- Vielschreiber
-
Vielschreiber oder Polyscribent ist eine abwertende Bezeichnung für Akademiker, die zwar viele, aber kaum relevante oder innovative wissenschaftliche Publikationen veröffentlichen.
Inhaltsverzeichnis
Hintergrund
Wer Privatdozent oder Professor werden möchte, muss auf wissenschaftlichen Kongressen und in Fachzeitschriften viel publizieren: „Wer schreibt, der bleibt.“ Der Impact Factor ermöglicht zwar eine (gewisse) Bewertung der publizierten Arbeiten, mindert aber nicht den Profilierungszwang. So können Eitelkeit und Geltungsbedürfnis junge wie etablierte Akademiker dazu verführen, mehr zu schreiben als sie eigentlich zu sagen haben. In schöner Selbstironie bezeichnen britische Mediziner ihre Publikationsliste deshalb als „bull shit list“. Eine treffende Glosse schrieb der Kieler Kinderkardiologe Paul Heintzen: PR, PRO, PROF, PROFI, PROFIL, PROFIT.
Im Wissenschaftsbetrieb kann man jede Arbeit unterbringen und jede Arbeit ablehnen – „Publish or perish!“
„Ever tried. Ever failed. No matter. Try Again. Fail again. Fail better.“
– Samuel Beckett, Worstward Ho (1983)
Beispiele
Belletristik
„Vielschreiber“ gibt es auch in der Belletristik und Trivialliteratur. Allerdings stillt ihre Arbeit eher ein Unterhaltungsbedürfnis der Leser als einen wissenschaftlichen Mitteilungsdrang. Weniger abschätzig werden sie denn auch als Erfolgsautoren, in der englischen Sprache als prolific writers bezeichnet. So gibt es Listen mit den produktivsten Autoren der Literaturgeschichte. Berühmte Beispiele sind Heinrich Clauren, Felix Dahn, Karl May und Alexandre Dumas der Ältere.
Literatur
- Alan Graham Apley: Watson-Jones-Lecture: Surgeons and Writers. Journal of Bone and Joint Surgery (Br) 67-B (1985), S. 140-144 (Übersetzt von Rüdiger Döhler in: Mitteilungsblatt der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Traumatologie 4/1986, S. 46-56)
- Paul Heintzen: „Profil müßte man haben ...“ – ein Beitrag zur Karnevalszeit. Zeitschrift für Kardiologie 91 (2002), S. 276-282, Digitalisat
Weblinks
Wikimedia Foundation.