- Kloster St. Marienstern
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Kloster St. Marienstern
KlosterkomplexLage Deutschland
Sachsen
Panschwitz-KuckauBistum Dresden-Meißen Koordinaten: 51° 14′ N, 14° 12′ O51.23267814.201269Koordinaten: 51° 13′ 58″ N, 14° 12′ 5″ O Patrozinium Mariä Himmelfahrt Gründungsjahr 1248 Kongregation Kongregation vom
Reinsten Herzen MariensDas Zisterzienserinnen-Kloster Sankt Marienstern (sorb. Marijina Hwězda) liegt am Klosterwasser in Panschwitz-Kuckau in der sächsischen Oberlausitz.
Sankt Marienstern gehört zu den wenigen Ordenshäusern, die seit ihrer Gründung derselben Bestimmung dienen. 2011 leben und arbeiten neben der Äbtissin Philippa Kraft 17 Zisterzienserinnen im Kloster und widmen sich neben dem feierlichen Stundengebet, der Seelsorge und den Arbeiten in Haus und Garten auch der Betreuung, Ausbildung und Beschäftigung behinderter Menschen, die in mehreren Wohnbereichen untergebracht sind. Teile des Klosters sind frei zugänglich. Dazu gehören: Klosterkirche, Klostergarten, Klostermuseum, Klostergaststätte und Klosterladen. Die Klausur als Lebensraum der Nonnen und der Kreuzgang sind für die Öffentlichkeit naturgemäß nicht zugänglich. Lediglich zur 1. Sächsischen Landesausstellung 1998 hatte der Konvent auch diesen Bereich teilweise für die Ausstellung und deren Besucher geöffnet.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Das Kloster wurde 1248 durch die Herren von Kamenz gestiftet. Im Jahr 1250 wurde das Kloster in den Zisterzienserorden aufgenommen und unter die Aufsicht des Klosters Altzella bei Nossen (Sachsen) gestellt. Die Markgrafen von Brandenburg, die die Lande Bautzen und Görlitz als Lehen ihres Schwagers, des Königs von Böhmen besaßen, stellten die Abtei 1264 unter ihren Schutz. Unter dem Ritter Bernhard III. von Kamenz war ab 1280 die Hauptbauzeit des Klosters. Bis zum Jahre 1285 gelangte der Eigen in Klosterbesitz.
Als 1318 König Johann von Böhmen die Herrschaft über die Lausitz erwarb, übernahm er auch den Schutz des Klosters. Während der Hussitenkriege wurde das Kloster 1429 von den Hussiten geplündert und gebrandschatzt. Im Mittelalter erwarb St. Marienstern ausgedehnte Besitzungen (siehe „Klosterpflege“). Zur Ausübung ihrer weltlichen Herrschaft ernannten die Äbtissinnen einen Klostervogt, der dem Oberlausitzer Adel entstammte. Seit dem 15. Jahrhundert gehörte das Kloster zu den landtagsfähigen Ständen des Markgrafentums Oberlausitz. Es wurde auf dem Landtag durch den Klostervogt vertreten.
Die Reformation überstand das Kloster und mit ihm blieben ein Teil der unter dem Patronat von St. Marienstern stehenden Pfarreien katholisch. Mit Bernstadt stritten die Äbtissinnen Jahrzehnte um die Konfession der dortigen Stadtpfarre, bis sich die protestantischen Bürger endgültig durchsetzten. Nach der Aufhebung des Klosters Altzella (1540) war es längere Zeit umstritten, wer die Visitation des Nonnenklosters und seiner Pfarrer übernehmen sollte. Ansprüche erhoben sowohl die Äbte des Klosters Neuzelle als auch der Domdekan von Bautzen, Johann Leisentrit. Ende des 16. und Anfang des 17. Jahrhunderts wurde Marienstern dann mehrfach durch die Äbte von Strahov und Königsaal in Böhmen visitiert.
Während des Dreißigjährigen Krieges wurde das Kloster St. Marienstern von den Schweden geplündert und beschädigt. Der Konvent floh ins Kloster Blesen (heute Bledzew in Polen). Nach dem Krieg kehrte der Konvent zurück und die Kriegsschäden wurden beseitigt. Der Traditionsrezess von 1635 sicherte den Fortbestand des katholischen Stifts unter der nun anbrechenden Herrschaft der protestantischen Kurfürsten von Sachsen. Mit der Krönung von Kurfürst Friedrich August I. von Sachsen als August II. zum König von Polen und dem damit verbundenen Übertritt der sächsischen Herrscherfamilie zum katholischen Glauben bestanden enge Verbindungen zwischen dem Kloster St. Marienstern und dem sächsischen Herrscherhaus. Während des Großen Nordischen Krieges floh der Konvent erneut aus St. Marienstern, diesmal nach Leitmeritz in Böhmen. Nach Kriegsende und Rückkehr der Nonnen erfolgte von 1716 bis 1732 der barocke Umbau der Klosteranlage.
