Polykastro

Polykastro
Stadtgemeinde Polykastro
(1986–2010)

Δήμος Πολυκάστρου (Πολύκαστρο)
Polykastro (Griechenland)
Bluedot.svg
Basisdaten
Staat: Griechenland
Verwaltungsregion: Zentralmakedonien
Präfektur: Kilkis
Geographische Koordinaten: 41° 0′ N, 22° 34′ O4122.566666666667Koordinaten: 41° 0′ N, 22° 34′ O
Höhe ü. d. M.: 33 - 60 - 225 m
Limnotopos - Polykastro - Iriniko
Fläche: 312,717 km²
Einwohner: 12.732 (2001[1])
Bevölkerungsdichte: 40,7 Ew./km²
Sitz: Polykastro
LAU-1-Code-Nr.: 570
Gemeindegliederung: 11 Bezirkef7
Lage in der ehem. Präfektur Kilkis
Datei:Dimos Polykastrou.png

f10f3

Polykastro (griechisch Πολύκαστρο (n. sg.) ‚viel(e) Burg(en)‘; bulg./maz. Rugunovec Ругуновец; ursprünglich Karasuli Καρασούλι, zu türk. kara ‚schwarz‘ und sular ‚Gewässer‘, wohl mit der Bedeutung ‚Sumpf‘) ist eine griechische Kleinstadt und Sitz der Gemeinde Peonia in der Region Zentralmakedonien. Bis 2010 war es eine eigenständige Gemeinde in der Präfektur Kilkis.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Polykastro liegt am Nordrand der zentralmakedonischen Tiefebene am rechten Ufer des Flusses Axios, welcher das Gebiet nach Westen hin gegen den Gemeindebezirk Axioupolis abgrenzt. Im Südwesten grenzt der Gemeindebezirk Evropos an Polykastro. Nördlich von Polykastro beginnt eine hügelige Region, welche sich bis zur griechisch-mazedonischen Grenze erstreckt. Die griechisch-mazedonische Grenze ist zugleich auch die nördliche Begrenzung des Gemeindebezirks, dessen nördlichste Ortschaft Evzoni ist. Im Süden grenzt das Gebiet an die Gemeinde Chalkidona, im Osten an die Gemeinde Kilkis.

Geschichte

Das Gebiet von Polykastro ist seit der Neusteinzeit besiedelt. Zwei Siedlungsreste aus dieser Zeit finden sich zum einen in Axiochori (Amydon) und in Limnotopos (Carabia). In der Bronzezeit nahmen die Paionier die Gegend der heutigen Gemeinde Polykastro in Besitz. Die Siedlung Amydon wurde hierbei zur Hauptsiedlung der Landschaft Paionien.[2][3] Im 5. Jahrhundert vor Christi Geburt eroberten die Makedonen das Gebiet der Gemeinde Polykastro und fügten es dem Königreich Makedonien hinzu.[2][3]

Nach der Niederlage der Makedonen gegen die Römer 168 v. Chr. geriet das Gebiet der heutigen Gemeinde Polykastro unter römische Kontrolle und wurde nachfolgend als Teil der römischen Provinz Macedonia Bestandteil des Römischen Reiches. Während der römischen Regentschaft wurde die Siedlung Amydon zerstört und die Siedlung Tauriana als Vorläufer der heutigen Ortschaft Polykastro gegründet. In der Endzeit der römischen Regentschaft bis zur Reichsteilung 395 n. Chr. war das Gebiet der heutigen Gemeinde Polykastro wiederholt Einfällen von Stämmen im Rahmen der Völkerwanderung ausgesetzt. Nach der Reichsteilung fiel das Gebiet an das Oströmische, das spätere Byzantinische Reich. Aufgrund seiner grenznahen Lage war die Gegend um das heutige Polykastro wiederholt Schauplatz kriegerischer Auseinandersetzungen mit von Norden einfallenden Gegnern des Byzantinischen Reiches. Im 13. Jahrhundert veranlassten die Byzantinischen Kaiser einen Wiederaufbau der vorbestehenden Festungsanlagen.[3][4][5]

