Pfostenbruch vom Bökelberg

Pfostenbruch vom Bökelberg

Als Pfostenbruch vom Bökelberg werden die Ereignisse während des am 3. April 1971 in der Fußball-Bundesligasaison 1970/71 ausgetragenen Meisterschaftsspiels zwischen Borussia Mönchengladbach und Werder Bremen im Bökelbergstadion in Mönchengladbach bezeichnet. Infolge eines Zusammenbruchs eines der Tore wurde das Spiel vorzeitig abgebrochen, was zur Einführung von Toren aus Aluminium anstelle der zuvor genutzten Tore aus Holz führte.[1]

Inhaltsverzeichnis

Spielverlauf

Die Borussia empfing Werder Bremen am 27. Spieltag als Tabellenführer auf dem Wege zur Titelverteidigung; der Vorsprung auf den Tabellenzweiten FC Bayern München betrug bei Punktgleichheit lediglich vier Tore. Nachdem Horst Köppel in der 7. Minute zur Führung getroffen hatte, glich Werder Bremen bereits in der 17. Minute durch ein Tor von Heinz-Dieter Hasebrink aus. Nachfolgend blieb das Spiel bis weit in die zweite Halbzeit torlos, bevor Stürmer Herbert Laumen bei dem Versuch, einen Freistoß von Günter Netzer im Bremer Strafraum zu erreichen, in das Bremer Tor lief, wo er sich im Tornetz verhedderte. Durch die Wucht des Aufpralls brach daraufhin der linke Torpfosten in Bodennähe ab und das gesamte Tor fiel in sich zusammen. Laumen sagte dazu:

„Werder-Torwart Günter Bernhard fing ihn ab, ich aber hatte so viel Schwung drauf, dass ich ins Netz flog. Da habe ich gemerkt, dass sich was tut. Ich sah wie das Tor brach, bin dann in Deckung gegangen und lag schließlich wie ein Fisch im Netz. Gefangen. In der Nordkurve gab es daraufhin ein Riesengelächter. Das war ein Spektakel.“

– Interview mit Herbert Laumen bei Welt.de[2]

Nach einigen erfolglosen Versuchen, das Tor wieder aufzustellen, pfiff der Schiedsrichter Gerd Meuser, der sein viertes Bundesligaspiel leitete, das Spiel in der 88. Minute ab, zwölf Minuten nachdem Laumen ins Tor gefallen war.[3]

Borussia Mönchengladbach – Werder Bremen
Ergebnis 1:1 (Spielabbruch in der 88. Minute)

0:2 (Bewertung nach Sportgerichturteil)

Austragungsort Bökelbergstadion Mönchengladbach, 3. April 1971, 14.500 Zuschauer[4]
Schiedsrichter Gerd Meuser (Ingelheim)
Tore 1:0 Horst Köppel (7.)
1:1 Heinz-Dieter Hasebrink (17.)
Borussia Mönchengladbach Wolfgang Kleff, Rainer Bonhof (66. Hans-Jürgen Wloka), Berti Vogts, Ludwig Müller, Hartwig Bleidick, - Peter Dietrich (36. Herbert Laumen), Günter Netzer Mannschaftskapitän, Horst KöppelHerbert Wimmer, Jupp Heynckes, Ulrik le Fevre
Trainer Hennes Weisweiler

Werder Bremen Günter Bernard, Dieter Zembski, Rudolf Assauer, Arnold Schütz, Egon Coordes, Heinz-Dieter Hasebrink, Karl-Heinz Kamp, Bernd Schmidt, Bernd Lorenz, Ole Bjørnmose, Eckhard Deterding
Trainer Robert Gebhardt

Folgen

Am 29. April 1971 erklärte das Sportgericht des Deutschen Fußballbunds Werder Bremen zum Sieger und wertete das Spiel mit 2:0 für Bremen, da Mönchengladbach als Gastgeber die durch den Pfostenbruch aufgetretene Unbespielbarkeit des Platzes zu verantworten und kein Ersatz-Tor bereitgestellt habe. Zudem wurde die Borussia zu einer Geldstrafe von 1500 Deutsche Mark verurteilt. Am Ende der Saison konnte die Borussia trotz der ihr hierdurch entgangenen Punkte als erster Verein der Bundesligageschichte den Meistertitel verteidigen.[5] Nach diesem Vorfall wurden bei allen Bundesligavereinen die Holzpfosten abgeschafft und durch Tore aus Aluminium ersetzt.[1]

Der gebrochene Pfosten liegt heute im Museum der Borussia.[2]

Siehe auch

Literatur

  • Claudia Maria Arndt, Volker Fuchs (Hrsg.): Pfeifenmann und Pfostenbruch. Die Geschichte des Fußballs im Rhein-Sieg-Kreis. In: Veröffentlichung des Geschichts- und Altertumsvereins für Siegburg und den Rhein-Sieg-Kreis. Band 27, Rheinlandia, Siegburg 2006, ISBN 978-3-938535-18-9.
  • Burkhard Fritsche: Pfostenbruch und Fohlenfieber. Szenen aus 100 Jahren Borussia Mönchengladbach. Die Werkstatt, Göttingen 2000, ISBN 3-89533-297-6.
  • Frank Lemke: Fußballmythen in Medien und Literatur am Beispiel von Borussia Mönchengladbach. GRIN, München 2009, ISBN 978-3-640-27103-0, S. 59. (Auszug bei Google Books)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b spiegel.de vom 20. März 2006: Kurzpässe: Jensen mault, ein Tor feiert Geburtstag
  2. a b welt.de vom 16. Oktober 2009: Laumen ist der Herr Pfostenbruch vom Bökelberg
  3. rp-online.de vom 11. August 2008: Borussia - Eine falsche Entscheidung
  4. borussia.de: Die Titelverteidigung
  5. 40 Jahre Pfostenbruch: Etwas war faul im Stadion Bökelberg in: Rheinische Post vom 3. April 2011

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