Piskowitz (Nebelschütz)

Piskowitz (Nebelschütz)
Piskowitz
Pěskecy
Gemeinde Nebelschütz
Koordinaten: 51° 17′ N, 14° 11′ O51.28361111111114.188888888889163Koordinaten: 51° 17′ 1″ N, 14° 11′ 20″ O
Höhe: 163 m ü. NN
Einwohner: 206 (2010)
Eingemeindung: 1974
Eingemeindet nach: Rosenthal
Postleitzahl: 01920
Vorwahl: 03578
Piskowitz auf einer Karte von 1884. Südlich des Ortes sind zahlreiche Kiesgruben verzeichnet.

Piskowitz, obersorbisch Pěskecy, ist ein Ort im Zentrum des Landkreises Bautzen in Ostsachsen und gehört seit 1994 zur Gemeinde Nebelschütz. Der Ort liegt in der Oberlausitz und zählt zum Kernsiedlungsgebiet der Sorben. Die Mehrheit der Einwohner spricht Sorbisch als Muttersprache.

Der Ortsname ist vom sorbischen Wort pěsk für „Sand“ abgeleitet und weist auf die Lage des Dorfes auf sandigem Boden hin.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Piskowitz befindet sich etwa sieben Kilometer östlich der Großen Kreisstadt Kamenz an der Straße nach Rosenthal. Der nördlichste Gemeindeteil von Nebelschütz liegt an einem schmalen Zufluss des Klosterwassers im sogenannten „Delany“, dem Niederland der Klosterpflege St. Marienstern, umgeben von ausgedehnten Kiefernwäldern.

Die südliche Umgebung ist sanft-hügelig und steigt im Galgenberg Richtung Wendischbaselitz auf 200 Meter Höhe an. Dagegen ist der Norden flach und fällt leicht ab. Piskowitz grenzt an drei Seiten direkt an ausgedehnte Waldgebiete; nur nach Norden hin ist die Umgebung etwas geöffnet. Die Nachbarorte sind Schmerlitz im Nordosten, der Wallfahrtsort Rosenthal im Osten, Wendischbaselitz im Süden und Deutschbaselitz im Westen. Im Norden befindet sich etwa fünf Kilometer entfernt der Ort Milstrich.

Geschichte

Das Rittergut Piskowitz um 1860

Nördlich von Piskowitz erinnern 17 Hügelgräber daran, dass die nähere Umgebung schon in der Bronzezeit besiedelt war.

Der Ort entstand um ein Rittergut, das schon 1222 als Vasallengut der Kamenzer Burggrafen genannt wurde, wo es dem Ritter Hermann Sexta gehörte[1]. Das Gut wechselte mehrfach seine Besitzer. Die bekanntesten waren die Herren aus dem Hause Zezschwitz. Die Existenz des Gutes endete mit der Bodenreform 1946.

Der Ort selbst wird erstmals 1280 als Pezkwicz erwähnt. Nach der Ortsanlage handelt es sich um ein Platzdorf.

Im Zweiten Weltkrieg diente das Dorf zeitweilig Victor Klemperer als Zuflucht, der es wegen der „Abgeschiedenheit des Nestes“ und der „antinazistischen Bevölkerung“ auswählte[2].

Bis 1974 war Piskowitz eine eigenständige Landgemeinde; dann wurde es zunächst nach Rosenthal eingemeindet und zur Kreisreform 1994 nach Nebelschütz umgegliedert.

Bevölkerung

Für seine Statistik über die sorbische Bevölkerung in der Oberlausitz ermittelte Arnošt Muka in den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts eine Bevölkerungszahl von 197 Einwohnern; darunter waren 187 Sorben (95 %) und zehn Deutsche[3].

Im Jahr 1964 hatte Piskowitz 235 Einwohner. Nach 1990 hat die Einwohnerzahl leicht abgenommen. Die Mehrheit der Einwohner sind Sorben.

Religion

1925 waren 156 der 186 Einwohner katholischen Glaubens (84 %). Der Ort ist römisch-katholisch seit alters nach Nebelschütz gepfarrt, mit einer Unterbrechung von 1716 bis 1765, als Piskowitz zur Pfarrgemeinde Ralbitz zählte. Nahe dem ehemaligen Rittergut befindet sich die Dorfkapelle.

Wirtschaft

Bis ins 20. Jahrhundert hinein wurde in den sumpfigen Gebieten nördlich des Ortes Torf gestochen, sowie südlich von Piskowitz im kleineren Rahmen Kiesgruben betrieben. 1947 wurde ein Braunkohletagebau im Wald zwischen Wendischbaselitz und Piskowitz aufgeschlossen, der bis 1959 aktiv war. Das später geflutete Restloch dient heute als Wassersportübungsgelände und Badegewässer.

Kultur

Piskowitz verfügt über einen Waldsportplatz an der Straße nach Wendischbaselitz, der vom Sportverein Piskowitz (Sportowe towarstwo Pěskecy) genutzt wird. Hier befindet sich auch der Jugendklub.

Quellen

  1. Poenicke, G.A. (Hg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen, Band 3: Markgrafenthum Oberlausitz, S. 79
  2. Viktor Klemperer: LTI. Notizbuch eines Philologen, Leipzig 1996, S. 344 f.
  3. Ernst Tschernik: Die Entwicklung der sorbischen Bevölkerung. Akademie-Verlag, Berlin 1954.

Weblinks

Piskowitz im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen


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