Die Byzantinische Herrschaft endete nach einem serbischen Intermezzo um 1350 im Jahr 1397: das Osmanische Reich fügte das heutige Gemeindegebiet seinem Herrschaftsbereich ein.[4] Im 15. Jahrhundert war das wirtschaftliche Standbein der heutigen Gemeinde Polykastro die Landwirtschaft. Neben der ortsansässigen griechischen Bevölkerung bewirtschafteten auch slawische und türkische Einwohner die Landschaft.[6] Während des 16. Jahrhunderts ließen sich in der Gegend Sarakatsani, während des 17. und 18. Jahrhunderts Vlachen in der Region nieder.[7][8]

Während der griechischen Revolution 1821 erhoben sich die Bewohner der heutigen Gemeinde Polykastro erfolglos gegen die osmanische Herrschaft. 1870 erfolgte der Eisenbahnanschluss der heutigen Gemeinde Polykastro (damaliger Name Karasouli) an die Eisenbahnstrecke Skopje-Veles-Gevgelija-Thessaloniki.[9]

Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts wurde das heutige Gemeindegebiet von Polykastro Schauplatz bürgerkriegsähnlicher Zustände. Es kam zu bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen den griechischen und den slawischen Bevölkerungsanteilen sowie der osmanischen Ordnungsmacht. Im Jahr 1900 hatte die Ortschaft Karasouli (heute: Polykastro) nach dem bulgarischen Ethnographen Vasil Kanchov 340 bulgarische, 200 türkische, 55 vlachische und 4 andere Bewohner.[10] Der bulgarische Ethnograph Dimitar Mishev taxierte die Bevölkerung auf 312 Anhänger des Bulgarischen Exarchat, 114 bulgarische Anhänger des Patriarchats von Konstantinopel und 30 Vlachen.[11] Griechischen Quellen zufolge setzte sich die Bevölkerung von insgesamt 7.000 Menschen im heutigen Gemeindegebiet aus 1.000 Griechen, 4.000 Bulgaren und 2.000 Moslems (vorwiegend Türken) zusammen.[12]

Die osmanische Herrschaft endete mit dem Ersten Balkankrieg im Oktober/November 1912, als griechische Truppen das Gebiet der heutigen Gemeinde Polykastro eroberten. Der Friedensvertrag von Bukarest 1913 führte zur endgültigen Einverleibung des heutigen Gemeindegebietes in das damalige Königreich Griechenland. Nach den Balkankriegen verließen die griechischen Bewohner der Siedlungen Gevgelija, Bogandica und Bogorodica (heute alle Republik Mazedonien) und siedelten sich in dem Gebiet der heutigen Gemeinde Polykastro (damals Karasouli) an.

Im Ersten Weltkrieg war das Gemeindegebiet Schauplatz von Kämpfen zwischen den Mittelmächten (Bulgarien, Deutsches Reich, Österreich-Ungarn) und den Alliierten der Entente (Großbritannien, Frankreich, Serbien, Russisches Reich und Königreich Griechenland). 1915 landeten britische und französische Truppen in Thessaloniki und bildeten dort einen Brückenkopf (Saloniki-Front). Das Königreich Griechenland musste angesichts der militärischen Macht die Brückenkopfbildung trotz Neutralitätspolitik tolerieren. Eine 1916 durchgeführte Offensive der bulgarischen Armee brachte auch das Gebiet von Polykastro zeitweilig unter Kontrolle der Mittelmächte, bevor eine alliierte Gegenoffensive im gleichen Jahr die bulgarischen Streitkräfte wieder zurückdrängte. Nach erheblichen innenpolitischen Unruhen und starken außenpolitischen Druck trat das Königreich Griechenland 1917 auf Seiten der Entente in den Krieg gegen die Mittelmächte ein. 1918 konnten alliierte Truppen in einer Großoffensive, darunter auch die Schlacht von Skra-di-Legen, die Truppen der Mittelmächte entscheidend schwächen und diese zu einer Rücknahme der Frontlinie nach Norden zwingen. Im Friedensvertrag von Neuilly 1919 einigten sich Griechenland und Bulgarien auf einen „Bevölkerungsaustausch.“ Dieser hatte zur Folge, dass die bulgarische Bevölkerung die heutige Gemeinde Polykastro verlassen musste. Im Gegenzug wurden griechische Bevölkerungsteile aus Ost-Rumelien angesiedelt. 1919 wurde die Karasouli als Landgemeinde (kinotita) anerkannt.

