- Prager Aufstand
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Prager Aufstand Teil von: Prager Operation, Zweiter Weltkrieg
Denkmal für den Prager Aufstand in PragDatum 5. Mai–8. Mai 1945 Ort Prag Ausgang Waffenstillstand
Befreiung der StadtKonfliktparteien Deutsches Reich Tschechischer Widerstand
Russische Befreiungsarmee
SowjetunionBefehlshaber Karl Hermann Frank
Rudolf Toussaint
Carl von PücklerOtakar Machotka
Sergei Bunjatschenko
Iwan KonewVerluste 1.000 Tote 1.694 Tote
300 Tote
30 ToteUnbekannte Anzahl an Toten in der deutschen und tschechischen Zivilbevölkerung Der Prager Aufstand (tschechisch: Pražské povstání) bezeichnet eine militärische Erhebung des tschechischen Widerstandes gegen die deutschen Besatzungstruppen im besetzen Prag. Er begann am 5. Mai 1945 durch eine Meldung im tschechischen Radio und endete mit einem Waffenstillstand sowie mit dem Abzug der Wehrmacht aus Prag am 8. Mai 1945. Einen Tag später zog die Rote Armee in die befreite Stadt ein.
Inhaltsverzeichnis
Ausgangslage
Die Tschechoslowakei war durch das Münchener Abkommen zerschlagen worden und auf dem ehemaligen tschechischen Staatsgebiet vom Deutschen Reich unter Adolf Hitler das Protektorat Böhmen und Mähren eingerichtet. Tschechische Intellektuelle wurden verhaftet und deportiert, die Karls-Universität wurde geschlossen und das öffentliche Leben dem deutschen gleichgeschaltet.
Größere Repressalien erlebte die tschechische Bevölkerung - neben der Judenverfolgung - lediglich bei den Vergeltungsmaßnahmen infolge der Ermordung des Reichsprotektors Reinhard Heydrich durch tschechoslowakische Exilanten. Dennoch wurden viele deutsche Exilanten, die im liberalen Nachbarland Schutz gesucht hatten, von der Gestapo aufgegriffen und deportiert.
Ende April 1945 hatte die Rote Armee Berlin eingeschlossen und die Stadt selbst und weiter südlich Dresden eingenommen. Im Osten durchstießen sie die Karpaten und befreiten die Slowakei. Im Südosten endete die Schlacht um Budapest und die ehemalige österreichische Hauptstadt Wien wurde eingenommen. Im Westen erreichten die US-Armee die Elbe und trafen bei Torgau auf die sowjetischen Truppen. München und Nürnberg waren ebenfalls gefallen. Damit standen an den ehemaligen tschechoslowakischen Grenzen überall alliierte Einheiten.
Im Frühjahr 1945 existierten in Böhmen und Mähren kleinere und größere Partisanenverbänden mit einer Gesamtstärke von 7.500 Mann, die systematisch die Nachschubswege der deutschen Front angriffen. Ähnlich wie die Bedrohung durch die sowjetische Partisanen hinter der Ostfront war es den Deutschen nicht mehr möglich in der Nacht manche Gebiete ohne Schaden zu betreten.
Der Aufstand
Vom 30. April bis zum 1. Mai 1945 ließ der SS-Obergruppenführer (General) und General der Polizei Karl Hermann Frank über das Radio in Prag verbreiten, dass jeder Versuch eines Aufstandes in einem „Meer aus Blut“ enden würde. Grund dafür war das Wissen der Bevölkerung und der damit verbundenen Unruhe, dass die Alliierten bald die ehemalige tschechoslowakische Hauptstadt erreichen würden. Ein Großteil der Prager strömte bereits in die Straßen um die kommenden Befreier willkommen zu heißen. Frank ordnete daher an die Straßen zu räumen und erteilte einen Schießbefehl sollte sich jemand der Anordnung widersetzen.
Am 5. Mai wurde der Aufstand durch die Morgensendung im tschechischen Radio ausgelöst. In einer Mischung aus deutscher und tschechischer Sprache begann der Moderator Zdeněk Mančal seine Sendung mit den Worten Je sechs hodin (dt.: Es ist sechs Uhr) und führte fortan nur noch in tschechisch durch das Programm.[1] Damit unterlief er die strikte Anweisung des deutschen Intendanten nach zweisprachigen Sendungen. Der Intendant Ferdinand Thürmer rief daraufhin deutsche Soldaten zum Sender, die dort auf tschechische Widerstandskämpfer trafen. Der Gefechtslärm war im Radio zu hören, woraufhin sich immer mehr Prager gegen die deutsche Herrschaft erhoben. Deutsche Schilder wurden runtergerissen, tschechoslowakische Fahnen gehisst und Barrikaden gebaut.
Im Laufe des Tages des 5. Mai konnte der tschechische Widerstand die SS-Einheiten am Radiogebäude besiegen und ebenso das Gestapo- und Sipo-Hauptquartier einnehmen. Am Nachmittag bezog das Nationalkomitee des Widerstand das Rathaus. Währenddessen breitete sich der Aufstand immer weiter aus. Immer mehr deutsche Einheiten in der Stadt wurden attackiert und wurden ihrer Waffen entledigt. Ebenso konnte der Ministerpräsident der Protektoratsregierung, Richard Bienert, auf dem Weg zum Radiosender festgenommen werden. Offiziell wollte er dort das Ende des Protektorats verkünden.[2] In den Abend- und Nachtstunden des Tages begann ein deutscher Gegenangriff mit schweren gepanzerten Kräften. Diese befanden sich außerhalb der Stadt, wollten eine Verbindung zu den Einheiten in der Stadt aufbauen und schließlich den Aufstand niederzuschlagen. Durch den Angriff änderte sich das Kräfteverhältnis und die Deutschen erzwungen ein Patt sowie eine Stabilisierung ihrer Situation.