Nach der Säkularisierung des Klosters Neuzelle kam St. Marienstern unter die Aufsicht von Kloster Osseg in Böhmen (heute Osek in Tschechien). Im Jahr 1826 wurde das St.-Josephs-Institut, eine Mädchenschule mit Internat gegründet. Von 1833 bis 1872 kam es zur allmählichen Ablösung der Klosterdörfer. Die Untertanen des Klosters konnten sich freikaufen. Während der Revolution von 1848 forderten die sächsischen Revolutionäre vergeblich die Auflösung des Klosters St. Marienstern. 1871 wurde die päpstliche Klausur mit strengeren Regeln für das klösterliche Gemeinschaftsleben im Kloster eingeführt.
1923 wurde in St. Marienstern die erste Diözesansynode des wiedererrichteten Bistums Meißen unter Leitung von Bischof Christian Schreiber abgehalten. Mit Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft im Deutschen Reich wurde die Klosterschule von St. Marienstern geschlossen. Im Zweiten Weltkrieg wurden im Kloster zunächst Flüchtlinge aus Bessarabien einquartiert. Später folgten weitere Kriegsflüchtlinge. 1945 flüchtete ein Teil des Konvents erneut ins böhmische Kloster Osseg. Das Kloster blieb auch nach Gründung der DDR 1949 bestehen. Seinen Grundbesitz brachte das Stift in die Kirchliche Land- und Forstwirtschaft ein, die sämtliche Kirchengüter des Bistums Meißen unter der Schirmherrschaft des Bischofs bewirtschaftete. 1973 wurde im Kloster das Maria-Martha-Heim für behinderte Mädchen eröffnet. Im gleichen Jahr musste die Klosterbrauerei ihre Produktion auf Weisung der DDR-Regierung einstellen. Das heutige „Kloster St. Marienstern - Klosterbräu“ wird in Wirklichkeit in Wittichenau hergestellt.
Von 1966 bis 1998 wurde die gesamte Klosteranlage umfassend saniert und restauriert. 1998 fand hier anlässlich des 750. Gründungsjubiläums die 1. Sächsische Landesausstellung Zeit und Ewigkeit statt.
Seit 2004 sind die Mitarbeiter offiziell aufgefordert, im Dienst in Gegenwart von Behinderten und Nichtsorben deutsch zu sprechen. Diese Bestimmung besteht trotz Protesten aus dem In- und Ausland weiterhin.
Brauerei
1700 wurde die Klosterbrauerei St. Marienstern gegründet die bis 1973 bestand.
Klosterpflege
Als Klosterpflege werden die großen Ländereien bezeichnet, die sich ehemals im Besitz von St. Marienstern befanden und zu denen neben mehr als zwei Dutzend zumeist sorbischen Dörfern auch die beiden Landstädtchen Wittichenau und Bernstadt gehörten. Der Kern des damals klösterlichen Gebietes bestand aus dem reicheren „Oberland“ (Horjany) um Panschwitz, Crostwitz und Nebelschütz sowie dem ärmeren, weil weniger fruchtbaren „Niederland“ (Delany) zwischen Räckelwitz und Wittichenau. Die Unterscheidung und daraus resultierende kleine Rivalitäten bestehen noch heute.
Das Gebiet der ehemaligen Klosterpflege deckt sich im Wesentlichen mit dem heutigen katholisch-sorbischen Kerngebiet. Im Unterschied zum evangelischen Teil des Siedlungsgebietes ist Sorbisch hier noch Alltagssprache der Bevölkerungsmehrheit.[1]
Abteikirche
Die spätgotische Hallenkirche zählt zu den ältesten Gebäuden des Klosters. Der dreischiffige Bau wird durch sieben Joche gegliedert. Eine Besonderheit ist, dass der untere Teil des Südschiffes, der durch eine Mauer von der Kirche abgetrennt ist, gleichzeitig den nördlichen Flügel des Kreuzganges bildet, während sich auf dem oberen Teil die sogenannte Chorgasse befindet, die als Verbindungsgang zwischen den Wohnräumen der Schwestern und der Nonnenempore dient, die ihren Platz oberhalb des Kirchenportals im westlichen Mittelschiff hat. Das Kreuzrippengewölbe wird von zwei Reihen achteckiger Säulen getragen und ist mit teils reich verzierten Schlusssteinen versehen.
Orgel
Die von der Firma Eule erbaute Orgel verfügt über 1326 Pfeifen in 20 Registern, verteilt auf 2 Manuale und Pedal. Sie wurde 1997 auf der Seitenempore gebaut und am 21. Oktober desselben Jahres eingeweiht. Zuvor wurde die Jehmlich-Orgel aus der Dresdener Hofkirche genutzt, die dem Kloster zum Dank für die während des 2. Weltkrieges in dessen Kreuzgang ausgelagerte Silbermann-Orgel zur Verfügung gestellt wurde.
