterschiede im Wasserstand aufgrund der Gezeiten nutzten die Fähren dafür ein speziell erbautes Dock, das es – wie bei einer Schleuse – ermöglichte, das Schiff auf die passende Höhe zu heben oder zu senken. Jede Fähre hatte vier Gleise zur Verfügung. Die Überfahrt dauerte etwa drei Stunden. Aufgrund der Unwägbarkeiten beim Be- und Entladen der Fähren kam es oft zu Verspätungen.
Im Zweiten Weltkrieg war die Verbindung unterbrochen. Sie wurde am 15. Dezember 1947 wieder aufgenommen. Ab dem Ende der 1950er Jahre kamen die Kurswagen nach Brüssel hinzu. Die Fahrt dauerte etwa 12 Stunden:
Winterfahrplan 1959/1960 21:00 ab London Victoria an 09:10 22:42 an Dover Marine ab 07:20 05:34 ab Dunkerque an 01:21 09:00 an Paris ab 22:00 08:44 an Bruxelles ab 21:15 Ende der 1970er Jahre waren nicht nur die eingesetzten Fahrzeuge technisch am Ende, auch hatte die Konkurrenz des Luftverkehrs die Fahrgastzahlen erheblich gesenkt. Die Verbindung wurde deshalb am 31. Oktober 1980 eingestellt.
Bedeutung
Vor der Eröffnung des Eurotunnels war dies die einzige umsteigefreie Verbindung im Eisenbahnpersonenverkehr zwischen Großbritannien und dem restlichen Europa. Bei dem Tagzug-Pendant zur Night Ferry, dem Golden Arrow, wurde kein Trajektverkehr angeboten.
In Kunst und Literatur wurde der Zug auch zum Schauplatz:
- The Ipcress File (Film) 1965
- Bryan Edgar Wallace: Murder on the Night Ferry. 1965
Musealer Erhalt
Der Wagen Nr. 3792 aus der Serie der 1936 gebauten Schlafwagen gehört heute zur Sammlung des National Railway Museum in York.
Wissenswert
Im Zusammenhang mit der Eröffnung des Eurotunnels 1994 waren bereits Schlafwagenzüge für den Nachtverkehr mit Kontinentaleuropa beschafft worden, die funktional der Night Ferry gefolgt wären. Sie wurden allerdings nie eingesetzt, da sie sich aufgrund der Konkurrenz des weiter gewachsenen Luftverkehrs nie rentiert hätten. Die Züge wurden an VIA Rail, Kanada, verkauft.
Literatur
- George Behrend: Große Expresszüge Europas. London 1962. Kap. 2 (S. 11-34).
- George Behrend, Gary Buchanan: Night Ferry. Jersey 1985.
- R. W. Kidner: The Southern Railway. South Godstone 1958.
- J. van Noord in M. A. Asselberghs (Hrsg.): Daar komt de Trein. Amsterdam 1981. S. 160-171 (in Niederländisch).
Weblinks
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