Ordensburg Liebstedt

Ordensburg Liebstedt
Ordensburg Liebstedt
Ordensburg Liebstedt

Ordensburg Liebstedt

Alternativname(n): Wasserburg Liebstedt
Entstehungszeit: 900 bis 1000
Burgentyp: Niederungsburg
Erhaltungszustand: Erhalten
Ständische Stellung: Adlige, Grafen, Klerikale
Bauweise: Naturstein/Backstein
Ort: Liebstedt
Geographische Lage 51° 2′ 47″ N, 11° 24′ 34″ O51.04638888888911.409444444444250Koordinaten: 51° 2′ 47″ N, 11° 24′ 34″ O
Höhe: 250 m ü. NHN
Ordensburg Liebstedt (Thüringen)
Ordensburg Liebstedt

Die Ordensburg Liebstedt, auch Wasserburg Liebstedt genannt, befindet sich in der Berggasse 95 der Gemeinde Liebstedt im Landkreis Weimarer Land in Thüringen.

Die Ordensburg Liebstedt ist die einzige weitgehend vollständig erhaltene Burg Deutschlands und die einzige bestehende Ordensburg des Deutschen Ordensin Europa, die auf einer Straße errichtet wurde und den ursprünglichen Charakter als Durchgangsburg (oder Straßenburg) erhalten hat.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte und Anlage

Die Burg wurde ursprünglich im 10. Jahrhundert erbaut. Sie wurde als Niederungsburg mit Wassergraben auf einer der bedeutendsten mittelalterlichen Fernhandelsstraßen, der Kupferstraße, errichtet. Die Ursprünge der Kupferstraße reichen bis in die Frühgeschichte zurück. Die Straße verband bis 1846 Jütland im Norden mit Venedig im Süden. Wer über diese Straße reiste, musste zwangsläufig durch diese Burg.

956 wurde "Libenstete" (Liebstedt) und "Azmenstat" (Oßmannstedt) von Otto I. an das Kloster Quedlinburg verschenkt. 1300 kam die Burg an das Kloster Pforte und 1304 an das Kloster Hersfeld. 1314 erwarben die Landgrafen von Thüringen die Burg und wurde Lehen des Grafen Heinrich von Beichlingen. 1331 kam die Burg an den Deutschen Ritterorden und errichtete eine Komturei, einen Verwaltungsbezirk , der Liebstedt, Goldbach und Wohlsborn umfasste.

Einzigartig ist das Verteidigungssystem der Burg, ein 3-fach-Graben-Wallsystem, eine Kombination aus Wassergraben, Trockengraben und Wallanlagen. Die Wallanlagen umschlossen sogar den ganzen Ort. Der Wassergraben, gefüllt mit Schichtwasser umschloss die Kernburg, und bildete so eine künstliche Insel, die nur über zwei Zugbrücken mit Tortürmen erreichbar war. Der Wassergraben ist heute zum Teil wieder rekonstruiert und befüllt.

Eine Besonderheit stellt die Backsteinbauweise dar. Bei einem tiefgreifenden Umbau im 15. Jahrhundert wurde die in diesen Breiten bis dato unbekannte Bauweise angewandt und verbreitete sich wohl von hier ausgehend, gefördert durch den Deutschen Ritterorden, in ganz Thüringen (Backsteingotik).

1809 wurde der Deutsche Orden auf Weisung Napoleons enteignet. Nach dem Wiener Kongress erhielt das Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach die Burg.

Der Komplex umfasst heute zirka vier Hektar. Die Vorburg, die als Wirtschaftshof (Remise für Kutschen und Wagen, Stallungen, Wohnungen für das Gesinde) diente, zeigt auch in der Scheune eine hierzulande eher unübliche Dachkonstruktion ohne vertikale Stützbalken.

Herren von Liebstedt

Die gleichnamige ritterliche Familie "von Liebstedt", eines Stammes mit den Rittern "von Oßmannstedt" und den "von Denstedt", ist urkundlich von 1211 bis 1348 nachgewiesen. 1221 wird der Ritter Heinrich von Liebstedt in einer Urkunde des Klosters Oberweimar als Vogt, 1265 Heinrich von Liebstedt als Laienbruder des Klosters Pforta und 1285 ein Ludwig von Liebstedt als Zeuge erwähnt. Die drei Linien führten alle einen Hahn im Wappen.

Heutige Nutzung

Der Grundriss, dargestellt am Zugang zur Burg

Das gesamte Burggelände wird seit 1998 durch die Ordensburg-Gilde bewirtschaftet. Durch jährliche Veranstaltungen, wie das Mittelalterspektakel zu Ostern, das Gautschfest im August, das Kaisermanöver im September, wird die Burg wieder zum Leben erweckt und ist zu einem kulturellen Zentrum Thüringens geworden und kann auch für private Zwecke genutzt werden. Die Burg wurde Anfang 2011 durch die Landesentwicklungsgesellschaft Thüringen verkauft. In der Vorburg sollte ein Weingut errichtet werden.[1] Die Gemeinde Liebstedt bestand jedoch auf ihrem Vorkaufsrecht. Da es über die Bedingungen des Vorkaufsrechtes geteilte Rechtsmeinungen gibt ist die Zukunft der Burg unklar. [2][3]

Literatur

  • O. Deichmüller: Geschichte des Dorfes Liebstedt, mit den Regesten der Herren von Liebstedt aus den Urkunden der Klöster Pforte und Heusdorf von 1211 bis 1348, In: Zeitschrift des Vereins für Thüringische Geschichte und Alterthumskunde, 1920, Neue Folge XII, S. 150-216
  • Hans und Doris Maresch: Sehenswertes Thüringen - Burgen und Schlösser. Erfurt 1997.
  • Thomas Bienert: Mittelalterliche Burgen in Thüringen. Gudensberg 2000.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Thüringen hat seine letzte Burg verkauft, in: Immobilien-Zeitung aktuell (Newsletter) vom 20. Januar 2011
  2. Der Winzer am Tag danach im Gespräch. abgerufen am 20.3: „Die LEG muss nun klären, ob die Gemeinde, die ihr Vorkaufsrecht geltend macht, im Stande ist, die damit verbundenen Investitionspflichten zu realisieren. Es steht mir nicht zu zu beurteilen, ob eine 500-Seelen-Gemeinde das schafft. Für mich bedeutet es, dass ich weiter an den Kaufvertrag gebunden bin und ihn auch erfüllen werde, wenn es so weit kommen sollte. Bis das geprüft ist, können drei, vier Jahre ins Land gehen.“
  3. Liebstedt stellt sich gegen Prinz zur Lippe. abgerufen am 20.3: „Die LEG sieht die mit dem Winzer vereinbarte Investitionsverpflichtung über drei Millionen Euro nun bei der Gemeinde.“

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