Orgeln des Stephansdomes (Wien)

Orgeln des Stephansdomes (Wien)
Orgeln des Stephansdomes (Wien)
Stephansdom Wien N04.JPG
Allgemeines
Ort Stephansdom (Wien)
Orgelerbauer Rieger Orgelbau
Baujahr 1991
Epoche Moderne
Orgellandschaft Österreich
Technische Daten
Anzahl der Manuale IV/P
Anzahl der 32′-Register 1
Anzahl der 64′-Register

Der Stephansdom in Wien verfügt heute über zwei Großorgeln und eine kleine fahrbare (Chor)Orgel (sog. Haydn-Orgel).

Die Geschichte der Orgeln in St. Stephan reicht zurück in das 14. Jahrhundert. Erste Hinweise auf eine Orgel finden sich für das Jahr 1334. Diese Orgel wurde wohl zu Beginn des 16. Jahrhunderts verlegt und auf dem Orgelfuß von Meister Anton Pilgram aufgestellt. Diese Orgel wurde 1797 abgetragen.

Im Jahr 1507 erhielt der Dom eine weitere große Orgel, die auf dem Füchselbaldachin neben der großen Sakristei errichtet wurde. Sie stammte aus der Werkstatt des Bozener Meister Burchhard Tischlinger. Auch diese Orgel wurde 1797 entfernt.

Inhaltsverzeichnis

Orgel auf der Westempore

Baugeschichte

Römerorgel von 1720

Im Zuge der Barockisierung des Domes zu Beginn des 18. Jahrhunderts schuf der kaiserliche Orgelbauer Ferdinand Römer im Jahr 1701 zunächst eine Chororgel mit zehn Registern, die über dem alten Chorgestühl Aufstellung fand, und im Jahr 1720 die erste große Orgel auf der Westempore. Diese sog. "Römerorgel" hatte zunächst 32 Register, und wurde 1797 auf 41 Register erweitert.

Neubau durch Walcker 1886

Den nächstenMeilensteinder Orgelgeschichte in St. Stephan setzte im Jahr 1886 der Orgelbauer Friedrich Walcker. Er schuf eine Großorgel mit 90 Registern, die hinter dem Römerprospekt Aufstellung fand. Diese Orgel wird auch als Riesenorgel bezeichnetmit Blick auf das sog. „Riesentorunterhalb der Westempore.

Dieses bedeutsame Instrument wurde 1945 beim Brand des Domes vernichtet.

Neubau durch Kauffmann 19561960

Kauffmann-Orgel an der Westempore
Kauffmann-Orgel an der Westempore

Auf der Westempore von St. Stephan befindet sich heute noch die Monumentalorgel, die in den Jahren 1956-1960 von dem Wiener Orgelbauer Johann Marcellinus Kauffmann errichtet wurde. Sie verfügt über 125 Register auf vier Manualen und Pedal mit insgesamt ca. 10.000 Pfeifen, hat elektrische Kegelladen und einen Freipfeifenprospekt.

Mit Einweihung der neuen Domorgel, die 1991 von der Vorarlberger Orgelbaufirma Rieger errichtet wurde, wurde die Kauffmann-Orgel stillgelegt. Die künftige Nutzung ist unklar. Die Orgel wurde bislang weder renoviert noch entfernt. Zur Rettung der "Riesenorgel" hat sich am 1. Oktober 2010, dem 50. Jahrestag der Weihe dieses Instruments, ein Komitee formiert, das sich aus Verwandten von Johann Marcellinus Kauffmann und einigen prominenten Unterstützern zusammensetzt. [1]

Disposition seit 1960

I Hauptwerk Cg3
Prinzipal 16
Oktav 8
Hohlflöte 8
Gedeckt 8
Viola 8
Dolce 8
Quinte 51/3
Oktave 4
Hohflöte 4
Spitzflöte 4
Terz 31/5
Quinte 22/3
Oktave 2
Cornett V 8
Mixtur VI-IX 2
Scharf IV 1
Posaune 16
Trompete 8
Clairon 4
Corno 2


