Ravni kotari

Ravni kotari

Als Ravni kotari (deutsch etwa „ebene Bezirke“) bezeichnet man das Umland und Hinterland der norddalmatinischen Stadt Zadar in Kroatien. Es zählte vor den Jugoslawienkriegen zu den am meisten mit Nationalitäten ethnisch gemischten Mosaik innerhalb Jugoslawiens.[1]

Inhaltsverzeichnis

Lage

Die Region erstreckt sich vom Norden der Halbinsel Vrsi bis nach Benkovac, das gleichzeitig als administratives Zentrum der Region gilt. Sie grenzt im Osten und Süden an das dalmatinische Hinterland, die Bukovica und die Dalmatinska Zagora, sowie im Norden an die Insel Pag.

Geschichte

Die ersten Siedler der Region waren, wie in ganz Dalmatien, die Illyrer, die hier die Siedlung Diadora (serbokroatisch: Zadar) gründeten. Im 2. Jahrhundert v. Chr. unterwarfen die Römer Zadar und damit auch das gesamte Umland der Stadt.

Größere Bedeutung erhielt die Region wieder nach dem Niedergang des weströmischen Reiches, als Zadar Hauptstadt des byzantinischen Themas Dalmatien wurde.

Um das Jahr 1000 wurde das Gebiet unter venezianischen Schutz gestellt, nachdem die Herrschaft lange zwischen sich bekämpfenden Franken und Byzantinern gewechselt hatte.

Mit der Landnahme der Slawen auf dem Balkan im 8. und 9. Jahrhundert n. Chr. waren die illyrischen Siedler mehr und mehr verdrängt worden und nun besiedelten die Slawen das Gebiet. Im 10. und 11. Jahrhundert hatten kroatische Herrscher die Herrschaft über das Gebiet inne, bis Kroatien 1102 eine Personalunion mit Ungarn bildete.

Ab Anfang des 12. Jahrhunderts folgten mehrere Angriffe Venedigs auf Zadar, bis die Stadt während des vierten Kreuzzugs erobert wurde. Mit dem Aufstieg des großserbischen Königreichs im 13. und 14. Jahrhundert unter Stefan Dušan siedelten auch vermehrt orthodoxe Serben in Dalmatien und somit auch nach Ravni kotari, wo sie drei serbische Klöster in der Bukovica gründeten.

Als die osmanische Expansion nach Europa anfing, wurde die Region nach dem Niedergang Serbiens auf dem Kosovo und ungarischen Verlusten zwischen Venedig und den Osmanen aufgeteilt. Hierbei fungierte das Dorf Islam als Grenzpunkt. Das serbisch-orthodoxe Dorf Islam Grčki und der östliche Teil der Region wurden unter osmanische Herrschaft gestellt und das kroatische römisch-katholische Islam Latinski und das westliche Gebiet der Ravni kotari blieben in venezianischer Hand.

Venedig fiel im Jahr 1797 und die Ravni Kotari und Zadar gingen an Österreich über. Letzteres musste die Region 1805 an Frankreich abtreten, das sie zu den illyrischen Provinzen schlug. Zur Zeit der französischen Herrschaft erschien in Zadar die erste Zeitung in kroatischer Sprache, der Kraljski Dalmatin (1806−1810).

Im Dezember 1813 kam die Region nach einer sechstägigen Beschießung Zadars durch Kapitulation wieder an Österreich, in dessen Besitz es bis 1918 blieb. Die Region gehörte nun zum Königreich Dalmatien, das eines der österreichischen Kronländer war.

Nach dem Ersten Weltkrieg fiel Zadar durch den Grenzvertrag von Rapallo (1920) an Italien, die Ravni Kotari gehörten jedoch nun dem Königreich der Serben Kroaten und Slowenen (später Königreich Jugoslawien) an. Zadar bildete also ein italienisches Exklave im ansonsten jugoslawischen Dalmatien.

Mit dem Balkanfeldzug der Achsenmächte im Jahr 1941 fielen die Ravni Kotari, wie das übrige Dalmatien, an das faschistische Italien. Diese Zeit war von blutigen Auseinandersetzungen der Bevölkerung gegen die Besatzer, aber auch untereinander geprägt. So führten Kroaten und Serben einen Untergrundkrieg gegen die Italiener, bekämpften sich aber auch gegenseitig auf sehr brutale Weise.

