- Paul von Gans
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Paul Gans, ab 1912 von Gans (* 11. Juli 1866 in Frankfurt am Main; † 18. April 1915 in Garmisch-Partenkirchen) war Chemiker, Erfinder, Mäzen, Automobil- und Luftfahrtpionier, Ballonfahrer, Rennfahrer, Ideenträger der ILA, Begründer der Bayerischen Fliegerschule Oberwiesenfeld bei München und der Deutschen Transatlantischen Flugexpedition.
Leben und Werk
Gans entstammte einer der ältesten deutschen jüdischen Familien mit festem Familiennamen, die seit 1350 erwähnt wird. Ab 1550 war die Familie in der Frankfurter Judengasse ansässig. Paul von Gans war der mittlere Sohn des Friedrich Ludwig von Gans (Firma Cassella) und der Auguste Ettling. Sein Bruder war Ludwig Wilhelm von Gans (Pharma Gans Oberursel) und seine Schwester Adela Wetzlar, in zweiter Ehe Coit (London). Gans hatte drei Kinder, Josef Paul (Jozsi), Margot von Gans, die mit Ernst Udet Schauflüge flog, und Marie Blanche Gräfin Aichelburg.
Vor seinem 17. Geburtstag verließ von Gans Frankfurt und studierte Chemie in Straßburg. Das Thema seiner Dissertation lautete: „Über Monobrombrenztraubensäure und Furazancarbonsäure“, Straßburg 1891.
Gans zog 1892 nach Paris und widmete sich den modernen Entwicklungen wie dem Automobil- und Flugwesen. Er gewann 1896 mit einem Benzwagen mit katalytischer Zündung das Rennen Marseille-Nizza und mit seinem Motorrad 1897 das erste Zweirad-Motocycles-Rennen (La Coupe de Motorcycles) in Frankreich. Er engagierte sich vermehrt für das Flugwesen, weil er dessen Wichtigkeit für Deutschland erkannte. Vorerst widmete Gans sich der Ballonfahrt, ehe er sich mit eigenen Flugzeug-Konstruktionen befasste.
Schon 1895 hatte Gans ein Anwesen in Grainau/Oberbayern erworben, das ihm für seine Erfindungen dienlich sein sollte. Die „Schmölz“ sollte sein ständiger Wohnort werden.
1899 wurde der Bayerische Automobil Club München (B.A.C.) gegründet, dessen Gründungsmitglied er wurde und für die angeschlossene Abteilung II für Flugschifffahrt dessen Vorsitzender. Sein Fluglehrer war August Euler. Der B.A.C. veranstaltete unter anderem Ballonfahrten und Gans ließ sich einen eigenen Ballon „Quo Vadis“ bei der Augsburger Firma Riedinger bauen.
Sein Vermögen und seine Arbeit steckte Paul von Gans ab 1908 in die Vorarbeiten zur Internationalen Luftschiffahrt-Ausstellung Frankfurt 1909, die ursprünglich in München geplant war, dann aber 1909 in seiner Heimat Frankfurt zustande kam. Sein Onkel Leo Gans wurde Vorsitzender im Präsidium. Paul gilt als der Ideenträger der Internationalen Luftfahrt-Ausstellung (ILA) und wird die „graue Eminenz“ des Flugwesens genannt [1].
Gans entwickelte unter anderem ein Fluggerät, nämlich eine Kombination zwischen Eindecker und Schwingenflugapparat mit einem 6 PS Motor. 1910 gründete Paul Gans die „Bayerische Fliegerschule“ in München-Oberwiesenfeld. Er stellte vier einsitzige Bleriot-Eindecker, einen doppelsitzigen Euler-Zweidecker sowie einen Wright-Doppeldecker den interessierten Offizieren zur Verfügung.
1911 gelang es der Heeresverwaltung die Vereinbarungen mit Gans zu lösen und das Kriegsministerium übernahm die private Fliegerschule. Eines seiner Bleriot XI Flugzeuge schenkte von Gans dem Deutschen Museum München, wo es heute noch zu sehen ist.
Zeitgleich war Gans damit beschäftigt, die „Deutsche Transatlantische Flugexpedition“ zu gründen. Mit einem lenkbaren Luftschiff, an dem eine Gondel hing, wollte Gans den Ozean überqueren. Die Route sollte von Teneriffa nach New York führen. Dieses eventuelle neue Beförderungsmittel wurde von Prinz und Prinzessin Heinrich von Preußen 1911 auf den Namen „Suchard“ getauft. Die „Deutsche Transatlantische Flugexpedition“ kam auf Grund des Ersten Weltkrieges jedoch nicht zustande.
Paul von Gans starb mit 49 Jahren. Aus den Werkstätten in Grainau wurde nach 1920 das „Karosseriewerk Schmölz“, das sein Sohn Jozsi von Gans für seine Automobil-Erfindungen nutzte.
Literatur
- Angela von Gans, Monika Groening: Die Familie Gans 1350-1963, Verlag Regionalkultur, Heidelberg 2006, ISBN 978-3-89735-486-9
- Aufzeichnung über die Transatlantische Flug-Expedition, Deutsches Museum, Bibliothek und Deutsches Technik Museum Berlin
- Braunbeck´s Sportlexicon 1912/13, S. 134 sowie 1911/12, S. 137
- Die Deutsche Luftfahrt, Bd. 9
- Flugsport 1909, Nr. 5, S. 122
- Allgemeine Automobil-Zeitung 1908, Nr. 46, S. 51, sowie Nr. 29, S. 64 sowie Nr. 5, S. 52
Einzelnachweise
- ↑ H. Holzer/L. Löffler: Die Bleriot XI im Deutschen Museum, Juli 1988, Ms
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