II Oberwerk Cg3
Viola 16
Prinzipal 8
Spitzflöte 8
Quintatön 8
Dulciana 8
Oktave 4
Blockflöte 4
Salizet 4
Quinte 22/3
Oktave 2
Nachthorn 2
Mixtur VI-VIII 22/3
Cymbel III 1
Dulcian 16
Trompete harm. 8
Kopftrompete 4
III Schwellwerk Cg3
Gedeckt 16
Prinzipal 8
Rohrflöte 8
Quintatön 8
Salicional 8
Unda maris 8
Aeoline 8
Vox coelestis 8
Oktave 4
Flauto traverso 4
Rohrgedeckt 4
Fugara 4
Quinte 22/3
Oktave 2
Waldflöte 2
Terz 13/5
Quinte 11/3
Septime 11/7
Sifflöte 1
Mixtur IV 1
Cymbel III 1/2
Fagott 16
Trompete 8
Geigenregal 8
Vox humana 8
Clairon 4
Tremulant
IV Brüstungspositive Cg3
(Koppelmanual)
Linkes Positiv
Quintatön 16
Copula 8
Viola da Gamba 8
Gemshorn 4
Gedecktflöte 4
Prinzipal 2
Terz 13/5
Quinte 11/3
Mixtur III-V 2
Rohrschalmei 8
Mittelpositiv
Praestant 8
Gedeckt 8
Spitzflöte 4
Nachthorn 4
Prinzipal 2
Mixtur III 1
Rankett 16
Krummhorn 8
Rechtes Positiv
Bourdon 16
Suavial 8
Gemshorn 8
Prinzipal 4
Rohrflöte 4
Blockflöte 2
Oktave 1
Mixtur IV-VI 11/3
Oboe 8
Clarinette 8
Pedalwerk Cg1
Prinzipalbass 32
Untersatz 32
Oktavbass 16
Kontrabass 16
Subbass 16
Gedecktbass 16
Gemshornbass 16
Salizetbass 16
Quintbass 102/3
Oktave 8
Violon 8
Gedeckt 8
Pommer 8
Gemshorn 8
Salizet 8
Quinte 51/3
Oktave 4
Flöte 4
Gedeckt 4
Gemshorn 4
Violoncello 4
Salizet 4
Terz 31/5
Quinte 22/3
Oktave 2
Nachthorn 2
Mixtur V 4
Bombarde 32
Posaune 16
Basson 16
Posaune 8
Fagott 8
Feldtrompete 4
Geigenregal 4
Musette 2
  • Koppeln:
    • Normalkoppeln: II/I; III/I; III/II; I/P; II/P; III/P.
    • Suboktavkoppeln: II/I; III/I; III/II.
    • Superoktavkoppeln: I/I; II/I; III/I; II/II; III/II; III/III.
    • Positivkoppeln: für jedes Positivwerk, jeweils an I, II, III, IV, P
  • Spielhilfen: 2 freie Kombinationen, 5 frei einstellbare Kollektive, Crescendowalze.


Orgel im Seitenschiff (Domorgel)

Detailansicht Rieger-Orgel

Im Jahr 1991 erbaute die österreichische Orgelbaufirma Rieger eine Orgel, die auch als Domorgel bezeichnet wird. Sie ist ebenerdig aufgestellt, an der Wand im südlichen rechten Seitenschiff, nahe der Vierung.

Das Instrument verfügt über 55 Register auf 4 Manualen. Schwellwerk und Hauptwerk sind von romantischer Disposition, das schwellbare Positiv hingegen ist im barocken Stil disponiert. Mit seinen Zungenregistern bildet das Solowerk die Klangkrone dieser Orgel.

I Hauptwerk Cg3
Principal 16
Octav 8
Gamba 8
Hohlflöte 8
Octav 4
Spitzflöte 4
Quint 22/3
Octav 2
Mixtur major VI 2
Mixtur minor IV 11/3
Trompete 16
Trompete 8
II Positiv
(schwellbar)
Cg3
Principal 8
Gedeckt 8
Quintade 8
Principal 4
Rohrflöte 4
Sesquialtera II 22/3
Octav 2
Blockflöte 2
Larigot 11/3
Scharff IV 1
Regal 16
Cromorne 8
Tremulant
III Schwellwerk Cg3
Bourdon 16
Principal 8
Bourdon 8
Salicional 8
Schwebung 8
Octav 4
Flöte 4
Nazard 22/3
Viola 4
Flachflöte 2
Terz 13/5
Mixtur VI-VIII 11/3
Trompete 8
Oboe 8
Clairon 4
Voix humaine 8
Tremulant
IV Solowerk Cg3
Trompete 8
Clairon 4
Cornet V 8


