Ulrich II. Pernauer

Ulrich II. Pernauer
Propst Ulrich Pernauer (Stiftskirche Berchtesgaden)

Ulrich Pernauer († 14. März 1495) (oder auch: Bernauer oder auch von Wernau) war als Ulrich II. von 1486 bis 1495 Reichsprälat und Propst des Klosterstifts Berchtesgaden.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Laut Feulner, Helm und Koch-Sternfeld hieß der Propst Ulrich Pernauer und entstammte dem „Geschlecht Pernauer auf Au an der Isar in Baiern“.[1] Laut Brugger et al. entstammte er jedoch dem Adelsgeschlecht derer von Wernau, die ihren Stammsitz in Wernau bei Ulm hatte. Ebenfalls laut Brugger ließ sich Pernauer angesichts der anstehenden Wahl zum Propst nicht mehr zum „Hallinger“, dem Inhaber des mit dem Salzamt in Schellenberg höchstbewerteten fürstpröpstlichen Verwaltungspostens vereidigen. Dieses Amt hatte während seiner Regentschaft Jörg Sewer und ab 1491 Pernauers Nachfolger Balthasar Hirschauer inne.[2]

Ulrich Pernauers Grab ist in der Berchtesgadener Stiftskirche und sein Hochrelief-Epitaph ähnelt dem Peter Pinzenauers, das zum Modell für die Grabsteine der Berchtesgadener Stiftspröpste des 15. Jahrhunderts wurde.[3]

Status und Wirken

1294 hatte sich bereits die weltliche Eigenständigkeit der um 1100 gegründeten Stiftspropstei durch die Erlangung der Blutgerichtsbarkeit für schwere Vergehen manifestiert. Ab 1380 zum Zepterlehen erhoben und auch im Reichstag mit Sitz und Stimme vertreten, war der Machteinfluss der Stiftspröpste noch weiter gestiegen und Pernauers Status dem eines Reichsprälaten gleichgestellt.[4]

Dank Propst Bernhard Leoprechtinger seit 1455 von der „Metropolitangewalt“ des Fürsterzbistums Salzburg befreit, war Ulrich Pernauer auch in geistlichen Dingen (Spiritualien) nur noch dem Papst unterstellt.[5][6] Pernauer musste jedoch nach wie vor die Verpfändung Schellenberg samt seiner Saline an Salzburg hinnehmen, um die immensen Schulden des Klosterstifts an das Fürsterzbistum zu tilgen.[7] Da die Verpfändung nicht ausreichte, erhob er wie seine Vorgänger von den Berchtesgadener Bauern hohe Steuern. Dennoch sollten die Schulden an Salzburg erst 1556 vollends entrichtet sein.[8]

Literatur

  • Walter Brugger, Heinz Dopsch, Peter F. Kramml: Geschichte von Berchtesgaden: Zwischen Salzburg und Bayern (bis 1594). Plenk, Berchtesgaden 1991
  • Manfred Feulner: Berchtesgaden - Geschichte des Landes und seiner Bewohner. Verlag Berchtesgadener Anzeiger, Berchtesgaden 1986 ISBN 3-925647-00-7
  • A. Helm, Hellmut Schöner (Hrsg.): Berchtesgaden im Wandel der Zeit. Reprint von 1929. Verein für Heimatkunde d. Berchtesgadener Landes. Verlag Berchtesgadener Anzeiger sowie Karl M. Lipp Verlag, München 1973.

Einzelnachweise

  1. Joseph Ernst von Koch-Sternfeld: Geschichte des Fürstenthums Berchtesgaden und seiner Salzwerke. Band 2, S. 88 f.
  2. Walter Brugger, Heinz Dopsch, Peter F. Kramml: Geschichte von Berchtesgaden: Zwischen Salzburg und Bayern (bis 1594). Plenk, 1991. S. 509, 510, 1112
  3. Manfred Feulner: Berchtesgaden - Geschichte des Landes und seiner Bewohner. S. 111
  4. Helm A.: Berchtesgaden im Wandel der Zeit, Stichwort: Geschichte des Landes, S. 108-109
  5. Manfred Feulner: Berchtesgaden - Geschichte des Landes und seiner Bewohner. S. 50-51
  6. Laut A.Helm sind die nach ihm bereits 1254 erhaltenen bischöflichen Insignien schon Zeichen einer direkten päpstlichen Oberhoheit, der das Stift seitdem allein unterstellt gewesen wäre. Siehe Helm A.: Berchtesgaden im Wandel der Zeit, Stichwort: Geschichte des Landes, S. 109
  7. Manfred Feulner: Berchtesgaden - Geschichte des Landes und seiner Bewohner. S. 79
  8. Manfred Feulner: Berchtesgaden - Geschichte des Landes und seiner Bewohner. S. 79-81


Vorgänger Amt Nachfolger
Erasmus Pretschlaiffer Stiftspropst von Berchtesgaden
1486-1495
Balthasar Hirschauer

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