Rake Receiver

Rake Receiver

Als Rake-Receiver, auch Rake-Empfänger, bezeichnet man Empfangsgeräte für digitale Signale welche auf den Mehrwegempfang ausgelegt sind. Ein Rake-Empfänger besteht aus mehreren Teilempfängern, welche das Empfangssignal zeitlich hintereinander empfangen und auswerten. Durch die Aneinanderreihung der einzelnen Teilempfänger ergibt sich eine Struktur welche in der schematischen Darstellung wie ein Rechen (engl. Rake) aussieht und dieser Empfangsstruktur ihren Namen gibt.

Anwendungen findet der Rake-Empfänger insbesondere bei mobil genutzten Funkübertragungen welche auf dem Codemultiplexverfahren (CDMA) bzw. Wideband CDMA basieren. Dies sind beispielsweise Empfänger für die Mobilfunkstandards wie UMTS, CDMA2000 oder bei dem Wireless Local Area Network (WLAN).

Inhaltsverzeichnis

Funktionsprinzip

Der Rake-Empfänger ist durch Korrelation in der Lage aus einem Signal, das sich wegen des Mehrwegeempfanges über mehrere Pfade ausbreitet und sich zeitlich versetzt überlagert, gezielt Signalkomponenten herauszugreifen und diese konstruktiv, das heißt mit einer Verbesserung des Signal/Rauschleistungsverhältnisses, zu empfangen.

Damit eine Entzerrung der Mehrwegeausbreitung mit einem Rake-Receiver möglich ist, muss das zu übertragende Datensignal vor der Modulation mit einer in den meisten Fällen antipodalen (bipolaren) Spreizsequenz multipliziert werden. Durch das eingesetzte Direct Sequence Spread Spectrum (DSSS) wird die Bandbreite gespreizt. Die empfängerseitige genaue Kenntnis der Spreizsequenz und ihres Startzeitpunkts ermöglicht dann eine Rückgewinnung der Komponenten des Sendesignals, die sich über Pfade mit unterschiedlichen Laufzeiten ausgebreitet haben. Hierbei macht man sich die Eigenschaften der Autokorrelation und der Kreuzkorrelation der verwendeten Spreizsequenz zu Nutze.

Prinzip der Bandspreizung

Das Datensignal d(t) sei ein bipolares Datensignal, das aus rechteckförmigen Impulsen besteht, also

d(t)=\sum\limits_{\nu=-\infty}^{\infty}c_{\nu}\cdot g_r(t-\nu T_d) mit c_{\nu} \in \{-1,1\} und 
g_{r}(t)=\begin{cases} 
1  & t \in [\frac{-T_{d}}{2};\frac{T_{d}}{2}] \\
0  &\text{sonst.}
\end{cases}

Die Symboldauer des Datensignals d(t) ist damit Td. Dieses Sendesignal nimmt eine gewisse spektrale Bandbreite von Δfd in Anspruch. Diese ergibt sich aus der Fouriertransformation des Datensignals. Wegen des qualitativ gegenläufigen Zusammenhangs von Symboldauer und Spektralflächenbandbreite, der zumindest bei gleichwahrscheinlichen Sendebits auftritt, erscheint es unmittelbar einleuchtend, dass die Bandbreitenbelegung durch d(t) unmittelbar gegenläufig mit der Symboldauer verknüpft ist. Die Multiplikation mit der ebenfalls bipolaren Spreizsequenz

p(t)=\sum\limits_{\mu=-\infty}^{\infty}c_{\mu}\cdot g_p(t-\mu T_c) mit c_{\mu} \in \{-1,1\} und 
g_{p}(t)=\begin{cases} 
1  & t \in [\frac{-T_{c}}{2};\frac{T_{c}}{2}] \\
0  &\text{sonst.}
\end{cases}
: und weiterhin  \frac{T_{d}}{T_{c}}=:N \text{ mit } N \in \mathbb{N} führt zu dem Signal
s(t)=(\sum\limits_{\mu=-\infty}^{\infty}c_{\mu}\cdot g_p(t-\mu T_c))\cdot(\sum\limits_{\nu=-\infty}^{\infty}c_{\nu}\cdot g_r(t- \nu T_d))

Weil nun die Symboldauer des Datensignals ein ganzzahliges Vielfaches der Symboldauer der Spreizsequenz ist, ist anschaulich sofort klar, dass in s(t) höhere Frequenzen, als in d(t) auftreten. Die Symboldauer der Spreizsequenz heißt Chipdauer. Ein Chip beschreibt einen Zustand, also ein Symbol, der Spreizsequenz. Eine genauere Analyse verrät, dass das von d(t) belegte Frequenzband um den Faktor N breiter geworden ist. Aus diesem Grund nennt man die Größe N, die der Länge des Spreizcodes entspricht, Spreizfaktor. Eine genauere Beschreibung des Prinzips der spektralen Spreizung ist im Artikel Codemultiplexverfahren zu finden.