Am Morgen des 6. Mai waren über 1.000 Barrikaden errichtet worden. Die tschechischen Truppen hatten die Hälfte der Stadt unter ihre Kontrolle bringen können können. Über die ganze Stadt verteilt, waren deutsche Garnisonen eingekesselt worden. Für eine Aufgabe dieser Kessel kappten die Aufständischen die Strom-, Wasser- und Telefonverbindungen. Auf beiden Seiten begannen in dieser Frühphase bereits Ausschreitungen gegen unbewaffnete Opfer.
Deutscher Gegenangriff
Außerhalb der Stadt stehende deutschen Verbände rückten sofort in die Stadt ein und versuchten die dortigen Kräfte zu unterstützen. Hauptziel war die Einnahme und Sicherung der Eisenbahnlinien und der Kommunikationszentren der Stadt, um rechtzeitig eine gesicherten und schnellen Rückzug zur amerikanischen Front herstellen zu können, bevor die Rote Armee die Stadt erreicht.
Am 6. Mai versuchten die Deutschen das Radiogebäude zurückzuerobern. Schwerer tschechischer Widerstand im Gebäude selbst und an den Barrikaden auf den benachbarten Straßen ließ dieses Vorhaben scheitern, so dass der Einsatz von Bombern folgte. Daraufhin mussten die Tschechen die Leitung des Aufstandes an einem anderen Ort vornehmen.
Mit dem Erreichen der tschechischen Stadt Pilsen durch die US-Armee waren die Hoffnungen der Aufständischen groß, dass die amerikanischen Panzertruppen bald die Hauptstadt erreichen würden. Unbekannt war ihnen die vereinbarte Demarkationslinie der Alliierten, die 70 km vor Prag verlief. Aufrufe des tschechischen Radios an die Amerikaner, den Aufstand zu unterstützen, blieben deswegen unbeantwortet. Der Standort der sowjetischen Front war genauso unbekannt, wie auch die Tatsache, dass die Deutschen durch die Prager Operation sich auf dem Rückzug befanden.
Angriff der Waffen-SS
Durch die geringen Fortschritte der Wehrmacht griffen am 7. Mai Verbände der Waffen-SS mit schweren Waffen in die Kämpfe ein. Gepanzerte Einheiten drangen in die Stadt ein, Artillerie und Luftwaffe verwüsteten sie. Dabei wurden viele historischen Gebäude beschädigt oder zerstört. Bereits nach wenigen Stunden befanden sich die deutschen Kräfte in einer besseren Lage als die Aufständischen, die nur wenige Panzerabwehrwaffen und für diese auch nur wenige Munition besaßen. Der Befehlshaber der Waffen-SS in Böhmen und Mähren SS-Gruppenführer (Generalleutnant) Carl Friedrich Graf von Pückler-Burghauss forderte, dass das historische Stadtzentrum durch Brandbomben den Erdboden gleichzumachen sei, mit den Worten Das ganze Nest muss brennen.[3]
Frontwechsel der ROA
Während des deutschen Gegenangriffes begann die antibolschewistische Russische Befreiungsarmee (ROA oder Wlassow-Armee) auf der Seite der Aufständischen und gegen die Waffen-SS zu kämpfen. Im Gegensatz zum tschechischen Widerstand verfügte die ROA über schwere Waffen, Panzer und erfahrene Veteranen von der Ostfront. Trotz des Frontwechsels plante die ROA nicht in Prag zu verweilen. Wlassow besaß nicht die vollständige Unterstützung der tschechischen Anführer und musste daher fürchten, dass er und seine Einheiten an die Sowjets verraten werden. Daher brach die Russische Befreiungsarmee bald die Kämpfe ab und stieß den amerikanischen Truppen entgegen, um sich ihnen zu ergeben.
Rückzug der Deutschen
Im Anbetracht der Tatsache, dass keine alliierte Hilfe eingetroffen war und die Zerstörung der Stadt zunahm, beschlossen die Aufständischen mit den Deutschen unter dem Militärgouverneur von Prag, Rudolf Toussaint, Verhandlungen aufzunehmen. Ergebnis der Verhandlungen waren ein Waffenstillstand, der den deutschen Truppen und den deutschen Zivilisten freies Geleit aus der Stadt zusicherte, während auf der anderen Seite die Deutschen die Zerstörung der Stadt einstellen würden.
Befreiung
Am 9. Mai marschierte die Rote Armee in Prag ein. Bereits zuvor standen in den Vororten der Stadt seit dem Beginn des Aufstandes Aufklärungseinheiten der US-Armee, die jedoch nicht in die Kämpfe eingreifen konnten.
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Radio Prag: Geschichte im Rückblick - wie man sich in Tschechien an den Prager Aufstand erinnert, vom 5. Mai 2005.
- ↑ Radio Prag: Die Protektoratsregierungen, vom 27. März 2004.
- ↑ stern.de: Prag:„Das ganze Nest muss brennen“, vom 5. Mai 2005.
Quellen
- Bartosek, Karel: The Prague Uprising, Artia, Prag, 1965.
- stern.de: Prag: „Das ganze Nest muss brennen“, vom 5. Mai 2005.
- Radio Prag: 60 Jahre Prager Aufstand - 60 Jahre Kampf um den Rundfunk, vom 5. Mai 2005.
- Radio Prag: Die Protektoratsregierungen, vom 27. März 2004.
- Radio Prag: Geschichte im Rückblick - wie man sich in Tschechien an den Prager Aufstand erinnert, vom 5. Mai 2005.
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