- Palóczen
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Palóczen ist die Bezeichnung für eine Bevölkerungsgruppe im Norden Ungarns. Der Name Palóc wird von dem slawischen Palovce oder Polowzen (das sind „Feldbewohner“, „Bewohner der Ebene“) abgeleitet.[1]
Inhaltsverzeichnis
Palóc
Unter den ungarischen Dialekten wird eine Gruppe der „Palóczen-Dialekte“ (palóc nyelvjárások) genannten Dialekte unterschieden, die im Norden Ungarns und im Süden der Slowakei gesprochen werden. Das „Paloczenland“ ist eine von zehn Dialektregionen des Ungarischen, davon liegen drei, Mezőség, Szeklerland und Moldauer Tschango, in vollem Umfang außerhalb des ungarischen Staatsgebietes.[2]
Palóczen
Im Zuge der ungarischen Landnahme waren die Palóczen mit Fürst Arpád im 9. Jahrhundert ins Land gekommen und hatten sich hauptsächlich im Cserháter Hügelland, ostwärts des Börzsöny-Gebirges niedergelassen. Ihre Definition als „kumanischer Volksstamm“[3] ist so unsicher wie die Definition der „Kumanen“ selbst. Die Palóczen unterschieden sich durch ihre Mundart, ihre traditionellen Trachten und die traditionelle Bauweise ihrer Häuser von der ungarischen Bevölkerung in den anderen Landesteilen, galten aber bereits um 1900 (im Unterschied etwa zu den Szeklern) als vollkommen magyarisiert. Der Brockhaus schätzte im Jahr 1885[4] 120.000 Seelen. Angaben aus dem Jahr 1997[5] behaupten eine Zahl von 200.000 Palóczen bei einer Gesamtbevölkerung von ca. 10 Millionen in Ungarn. Eine Abgrenzung der Palóczen als Teil der ungarischen Bevölkerung erscheint aber heute problematischer als noch zur Zeit des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Mit der Modernisierung der Lebensumstände (Landwirtschaftliche Revolution, Industrialisierung, Landflucht, Massenkommunikation) gingen die regionalen Besonderheiten unter und sind heute nur mehr als folkloristisches Element wahrnehmbar.
Der ungarische Novellist Kálmán Mikszáth, der 1847 in dieser Region, in dem ab 1919 slowakischen Sklabiná (Veľký Krtíš (Okres)) geboren wurde und Richter in Balassagyarmat war, schrieb 1882 für seine Landsleute den Roman Die guten Leute von Palóc. Möglicherweise war auch Adam Palock ein Palócze – ein ungarischer Rebell, der 1711 in Pest enthauptet wurde.[6] Das Zedlersche Universallexikon widmete ihm 1740 einen eigenen Artikel.[7]
Als typisches Beispiel einer Palóczen-Siedlung gilt das unter Denkmalschutz stehende Dorf Hollókő, das seit 1987 auch als UNESCO-Weltkulturerbe anerkannt ist. In Balassagyarmat befinden sich ein Palóc-Haus und im Palóc-Museum eine volkskundliche Sammlung. Ein anderes Palóc-Dorf ist Gyöngyöspata.
Siehe auch
Literatur
- Kálmán Mikszáth: Die guten Hochländer (A jó palócok, zuerst 1882). Kossuth, Budapest 1993, ISBN 963-09-3615-1
- Diana Szabó: A palócok eredete (Herkunft der Palóczen)
- Pap G.: Ungarisch. In: Okuka M. (Hrsg.): Lexikon der Sprachen des europäischen Ostens. Klagenfurt 2002 (= Wieser Enzyklopädie des europäischen Ostens 10), S. 735 ff, uni-klu.ac.at (PDF)
- Manfred Kittel: Wanderungen in Ungarn. Bruckmann, München 1997, dnb
Weblinks
- Palóc Babamúzeum in der ungarischsprachigen Wikipedia – Puppenmuseum mit Palóc-Trachten in Hollókő
- Palóc Múzeum in der ungarischsprachigen Wikipedia – Palóc-Museum und das Palóc-Haus in Balassagyarmat
Commons: Palóc – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienEinzelnachweise
- ↑ Meyers Konversationslexikon Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892, Stichwort Palóczen
- ↑ Pap G.: Ungarisch
- ↑ Meyers Konversationslexikon, ebd.
- ↑ Brockhaus’ Conversations-Lexikon, 13. Auflage 1885, Stichwort Palóczen
- ↑ Kittel, S. 110, könnte damit die Einwohnerzahl des Komitats Nógrád meinen
- ↑ Für die Darstellung in einem Palóc-Folklore-Museum scheint seine Geschichte gut geeignet
- ↑ Palock, Adam. In: Zedlers Universal-Lexicon, Band 26, Leipzig 1740, Spalte 407.
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