Anforderungen an Codesequenzen

Rake-Receiver eignen sich besonders zur Entzerrung von sogenannten Makropfaden. Ein Makropfad zeichnet sich dadurch aus, das die Laufzeit des Signals auf dem jeweiligen Pfad sehr viel größer ist als die Chipdauer. Wesentliche Eigenschaft der verwendeten Spreizsequenz bei der Einzelnutzerübertragung ist ihre Autokorrelationseigenschaft. Anschaulich beschreibt die Autokorrelation die lineare Ähnlichkeit eines Signals zu sich selbst, wenn das Signal um eine bestimmte Zeit verschoben wird. Siehe hierzu den Artikel Autokorrelation.

Eine geeignete Spreizsequenz hat idealerweise eine scharfe und periodische Autokorrelationsfunktion. Scharf bedeute hierbei, dass die periodische Autokorrelationsfunktion der Spreizsequenz bei Verschiebungen, die einem ganzzahligen Vielfachen von N\cdot T_{c} entsprechen ihren Maximalwert annimmt, aber die lineare Ähnlichkeit der Spreizsequenz zu sich selbst, bereits bei Verschiebungen von \pm T_{c} verschwunden ist.

Spreizsequenzen, die diese Anforderung theoretisch perfekt erfüllen sind Signale, die sogenannten M-Sequenzen, welche sich systematisch mit Hilfe von Schieberegistern gewinnen lassen. Man sagt: Zwei unterschiedliche, um mindestens eine Chipdauer unterschiedlich verzögerte M-Sequenzen sind exakt orthogonal zueinander. Diese Eigenschaft zusammen mit der Tatsache, dass die Multiplikation einer (bipolaren) Spreizsequenz mit sich selbst, also gleichverzögert, zu jedem Zeitpunkt genau 1 ergibt ist die Grundlage der Funktionsweise des Rake-Receivers.

Beispiel der Zweiwegeausbreitung

Blockschaltbild eines Rake-Receivers mit zwei Korrelatoren

In diesem Abschnitt soll die Übertragungskette des Datensignals d(t), das Sendeseitig mit der Spreizsequenz p(t) gespreizt wird, am Beispiel von Zweiwegeausbreitung dargestellt werden. Das Signal p(t) erfülle zumindest näherungsweise die Forderung nach einer scharfen periodischen Autokorrelationsfunktion. Das Szenario ist in nebenstehenden Bild dargestellt.

Die Laufzeit t1 sei größer als die Laufzeit t0. Der Rake-Receiver mit zwei Korrelatoren (Rake-Fingern) ist im rechten Teil der Graphik vertikal angeordnet, während der Übertragungskanal als horizontal angeordnetes Laufzeitsystem zu erkennen ist. Betrachtet werden nun die beiden Rake Finger und die in ihnen stattfindenden Operationen:

Im ersten Finger wird das Empfangssignal zunächst mit der um t1 verzögerten Spreizsequenz gewichtet und anschließend über eine Symboldauer des Datensignals integriert (gemittelt). Anschließend erfolgt die Multiplikation mit der Kanalspezifischen Verstärkung c_{1}^*. Das Produkt von c_{1}^* und c1 sei eine von Null verschiedene reelle Zahl, welche von der An- und Abwahl, so wie der sinnvollen Gewichtung der Rake-Finger abhängt. Dann gilt für das Ausgangssignal des ersten Rake-Fingers:


\begin{align}
y_1(t) & = \frac{c_1^*}{T_\mathrm{d}}\int\limits_{0}^{T_\mathrm{d}}[c_0 \cdot d(t-t_0)\cdot p(t-t_0)+c_1\cdot d(t-t_1)\cdot p(t-t_1)]\cdot p(t-t_1)\,\mathrm{d}t \\
       & = \frac {c_1^*}{T_\mathrm{d}}\int\limits_{0}^{T_\mathrm{d}}[c_0 \cdot d(t-t_0)\cdot p(t-t_0)]\cdot p(t-t_1)\,\mathrm{d}t+\frac{c_1^*}{T_\mathrm{d}}\int\limits_{0}^{T_\mathrm{d}}[c_1\cdot d(t-t_1)\cdot p(t-t_1)]\cdot p(t-t_1)\,\mathrm{d}t
\end{align}

Wegen der oben geforderten Korrelationseigenschaften der Spreizsequenz ist aber

p(t-t_0)\cdot p(t-t_1)=0 \forall t und p(t-t_1)\cdot p(t-t_1)=1 \forall t.