Pedal Cf1
Untersatz 32
Principal 16
Subbaß 16
Octavbaß 8
Gedecktbaß 8
Quintbaß 51/3
Choralbaß 4
Nachthorn 2
Rauschpfeife V 22/3
Posaune 16
Trompete 8
Zinke 4
  • Koppeln: II/I, III/I, IV/I, III/II, IV/II, I/P, II/P, III/P, IV/P
  • Mechanische Spieltraktur und Koppeln
  • Mechanische Registertraktur mit integrierter elektrischer Betätigung (Setzeranlage)


Haydn-Orgel

Haydn-Orgel

Im Haydn-Jahr 2009 errichtete die Orgelbaufirma Rieger eine Orgel mit zwölf Registern auf zwei Manualen und Pedal. Im Gedenken an Joseph Haydn und an dessen Brüder Michael und Johann Evangelist, die am Stephansdom eine zehnjährige Ausbildung genossen haben, wird das Instrument als Haydn-Orgel bezeichnet. Die äußere Erscheinung der Orgel ist an das Design der Riegerorgel (sog. "Domorgel") angelehnt.

Das Instrument hat im Dom keinen festen Standort, sondern lässt sich mit seinen 1.600 Kilogramm mittels eines integrierten elektrischen Hubstaplers (sog. Ameise) im gesamten Kirchenraum frei bewegen. Die Mobilität der Orgel wurde zum einen mit Blick auf den Einsatz bei Gottesdiensten an den verschiedenen Seitenaltären konzipiert, wodurch auf weitere (fest installierte) Kleinorgeln verzichtet werden kann, und des Weiteren mit Blick auf den Einsatz bei Konzerten im Dom. Zu diesem Zweck ist sie mit moderner Tonübertragungstechnik ausgestattet, die es ermöglicht, die Signale der Mikrophone in der Orgel im Regieraum von Radio Stephansdom zu empfangen und an das Mischpult weiterzuleiten.

I Hauptwerk Cg3
Principal 8
Viola da Gamba 8
Gedeckt 8
Octave 4
Principal (aus Mixtur) 2
Mixtur III 2
II Positiv (schwellbar) Cg3
Coppel 8
Traversflöte 8
Flöte 4
Flachflöte 2
Quinte (aus Sesquialtera) 22/3
Sesquialtera II 22/3
Tremulant
Pedal Cf1
Subbass 16


Organisten

  • 1921-1946: Karl Walter (1892-1983)
  • 1946-1969: Wilhelm Mück (1899-1973), zuvor zweiter Domorganist hinter Karl Walter
  • 19692004: Peter Planyavsky (* 1947 in Wien), davon zwischen 1983 und 1991 gesamtverantwortlicher Dommusikdirektor (Domorganist und Domkapellmeister)
  • seit 2010: Ernst Wally (* 1976 in Wien) als hauptamtlicher Organist bei gleichzeitiger Vakanz der Domorganistenstelle[2]

Literatur

  • Peter Planyavsky: Schritte zum Klangkonzept der neuen Orgel im Wiener Stephansdom. In: Österreichisches Orgelforum. 1991, S219228.

Einzelnachweise

  1. http://www.pfarrekagran.at/riesenorgel.html
  2. Webpräsenz der Wiener Dommusik, Abschnitt Domorganisten. Abgerufen am 25Oktober 2011.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Orgeln des Stephansdomes (Passau) — Orgeln des Domes St. Stephan (Passau) …   Deutsch Wikipedia

  • Orgel des Stephansdomes (Passau) — Orgeln des Domes St. Stephan (Passau) …   Deutsch Wikipedia

  • Stephansdom (Wien) — Stephansdom Der Stephansdom (eigentlich: Domkirche St. Stephan zu Wien) am Wiener Stephansplatz (Bezirk Innere Stadt) ist seit 1365 Domkirche (Sitz eines Domkapitels), seit 1469/1479 Kathedrale (Bischofssitz) und seit 1723 Metropolitankirche des… …   Deutsch Wikipedia

  • Johann M. Kauffmann — Johann Marcellinus Kauffmann (* 1910 in Wien; † 1965 in Wien) war ein österreichischer Orgelbauer. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke der Firma Johann M. Kauffmann (Auswahl) 3 Literatur …   Deutsch Wikipedia

  • Mariä-Empfängnis-Dom — Mariä Empfängnis Dom, Ostseite …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
https://de-academic.com/dic.nsf/dewiki/2531120 Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”