- Disposition
I Hauptwerk C–g3 Prinzipal 8′ Rohrflöte 8' Oktave 4' Koppelflöte 4' Sesquialter II 22/3′ Mixtur IV 2′ Tremulant II Hinterwerk C–g3 Gedackt 8′ Viola da Gamba 8' Flauto amabile 8' Spitzflöte 4' Flauto dolce 4' Gemshorn 2' Terz 13/5′ Zimbel III 11/3′ Vox humana 8' Tremulant Pedal c–f1 Subbaß 16' Oktavbaß 8' Baßflöte 8' Choralbaß 4' Fagott 16' - Koppeln (als Züge und Tritte in Wechselwirkung): II-I, I-P, II-P
Äbtissinnen
Die Jahreszahlen in der folgenden Liste entsprechen der urkundlichen Bezeugung der jeweiligen Äbtissin, nicht zwangsläufig der vollständigen Regierungszeit.
- 1. Mabilia von Kamenz, (urkundlich nicht bezeugt)
- 2. Agnes von Kamenz, (urkundlich nicht bezeugt)
- 3. Elisabeth von Crostwitz, 1264–1292
- 4. Kunigunde, 1301–1317
- 5. Utha (Ottilia), 1333
- 6. Adelheid von Colditz, 1334–1355
- 7. Mofka (Monica) von Colditz, 1365–1374
- 8. Amabilia von Colditz, 1374–1377
- 9. Anna von Camenz, 1382–1388
- 10. Sophia von Leisnig, 1405–1426
- 11. Eneda von Waldow, 1426–1433
- 12. Elisabeth von Lobkowitz (?), 1435–1444
- 12a. Barbara, 1456 (Tod urkundlich bezeugt)
- 13. Barbara von Nostitz, 1456–1487
- 14. Elisabeth von Haugwitz, 1491–1515
- 15. Elisabeth von Temritz, 1515–1523
- 16. Margareta von Metzrad, 1524–1543
- 17. Elisabeth von Schreibersdorff, 1544–1551
- 18. Anna von Loeben, 1551–1554
- 19. Anna von Baudissin, 1554–1565
- 20. Christina von Baudissin, 1565–1576
- 21. Lucia Günther, 1576–1584 (Absetzung)
- 22. Christina Kromer, 1584–1592
- 21a. Lucia Günther, 1592–1606
- 23. Katharina Kodizin, 1606–1619
- 24. Ursula Weishaupt, 1619–1623
- 25. Dorothea Schubert, 1623–1639
- 26. Anna Margareta Dorn, 1639–1664
- 27. Katharina Benada, 1664–1697
- 28. Ottilia Hentschel, 1697–1710
- 29. Cordula Sommer, 1710–1746
- 30. Josepha Elger, 1746–1762
- 31. Klara Trautmann, 1762–1782
- 32. Bernharda Kellner, 1782–1798
- 33. Vinzentia Marschner, 1799–1828
- 34. Benedikta Göhler, 1830–1856
- 35. Edmunda May, 1856–1874
- 36. Kordula Ulbrich, 1874–1882
- 37. Bernharda Kasper, 1883–1909
- 38. Anna Lang, 1909–1927
- 39. Bernarda Sterz, 1927–1935
- 40. Catharina Pischel, 1935–1954
- 41. Anna Meier, 1954–1986
- 42. Benedicta Waurick, 1986–2011
- 43. Philippa Kraft, seit 2011[2]
Galerie
Literatur
- Karlheinz Blaschke (Hrsg.): 750 Jahre Kloster St. Marienstern. Festschrift. Herausgegeben im Auftrag von Äbtissin M. Benedicta Waurick und dem Konvent der Zisterzienserinnenabtei St. Marienstern. Stekovics, Halle an der Saale 1998, ISBN 3-929330-96-2.
- Heinrich Magirius: Das Kloster Sankt Marienstern. Union-Verlag, Berlin 1981, (Das christliche Denkmal 116, ISSN 0578-0241).
- Judith Oexle: Zeit und Ewigkeit. 128 Tage in St. Marienstern. Erste Sächsische Landesausstellung, 13. Juni 1998 – 18. Oktober 1998 im Kloster St. Marienstern, Panschwitz-Kuckau. Ausstellungskatalog. Stekovics, Halle an der Saale 1998, ISBN 3-932863-06-2.
- Marius Winzeler: Die neue Schatzkammer des Klosters St. Marienstern. In: Sächsische Heimatblätter 46, 2000, Heft 6, ISSN 0486-8234, S. 326–331.
- Zum Lob und Ruhme Gottes. Kloster St. Marienstern. Herausgeber: Zisterzienserinnen-Abtei St. Marienstern. St. Benno-Verlag, Leipzig 1998, ISBN 3-7462-1278-2.
Einzelnachweise
- ↑ Walde, Martin: Katholisches versus evangelisches Milieu bei den Sorben in: Lětopis 53 (2006) 2, S. 15 ff., Ludowe nakładnistwo Domowina, Budyšin/Bautzen 2006
- ↑ „Äbtissinnenweihe im Kloster St. Marienstern“, ORDEN online.de, 19. September 2011
Weblinks
Commons: Kloster St. Marienstern – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Webseite des Klosters St. Marienstern
- Webseite der Behinderteneinrichtungen des Klosters St. Marienstern
- Eintrag über Kloster St. Marienstern auf ORDEN online
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