Damit gilt:

y_1(t)=c_1\cdot c_1^* \cdot \bar{d}(t-t_1)

Während im zweiten Rake-Finger das Empfangssignal zunächst um die Laufzeitdifferenz auf beiden Pfaden verzögert wird, was unmittelbar sinnvoll erscheint, wenn man bedenkt, dass die beiden Signalanteile, die sich über die beiden Kanalpfade mit den Verzögerungen t1 und t0 ausbreiten,für eine konstruktive Überlagerung Phasenrichtig addiert werden müssen. Es gilt dann:


\begin{align}
y_2(t) & = \frac{c_0^*}{T_\mathrm{d}}\int\limits_{0}^{T_\mathrm{d}}[c_0 \cdot d(t-t_0-t_1+t_0)\cdot p(t-t_0-t_1+t_0)+c_1\cdot d(t-2t_1+t_0)\cdot p(t-2t_1+t_0)]\cdot p(t-t_1)\,\mathrm{d}t \\
       & = \frac{c_0^*}{T_\mathrm{d}}\int\limits_{0}^{T_\mathrm{d}}c_0 \cdot d(t-t_1)\cdot p(t-t_1)\cdot p(t-t_1)\,\mathrm{d}t +\frac{c_0^*}{T_\mathrm{d}}\int\limits_{0}^{T_\mathrm{d}} c_1\cdot d(t-2t_1+t_0)\cdot p(t-2t_1+t_0)\cdot p(t-t_1)\,\mathrm{d}t
\end{align}

Wegen der geforderten Korrelationseigenschaften der Spreizsequenz gilt analog zum ersten Rake-Finger:

p(t-2t_1+t_0)\cdot p(t-t_1)=0 \forall t und p(t-t_1)\cdot p(t-t_1)=1 \forall t.

und damit für das Ausgangssignal des zweiten Rake-Fingers:

y_2(t)=c_0\cdot c_0^* \cdot \bar{d}(t-t_1)

Das Datensignal d(t) lässt sich damit aus y(t) = y1(t) + y2(t) empfangsseitig zurückgewinnen.

Literatur

  • John G. Proakis, Masoud Salehi: Communication Systems Engineering. 2. Auflage. Prentice-Hall, 2002, ISBN 0-13-095007-6.
  • C. Lüders: Mobilfunksysteme. Vogel Buchverlag, Würzburg 1996.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Rake receiver — A rake receiver is a radio receiver designed to counter the effects of multipath fading. It does this by using several sub receivers called fingers , that is, several correlators each assigned to a different multipath component. Each finger… …   Wikipedia

  • Flexible rake receiver — In a Flexible Rake Receiver, signal reception is performed with a single correlator engine and a stream buffer storing the entire delay spread of baseband input/output (I/O) samples. The primary advantage of the proposed approach is flexible… …   Wikipedia

  • Rake — may refer to:* Rake (angle), various angles in bicycle and motorcycle geometry * Rake (cellular automaton), a cellular automaton pattern that moves while regularly emitting spaceships * Rake (character), a man habituated to immoral conduct. *… …   Wikipedia

  • Rake — bezeichnet einen Ort in der Grafschaft Hampshire, England, siehe Rake (Hampshire) eine Gitarrenspieltechnik Rake (Musik) den Nachnamen von Christer Rake (* 1987), norwegischer Radrennfahrer den Nachnamen von Joachim Rake (1912−2000), deutscher… …   Deutsch Wikipedia

  • Denis Rake — (1902 1976) fut, pendant la Seconde Guerre mondiale, un agent secret britannique ayant servi dans le Special Operations Executive. Envoyé en mission en France comme opérateur radio, il travailla en 1942 pour les réseaux SPRUCE et PRIVET et en… …   Wikipédia en Français

  • Code division multiple access — This article is about a channel access method. For the mobile phone technology referred to as CDMA, see IS 95 and CDMA2000. Multiplex techniques Circuit mode (constant bandwidth) TDM · FDM  …   Wikipedia

  • Handoff — In cellular telecommunications, the term handoff refers to the process of transferring an ongoing call or data session from one channel connected to the core network to another. In satellite communications it is the process of transferring… …   Wikipedia

  • Fading — This article is about signal loss in telecommunications. For the poetry book, see Fading (book). For other uses, see Fade (disambiguation). Frequency selective time varying fading causes a cloudy pattern to appear on a spectrogram. Time is shown… …   Wikipedia

  • Spread spectrum — Passband modulation v · d · e Analog modulation AM · …   Wikipedia

  • IS-95 — Samsung cdmaOne mobile phone disassembled Interim Standard 95 (IS 95) is the first CDMA based digital cellular standard by Qualcomm. The brand name for IS 95 is cdmaOne. IS 95 is also known as TIA EIA 95. It is a 2G mobile telecommunications… …   Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”