- Chicago Seven
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Die Chicago Seven waren sieben (zunächst acht) Angeklagte, die aufgrund von Verschwörung, Aufhetzung, Demonstrationen und anderen Anklagepunkten in Verbindung mit den gewalttätigen Protesten in Chicago anlässlich der Democratic National Convention 1968 vor Gericht gestellt wurden.
Inhaltsverzeichnis
Vorfälle auf dem Parteitag der Demokraten
Der Parteitag der Demokraten, der Ende August 1968 abgehalten wurde, war Schauplatz massiver Demonstrationen gegen den damals voll entbrannten Vietnamkrieg. Tausende von Leuten erschienen mit Schildern und Bannern und in knüpfbatikgefärbten T-Shirts, sie machten Musik, tanzten und trugen Gedichte vor. Es wurde auch ein Schwein, genannt "Pigasus der Unsterbliche", in die Stadt gebracht, das als sarkastischer Kandidat für die Präsidentschaftswahlen der USA aufgestellt werden sollte. Anfangs herrschte eine Karneval-Atmosphäre; die Polizei war nervös und einige Leute reagierten auf die Ankündigung einer nächtlichen Ausgangssperre mit Steinwürfen. Mit Schlagstöcken und Tränengas griff die Polizei ein; einige Demonstranten wurden verhaftet. Im Nachhinein verhandelte schließlich eine Grand Jury (große Gerichtskammer) gegen acht Demonstranten und acht Polizisten.
Der Prozess
Die ursprünglichen acht Personen, die am 20. März 1969 angeklagt wurden, waren: Abbie Hoffman [1], Jerry Rubin, David Dellinger (* 22. August 1915; † 25. Mai 2004) [2], Tom Hayden, Rennie Davis, John Froines, Lee Weiner und Bobby Seale [3]. Die Verteidiger waren William M. Kunstler und Leonard Weinglass vom Center for Constitutional Rights; den richterlichen Vorsitz führte Julius Hoffman, Staatsanwalt war Tom Foran. Die Verhandlung begann am 24. September 1969. Als sich am 9. Oktober die Demonstrationen aus dem Gerichtssaal hinaus ausweiteten, marschierte die Nationalgarde auf.
Früh im Verlauf des Verfahrens schleuderte der Black Panther Party-Aktivist Bobby Seale herbe Attacken gegen den Richter Hoffman. Er bezeichnete ihn unter anderem als "Faschistenhund", "Schwein" und als einen "Rassisten". Richter Hoffman ließ Bobby Saele im Gerichtssaal fesseln und knebeln, kurze Zeit später schloss er ihn vom Verfahren aus und verurteilte ihn wegen Missachtung des Gerichts zu vier Jahren Gefängnis.
Die Chicago Eight wurden damit zu den Chicago Seven, die weiterhin als Angeklagte, vor allem die Yippies Abbie Hoffman und Jerry Rubin [4], die Würde des Gerichtsverfahrens verhöhnten. Der Prozess, der sehr publik geworden ist, wurde zum Fokus für eine ständig wachsende Legion der Protest-Anhänger. Die Angeklagten Hoffman und Rubin erschienen einmal im Gerichtssaal in richterliche Roben gekleidet. Hoffman warf dem Richter Luftküsse zu. Das Verfahren zog sich über Monate hin, mit vielen Vertretern der amerikanischen Linken und Gegenkultur, die als Zeugen aussagten (mit inbegriffen der Sänger Arlo Guthrie, der Autor Norman Mailer, der LSD-Verfechter Timothy Leary und der Geistliche Jesse Jackson). Beim Urteilsspruch empfahl Hoffman dem Richter, LSD zu versuchen, und bot ihm an, ihn mit einem Dealer in Florida bekannt zu machen.
Letztendlich wurden am 18. Februar 1970 alle sieben Angeklagten in Hinblick auf den Vorwurf der Verschwörung für nicht schuldig befunden. Froines und Weiner wurden komplett freigesprochen. Die restlichen Fünf wurden verurteilt, einen Volksaufruhr angezettelt zu haben. Diese Fünf wurden am 20. Februar 1970 zu fünf Jahren Haft und einer Geldstrafe von 5000 $ verurteilt. Alle Urteile wurden am 21. November 1972 in einem Berufungsverfahren vom United States Court of Appeals for the Seventh Circuit aufgehoben. Die Gründe für die Aufhebung beinhalteten unter anderem: Voreingenommenheit des Richters und seine Weigerung, die Verteidigungsanwälte die Anwärter für das Geschworenenamt bezüglich ihrer kulturellen Ausrichtung befragen zu lassen. Das Justice Department in Washington, D.C., entschied, den Fall nicht wieder aufzurollen. Während des Verfahrens wurden alle Angeklagten und beide Verteidigungsanwälte wegen Missachtung des Gerichts zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Aber auch diese Urteile wurden aufgehoben. Die Anklagen auf Missachtung wurden vor einem anderen Richter neu verhandelt. Dieser sprach Dellinger, Rubin, Hoffman und Kunstler in ein paar Punkten der Anklage schuldig, entschied sich aber, die Angeklagten weder zu einer Haft- noch zu einer Geldstrafe zu verurteilen.
Der Film The Trial of the Chicago 7
Die Ereignisse von Chicago wurden von der Band Chicago in ihrem Song Someday, von Crosby, Stills, Nash & Young in Chicago und im Film Chicago 10 verarbeitet. 2010 kommt wahrscheinlich der seit längerem geplante Film „The Trial of the Chicago 7“ von Steven Spielberg, Regie Ben Stiller, in die Kinos - Will Smith wird möglicherweise Bobby Seale spielen und Sacha Baron Cohen wird vielleicht als Abbie Hoffmann zu sehen sein. Darüber gibt es zur Zeit noch viele Gerüchte. [5] Eines davon, so die Internet Movie Database, besagt, dass Heath Ledger am Tag nach seinem frühen Tod ein Treffen mit Steven Spielberg haben sollte, bei dem es unter anderem um eine Rolle in dem geplanten Film gehen würde. [6]
Einzelnachweis
- ↑ [1] Testimony of Abbie Hoffman. Englisch
- ↑ [2] Artikel über D. Dellinger von Michael Carlson. Englisch
- ↑ [3] Interview mit Bobby Seale von Jonathan Fischer. In: Der Spiegel, 2. Mai 2007
- ↑ [4] Kurzinformation über Jerry Rubin. Deutsch
- ↑ [5] Über den geplanten Film: „The Trial of the Chicago 7“
- ↑ [6] Über den geplanten Film: „The Trial of the Chicago 7“
Literatur
- Tom Hayden, Der Prozeß von Chicago, Suhrkamp, Frankfurt/M. 1971 (edition suhrkamp 477)
- Bobby Seale: Wir fordern Freiheit. Der Kampf der Black Panther. Fischer-Verlag, Frankfurt/M. 1972, ISBN 3-436-01312-9. Online Katalog der DNB
Weblinks
- The Chicago Seven (englisch)
- The Chicago Seven Trial (englisch)
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