Rabbi (Gelehrter)

Rabbi (Gelehrter)

Als Rabbi (hebräisch רַבִּי), von hebräisch Raw (רַב), „Großer“, plus Possessivsuffix -i (י-), deutsch wörtlich „mein Lehrer“ oder „mein Meister“, Plural: Rabbinen oder Rabbis, werden seit dem Altertum jüdische Gelehrte bezeichnet, die die Vorschriften der Torah auslegen. Daneben wird Rabbi auch als Ehrentitel für besonders schriftkundige Gelehrte und Rabbiner sowie als Anrede verwendet.

Geschichte

Rabbi Akiba (ca. 50-132), Illustration in der Mantua-Haggadah von 1560

Als Vorläufer der Rabbinen gelten die bei Josephus Flavius und im Neuen Testament als Pharisäer bezeichneten, deutsch nach der Übersetzung von Martin Luther meist Schriftgelehrte genannten Vertreter des Judentums zur Zeit des Zweiten Tempels. In der jüdischen Tradition gehen die Rabbinen bis auf Moses zurück, der als Mosche Rabbenu, Moses unser Lehrer, bezeichnet wird.[1]

Begriffsklärung

Das Substantiv Raw (רַב) bedeutet in der Hebräischen Bibel „Großer, Bedeutender“, der Titel Raw oder Rabbi kommt jedoch nicht vor.

Talmud

In der Mischnah bezeichnet Raw einen Meister, im Gegensatz zum Sklaven.[2] Die ältesten Belege für die Bezeichnung Rabbi – die sephardische Schreibweise und Aussprache lautet dagegen Ribbi (רִבִּי) – in der Bedeutung „mein Lehrer“, „mein Meister“ stammen aus der Zeit kurz nach der Zerstörung des zweiten Tempels durch die Römer im Jahr 70. Bald danach setzte ein Bedeutungswandel des Wortes ein, bei dem das Possessivsuffix „mein“ (-i) seine Bedeutung verlor und der Titel Rabbi neu auch ohne Bezug zwischen Schüler und Lehrer als Titel für Gelehrte verwendet wurde.[1]

Neues Testament

Im frühen Christentum trägt auch Jesus den Titel Rabbi, beispielsweise in Mk 9,5 LUT und Joh 1,38 LUT.[3]

Die Stelle in Mt 23,7-8 LUT, in der die Pharisäer und Schriftgelehrten unter anderem dafür kritisiert werden, dass sie gern „auf dem Markt gegrüßt und von den Leuten Rabbi genannt werden“, könnte darauf hinweisen, dass Rabbi ein erst kurz vorher eingeführter Titel war.[2]

Verbreitung

Der Titel Rabbi wurde in talmudischer Zeit nur an ordinierte Gelehrte in Erez Israel verliehen und bezeichnet folglich entweder einen Tannaiten oder palästinischen Amoräer, während die Gelehrten in Babylon, die nicht ordiniert wurden, den Titel Raw trugen.

Funktion

Die Rabbinen der talmudischen Zeit waren Interpreten der schriftlich und mündlich überlieferten Gesetze und gingen daneben einer beruflichen Tätigkeit nach, mit der sie ihren Lebensunterhalt verdienten. Der Rabbiner als geistliches Oberhaupt einer jüdischen Gemeinde, wie er heute bekannt ist, entstand erst im Mittelalter.[2]

Gegenwart

Im heutigen deutschen Sprachgebrauch wird Rabbi als Ehrentitel für einen Torah- und Talmudgelehrten verwendet, im modernen Hebräisch auch in der Bedeutung „Herr“. Im Englischen hat rabbi (ausgesprochen [ˈræbaɪ]) sowohl die Bedeutung Rabbi wie Rabbiner. Im Deutschen wird deshalb oft der Rabbiner nach englischer Schreibweise als Rabbi bezeichnet.

Einzelnachweis

  1. a b Günter Stemberger: Der Talmud: Einführung - Texte - Erläuterungen. 4. Auflage, C.H.Beck, München 2008, S. 17 ISBN 978-3-406-08354-9 auszugsweise online. Abgerufen: 27. Januar 2011
  2. a b c Louis Isaac Rabinowitz: Rabbi, Rabbinate. In: Encyclopaedia Judaica. Michael Berenbaum und Fred Skolnik (Hg). Band 17. 2. Auflage, Macmillan Reference USA, Detroit 2007, S. 11. online Gale Virtual Reference Library (englisch). Abgerufen: 27. Januar 2011
  3. Gerhard Müller (Hg.): Theologische Realenzyklopädie, Band 28. Walter de Gruyter, Berlin 1997, S. 80f. ISBN 3-11-015580-X auszugsweise online. Abgerufen: 27. Januar 2011

Weblinks

  • Wiktionary Wiktionary: Rabbi – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

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