Parlamentswahlen in Ägypten 1924

Parlamentswahlen in Ägypten 1924

Die Parlamentswahlen in Ägypten 1924 waren die ersten Parlamentswahlen im unabhängigen Königreich Ägypten, das 1922 vom Vereinigten Königreich erlangt wurde

Hintergrund

Die britische Regierung anerkannte die Unabhängigkeit Ägyptens unilateral am 28. Februar 1922. Das Königreich Ägypten wurde zwei Wochen später gegründet. Am 21. April 1923 wurde eine neue liberale verfassung promulgiert. Ein königliches Dekret wurde am 6. September des gleichen Jahres veröffentlicht, welches die Abhaltung der ersten Wahlen unter der neuen Verfassung anordnete. Der Anführer der Nationalisten Saad Zaghlul Pascha, welcher nach Aden, auf die Seychellen und nach Gibraltar exiliert wurde, kehrte nach Ägypten am 17. September zurück um eine politische Wahlkampagne zu veranstalten.[1] Zaghlul und seine Anhänger übten Kritik an der neuen verfassungsmäßigen Ordnung im Land. Zaghlul selbst kritisierte vor allem die Wahlgesetze, die er mit Demokratie für unvereinbar betrachtete, da sie die Erlaubnis zur Aufstellung eines Kandidaten vom Einkommen abhängig machte. Das Exekutivkomitee von Zaghluls Wafd-Partei spielte eine entscheidende Rolle in der Wahlkampagne.[2]

Ergebnisse

Die Wahl wurde am 12. Januar 1924 abgehalten. Zaghluls Wafd-Partei, welcher für alle Sitze in der Deputiertenkammer antrat, zog einen landesweiten Sieg hin und gewann 195 der 214 Sitze.[3] Allerdings hatte es weniger Erfolg im Senat, da es schwieriger war, qualifizierte Kandidaten zu finden, die für die Wahlkreise antraten.[4] Sie gewann da 66 Senatssitze.[5] Die Wafdistische Wählerschaft schloss das Medium und kleine Landbesitzer, urbane Intellektielle, Händler und Industrielle, Ladenbesitzer, Arbeiter und Bauern ein.[6]

Mitglieder der koptisch-christlichen Minderheit erhielten 10 % der Sitze, obwohl zu dem Zeitpunkt 25 % der ägyptischen Gesamtbevölkerung christlich war.[7] Bei der Volkszählung von 1917 machten die Christen ein Viertel der Gesamtbevölkerung aus. Die soziale Herkunft der Kopten, die gewählt wurden, war allerdings sehr ähnlich zu denen der Muslime: Kopten gehörten zumeist der ärmsten Bevölkerungsschicht an, aber ins Parlament gewählt wurden zumeist wohlhabendere Landbesitzer, mittelständische Intellektuelle, Jusirten und Ärzte. Zwei Drittel der Distrikte, die Kopten wählten waren in Oberägypten, und ein Drittel in Unterägypten. Die Wafd-Partei war die einzige Partei, die es geschafft har, koptische Kandidaten aus der Nildelta-Region Unterägyptens, wo Kopten nicht sehr zahlreich waren, in Parlament einziehen zu lassen. Sie fühlte sich durch die Ergebnisse bestätigt, was ein klares Zeichen der Stärke der Partei und ein Wille zum Säkularismus und zur nationalen Einheit war.[8][9][10][8]

Einzelnachweise

  1. Arnold Joseph Toynbee: The Islamic world since the peace settlement. Oxford University Press, London 1927, S. 205.
  2. Abdeslam M. Maghraoui: Liberalism without democracy: nationhood and citizenship in Egypt, 1922-1936. Duke University Press, Durham 2006, ISBN 0-8223-3838-6, S. 205.
  3. حزب الوفد (Arabic). Memory of Modern Egypt Digital Archive. Abgerufen am 22. Juli 2010.
  4. Robert Johnston, Arthur Goldschmidt: Historical Dictionary of Egypt. 3. Auflage. Scarecrow Press, 2003, ISBN 0-8108-4856-2, S. 412.
  5. Nationalists Win in Egypt. (fee required) In: The New York Times. 1924-02-25. Abgerufen am 22. Juli 2010.
  6. Robert Johnston, Arthur Goldschmidt: Historical Dictionary of Egypt. 3. Auflage. Scarecrow Press, 2003, ISBN 0-8108-4856-2, S. 412.
  7. Irmgard Schrand, Irmgard M. Sterner: Jews in Egypt: communists and citizens. Lit Verlag Münster 2005, ISBN 3-8258-7516-4, S. 36.
  8. a b Mary Ann Fay: Egypt: The Rise and Decline of the Wafd, 1924–39. Abgerufen am 22. Juli 2010.
  9. Sana Hassan: Christians versus Muslims in Modern Egypt: The Century-Long Struggle for Coptic Equality. New York: Oxford University Press US 2003, ISBN 0-19-513868-6 (Zugriff am 22. Juli 2010)
  10. Martin Sicker: The Middle East in the Twentieth Century. Greenwood Publishing Group 2001, ISBN 0-275-96893-6 (Zugriff am 22. Juli 2010)

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