- Otto Wolter-Pecksen
-
Otto Wolter-Pecksen (* 17. April 1882 in Lüneburg; † 17. März 1954 in Moringen) war ein deutscher KZ-Arzt im Konzentrationslager Moringen und SS-Sturmbannführer (1943).
Leben
Wolter-Pecksen, dessen Vater Architekt war, besuchte das Gymnasium und schloss seine Schullaufbahn mit dem Abitur ab. Anschließend absolvierte er ein Studium der Medizin an der Universität Göttingen und München. Das Studium beendete Wolter-Pecksen 1906 mit der Promotion zum Dr. med. und er erhielt noch im gleichen Jahr seine Approbation. Wolter-Pecksen war ab 1908 verheiratet, das Paar hatte zwei Kinder. Ab 1908 war Wolter-Pecksen niedergelassener Arzt in Moringen und zugleich Vertragsarzt im Moringer Landeswerkhaus – einem Arbeitshaus. Während des Ersten Weltkrieges war Wolter-Pecksen als Bataillons- und Regimentsarzt eingesetzt. Nach Kriegsende wurde er Mitglied der Deutschen Volkspartei.[1]
Mitte Januar 1923 begründete Wolter-Pecksen die Ortsgruppe der NSDAP in Moringen. Eigenen Angaben zufolge trat Wolter-Pecksen der Partei jedoch erst 1925 bei. Der SA trat er 1931 bei.[1] Dort war er Sturmbannarzt und ab 1942 Sturmbannführer.[2]
Nachdem im April 1933 im Landeswerkhaus in Moringen auch ein Konzentrationslager für Männer eingerichtet wurde, war Wolter-Pecksen auch dortiger Lagerarzt. Das Männerlager bestand bis November 1933. Von Oktober 1933 bis März 1938 war Wolter-Pecksen ebenfalls Lagerarzt im Moringer Frauenkonzentrationslager und danach ab Juni 1940 Lagerarzt im Moringer Jugendschutzlager.[1]
Wolter-Pecksen war Kreisbeauftragter des Rassenpolitischen Amtes und befürwortete in dieser Funktion Zwangssterilisationen nach dem Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses. Dennoch wird Wolter-Pecksen in Berichten Überlebender ambivalent geschildert. So sollen durch seine ärztlichen Gutachten weibliche Häftlinge entlassen worden sein und Gegner des NS-Regimes sowie Jüdinnen dieselbe medizinische Behandlung durch ihn erfahren haben wie Parteifreunde. Als Lagerarzt soll er sich zudem für zusätzliche Lebensmittelrationen für minderjährige Häftlinge eingesetzt haben. Andererseits wird er von Überlebenden des KZ Moringen auch als aggressiv und herrisch geschildert.[2]
Im März 1943 wechselte er von der SA zur SS und war später noch im Reichssicherheitshauptamt (RSHA) eingesetzt.[1][3]
Nach Kriegsende wurde Wolter-Pecksen entnazifiziert und im Rahmen der Ermittlungen gegen ehemalige Angehörige des Lagerpersonals vernommen.[4] Auch nach 1945 war Wolter-Pecksen noch als Arzt in Moringen tätig, wo er 1954 verstarb.[5]
Literatur
- Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich: Wer war was vor und nach 1945. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2007. ISBN 978-3-596-16048-8
- Hans Hesse: Das Frauen-KZ Moringen 1933-1938. Edition Temmen: Göttingen 2000 ISBN 3-86108-724-3.
Einzelnachweise
- ↑ a b c d Hans Hesse: Das Frauen-KZ Moringen 1933-1938, Göttingen 2000, S. 187f
- ↑ a b Silke Scholz: Dr. Wolter - Pecksen - Lagerarzt in Moringen, in: Rundbrief der Lagergemeinschaft und Gedenkstätte KZ Moringen e.V.: Dokumente Nr. 19, Moringen 2000 (pdf), S. 16
- ↑ Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich, Frankfurt am Main 2007, S. 687
- ↑ Hans Hesse: Das Frauen-KZ Moringen 1933-1938, Göttingen 2000, S. 103
- ↑ Hans Hesse: Das Frauen-KZ Moringen 1933-1938, Göttingen 2000, S. 189
Wikimedia Foundation.