Die griechische Niederlage im Griechisch-Türkischen Krieg und dessen Abschluss durch den Vertrag von Lausanne 1923 löste einen erneuten „Bevölkerungsaustausch“ aus: die türkische Bevölkerung der heutigen Gemeinde Polykastro musste diese in Richtung Türkei verlassen. Im Gegenzug siedelte sich griechische Bevölkerung aus der Schwarzmeerregion (Pontos), Paphlagonien und Bithynien (Kleinasien) an.

1928 erschien auch der Name Mavrosouli (gr. mavros ‚schwarz‘) für die Ortschaft. Offiziell erfolgte in diesem Jahr aber die Umbenennung in Polykastro.

Im Zweiten Weltkrieg wurde Polykastro am 8. April 1941 von der Deutschen Wehrmacht erobert und bliebt bis Oktober 1944 unter deutscher Besatzung.

1986 wurde die Gemeinde Polykastro mit der Gemeinde Limnotopos unter dem Namen Polykastro fusioniert und zur Stadtgemeinde (dimos) erhoben. Mit der griechischen Kommunalverwaltungsreform Schedio Kapodistrias wurden 1997 einige umliegende Landgemeinden in Polykastro eingemeindet. 2010 fusionierte Polykastro mit vier weiteren Gemeinden zur neuen Großgemeinde Peonia, wo es seither einen Gemeindebezirk bildet

Gliederung

Der Gemeindebezirk Polykastro besteht heute aus folgenden 10 Ortschaften und insgesamt 24 Siedlungen mit insgesamt 12.732 Einwohnern:

  • Ortschaft Polykastro (Δημοτική Κοινότητα Πολυκάστρου; 6.497 Einwohner) mit
    • Polykastro (Πολύκαστρο; Verwaltungssitz) - 6.485 Einwohner
    • Latomio (Λατομείο) - 12 Einwohner
    • Koulineika (Κουλιναίικα) - 0 Einwohner
  • Ortschaft Axiochori (Τοπική Κοινότητα Αξιοχωρίου; 471 Einwohner) mit
    • Axiochori (Αξιοχώρι) - 431 Einwohner
    • Nea Syrakio (Νέο Σιράκιο) - 40 Einwohner
  • Ortschaft Aspros (Τοπική Κοινότητα Άσπρου – Άσπρος; 912 Einwohner) mit
  • Ortschaft Limnotopos (Τοπική Κοινότητα Λιμνοτόπου; 418 Einwohner) mit
    • Limnotopos (Λιμνότοπος) - 130 Einwohner
    • Sitaria (Σιταριά) - 148 Einwohner
    • Nea Kavala (Νέα Καβάλα) - 137 Einwohner
    • Chrysokambos (Χρυσόκαμπος) - 3 Einwohner
  • Ortschaft Vafiochori (Τοπική Κοινότητα Βαφιοχωρίου; 1.012 Einwohner) mit
    • Vafiochori (Βαφειοχωρί) - 781 Einwohner
    • Kotyli (Βαλτούδι) - 60 Einwohner
    • Valtoudi (Κοτύλη) - 40 Einwohner
    • Xirolakkos (Ξηρόλακκος) - 71 Einwohner
    • Chersotopi (Χερσοτόπι) - 60 Einwohner
  • Ortschaft Pefkodasos (Τοπική Κοινότητα Πευκοδάσους – Πευκοδάσος) - 637 Einwohner
  • Ortschaft Mikrodasos (Τοπική Κοινότητα Μικρού Δάσους – Μικροδάσος) - 512 Einwohner
  • Gemeindebezirk Evzoni (Τοπική Κοινότητα Ευζώνων; 1.266 Einwohner) mit
    • Evzoni (Εύζωνοι) - 568 Einwohner
    • Platania (Πλατανιά) - 404 Einwohner
    • Metamorfosi (Μεταμόρφωση) - 287 Einwohner
    • Tsoliades (Τσολιάδες) - 7 Einwohner
  • Ortschaft Pondoiraklia (Τοπική Κοινότητα Ποντοηρακλείας; 820 Einwohner) mit
    • Pondoiraklia (Ποντοηράκλεια) - 812 Einwohner
    • Kastro (Κάστρο) - 8 Einwohner
  • Ortschaft Korona (Τοπική Κοινότητα Κορώνας – Κορώνα) - 70 Einwohner
  • Ortschaft Iriniko (Τοπική Κοινότητα Ειρηνικού – Ειρηνικό) - 117 Einwohner