Um den Ursprung dieses "Bürgerkrieges" nachvollziehen zu können, muss man sich die Geschichte des Königreichs Jugoslawien näher ansehen. Seit seiner Gründung plante die kroatische rechtsextreme Organisation Ustaša, die Abspaltung Kroatiens von Jugoslawien, da diese der Ansicht war, der Vielvölkerstaat würde von Serben "dominiert" werden und würde das kroatische Volk innerhalb Jugoslawiens zu einer Minderheit herabstufen. Als nun die Achsenmächte Jugoslawien überfielen, da es dem Dreimächtepakt nicht beitreten wollte, nutzten sie den Unmut der kroatischen Bevölkerung gegenüber den Serben und der Regierung in Belgrad aus, um einen faschistischen Satellitenstaat zu erschaffen, der Rassengesetze und Parlament ähnlich dem Dritten Reich einführte. Nun wurden die Serben, genau wie die Juden in Deutschland, geächtet und verfolgt. In den Ravni Kotari, die italienische Besatzungszone waren und deshalb nie unter die Kontrolle Kroatiens gelangten, entlud sich nun der Hass der kroatischen Bevölkerung gegen die die Serben und umgekehrt.

Als der Zweite Weltkrieg sich dem Ende neigte und der Zusammenbruch der faschistischen Organisationen in Jugslawien (serbische Faschisten, Četniks und kroatische Faschisten, Ustaša) und der Besatzer sich abzeichnete, eroberte schließlich die Jugoslawische Volksbefreiungsarmee das Gebiet und stellte den Frieden wieder her. Seitdem gehörte das Gebiet dem sozialistischen Jugoslawien an.

Bevölkerung

Die Bevölkerung der Ravni Kotari war seit dem 13. Jahrhundert bis 1995 stets ausgewogen. Im Landesinneren (Richtung Bukovica und Knin) stellten Serben die eindeutige Bevölkerungsmehrheit. Außerdem war die Stadt Benkovac mehrheitlich von Serben besiedelt. In Zadar und dem Küstengebiet, sowie Biograd na Moru waren Kroaten in der Mehrheit. Anzumerken ist, dass der Bevölerungsanteil der Serben in Zadar bis 1991 20 % und in Biograd na Moru 10,5 % betrug.

Mit dem Beginn des Jugoslawien-Krieges 1991, konnte die Jugoslawische Volksarmee die mehrheitlich serbischen Dörfer und Gemeinden der Ravni kotari befreien und begann 1991 mit der Belagerung Zadars. Die Belagerung dauerte bis 1993 an, als die kroatische Armee mit der Maslenica-Offensive begann, bei der die Maslenica-Brücke von kroatischen Einheiten zerstört wurde. Die nun serbische Armee (die Jugoslawische Volksarmee hatte sich 1992 offiziell aufgelöst) musste sich zurückziehen und konnte nicht verhindern, dass die drei ausschließlich von Serben bewohnten Dörfer, Islam Grčki, Kašić und Smoković durch die kroatische Armee vollständig vernichtet wurden. Die Anzahl der zivilen Opfer ist nicht bekannt, jedoch konnten nicht alle Menschen rechtzeitig evakuiert werden, sodass sie in ihren Häusern blieben, heute jedoch als vermisst geführt werden. Über ihr Schicksal ist weiter nichts, oder nur sehr wenig bekannt, die kroatische Armee dementiert Kriegsverbrechen an serbischen Zivilisten. Die Häuser der Dorfbewohner wurden nach dem Einmarsch der kroatischen Armee absichtlich gesprengt, um eine baldige Wiederkehr der Flüchtlinge auf Dauer zu verhindern, oder gar unmöglich zu machen.

Bedeutende Persönlichkeiten

Janković Stojan, Heerführer der dalmatinischen Serben und Widerstandskämpfer gegen das osmanische Reich

Vuk Mandušić, ebenfalls Heerführer der dalmatinischen Serben und Widerstandskämpder gegen das osmanische Reich

Savatije Ljubibratić, serbischer Bischof

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://www.hic.hr/books/creation/part-07.htm

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