Verkehr

Polykastro wird von zwei Verkehrsarten bedient: dem Straßenverkehr und dem Eisenbahn. Wichtigste Straßenverkehrsachse ist die Autobahn 1, welche von Norden (mazedonische Grenze bei Evzoni) nach Süden in Richtung Thessaloniki und weiter nach Athen führt. Die Autobahn 1 (ehemals neue Nationalstraße 1) wurde in der Zeit der griechischen Militärdiktatur von 1967 bis 1974 gebaut. Polykastro besitzt eine eigene Autobahnanschlussstelle (Polykastro/Kilkis). Ab dieser ist die Autobahn 1 in Richtung mazedonischer Grenze mit zwei Richtungsfahrbahnen mit jeweils 2 Fahr- und 1 Standstreifen ausgebaut. Ca. 1 km südlich der Anschlussstelle Polykastro/Kilkis existiert nur eine Fahrbahn mit Gegenverkehr (1 Fahr- und Standstreifen pro Richtung). Ein Ausbau auf Autobahnstandard soll erfolgen. Die weitere wichtige Straßenverbindung stellt die von Osten (Kilkis) nach Westen (Axioupolis) verlaufende Provinzstraße dar. Diese überquert den Fluss Axios und ist die letzte leistungsfähige Straßenbrücke auf griechischer Seite in Richtung Norden. Auf dem Straßennetz wird der öffentliche Nah- und Fernverkehr mit Bussen realisiert. Die alte Nationalstraße 1, welche richtungsparallel zur Autobahn 1 in der Nähe des Axios verläuft, hat nur untergeordnete Bedeutung.

Die Eisenbahnlinie Idomeni-Thessaloniki passiert den Fluss Axios in Höhe der Ortschaft Polykastro. Nach Norden führt diese Eisenbahnlinie über Axioupolis und Idomeni nach Mazedonien (Gevgelija, Veles, Skopje). Nach Süden führt die Eisenbahnlinie nach Thessaloniki bzw. Athen. Polykastro besitzt einen eigenen Bahnhof. Die Bahnstrecke ist als eine der ersten Fernverkehrsstrecken des griechischen Eisenbahnnetzes elektrifiziert worden und ist durchgängig zweispurig ausgelegt.

Die Schifffahrt spielt trotz der unmittelbaren Nachbarschaft des großen Fluss Axios keine Rolle, da dieser nicht schiffbar ist.

Westlich der Ortschaft Polykastro befindet sich ein kleiner Flughafen. Dieser wird ausschließlich als Luftwaffenstützpunkt genutzt.

Einzelnachweise

  1. Informationen des griechischen Statistischen Dienstes
  2. a b "History of Macedonia I" N. G. L. Hammond, 1972
  3. a b c In Greek "Macedonia: 4.000 years of Greek Civilization" Sakellariou, 1990
  4. a b "Historical Maps of Europe" Centennia, U.S.A. 1992
  5. In Greek: "History of Modern Hellenism 1204-1985" K. Vakalopoulos, Thessaloniki
  6. In Greek: "Modern History of Macedonia 1830-1912" K. Vakalopoulos, Thessaloniki
  7. In Greek "Macedonia: 4.000 years of Greek Civilization" Sakellariou, 1990
  8. In Greek: "History of Modern Hellenism 1204-1985" K. Vakalopoulos, Thessaloniki
  9. Dikaeos Vassiliadis, "History of Polykastro", Polykastro
  10. Vasil Kanchov. „Makedoniya. Etnografiya i Statistika“. Sofiya, 1900. Seite 151.
  11. D.M.Brancoff. "La Macédoine et sa Population Chrétienne". Paris, 1905, р.194-195.
  12. In Greek "Macedonia: 4.000 years of Greek Civilization" Sakellariou, 1990

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